Der Verrat Der Drachen: Roman
Ordnung.« Es bestand schließlich die Möglichkeit, dass Nilah ihr nicht gestatten würde, zu gehen.
Erleichterung huschte über das Gesicht der jungen Frau. »Gut. Schön.«
Shaan ging. Sie konnte es nicht ertragen, Nilahs dankbare Miene zu sehen. Als sie die Tür zu den Gemächern hinter sich schloss, begegnete sie Rorc, der gerade den Pfad heraufkam.
Sie blieb stehen. Plötzlich war ihr beklommen zumute.
»Shaan«, sagte er, blieb dann stehen und sah sie seltsam an. »Was ist?«
Sie begriff, dass ein Teil ihres Entsetzens ihr am Gesicht abzulesen sein musste, und zwang sich rasch, sich zu entspannen. »Nichts«, sagte sie. »Nilah war nur schwierig, das ist alles.«
»Natürlich.« Sein Mund wurde hart. »Du solltest den Palast jetzt verlassen.«
»Was, jetzt sofort?«
Er warf einen Blick über die Schulter auf die Wache am Tor und senkte die Stimme. »Deine Arbeit hier ist getan. Geh zu Balkis; er wird dich beschützen.«
»Ich brauche keinen Schutz«, sagte sie, »und ich kann noch nicht gehen; Nilah will, dass ich mit ihr zur Ratssitzung gehe.«
»Das ist der letzte Ort, an dem du sein solltest. Ich werde dort verkünden, dass ich mich an diesem Krieg nicht beteiligen werde – das werden sie als Verrat betrachten, und der Palast wird danach kein sicherer Ort mehr für irgendjemanden sein, der mit mir in Verbindung steht, dich eingeschlossen. Jetzt geh zu Balkis’ Quartier und bleib dort. Die Götter wissen, dass Tuon mir nie verzeihen würde, wenn dir etwas zustößt.«
Tuon? Kam sie etwa bald zurück? Shaan wollte fragen, aber der Ausdruck seiner Augen hielt sie davon ab. »Was soll ich Nilah sagen?«
»Nichts. Du musst gehen.«
»Ich kann sie doch nicht einfach zurücklassen. Was ist mit ihren Wachen? Sie werden mich aufhalten.«
»Widersprich mir nicht. Die Wachen werden keine Schwierigkeiten machen, dafür habe ich schon gesorgt. Und denk nicht einmal daran, zu bleiben. Ich habe Glaubenstreue hier bereit, um sicherzustellen, dass du gehst, falls du mir nicht gehorchst.«
Sie hielt seinem Blick wütend stand. »In Ordnung«, sagte sie. »Aber ich gehe zu Tallis, nicht zu Balkis.«
Unerwartet lächelte Rorc. »Wenn es sein muss.« Und er ging davon.
Shaan stand einen Moment lang da und sah die geschlossene Tür an; dann kehrte sie rasch in ihr Zimmer zurück, um ihre Sachen zu holen.
15
T uon eilte aus Pasiphaes Haus zum Strand hinunter. Es war früh am Morgen, und der Himmel war blassgrau; eine kühle Brise wehte vom Ozean heran.
»Ganz gleich, weshalb sie Euch gerufen hat, es wird immer noch dasselbe sein, wie schnell Ihr auch ankommt«, sagte Ivar und schritt weiter aus, um mitzuhalten.
Tuon warf einen Blick zurück zu ihm. »Es muss eine Nachricht aus der Stadt sein, wenn sie so früh nach mir verlangt. Ich muss wissen, was geschehen ist.«
An den meisten der letzten paar Tage hatte sie ihre gesamte Zeit im alten Haus des Propheten im Dschungel verbracht und war mit Ivar die Schriftrollen durchgegangen. Die Hüterin hatte Tuon endlich gestattet, die unterirdische Kammer aufzusuchen, Veila aber den Zugang dazu verweigert. Jeden Tag hatte Tuon so viel kopiert, wie sie es mit Ivars Hilfe nur irgend gekonnt hatte, und die Notizen am Abend der Seherin gebracht. Sie hatte Veila am Vorabend gesehen und hatte nicht damit gerechnet, sich vor Sonnenuntergang wieder mit ihr zu beraten, aber jetzt hatte sie den Gedanken an das, was auf den Schriftrollen stand, im Hinterkopf, während sie sich Sorgen machte, was Rorc ihnen wohl geschickt haben mochte. Sie stieß einen Palmwedel beiseite, und Ivar wich ihm aus, bevor er ihm ins Gesicht peitschen konnte.
»Passt doch auf.«
»Tut mir leid«, sagte Tuon, sah sich aber nicht um, während sie den Pfad zum Strand hinunterrannte. Veila stand den Wellen zugewandt am Meeresufer, und Tuon rief nach ihr, während sie sich ihr näherte. Die Seherin drehte sich um; sie hielt einen flatternden Pergamentstreifen zwischen den Fingern.
»Was ist?«, fragte Tuon, als sie sie erreichte. Veilas Gesicht war schwer zu deuten; ihre zarten Züge waren ruhig wie immer, aber Tuon glaubte, einen Hauch von Unbehagen in ihren Augen zu sehen.
»Die Führerin hat den Freilanden den Krieg erklärt«, sagte sie.
»Was?!« Tuon nahm den Pergamentstreifen, den Veila ihr hinhielt, und las die daraufgekritzelten Worte:
Nilah hat Freilanden Krieg erklärt. Lorgon steht dahinter. Muss mich darüber hinwegsetzen, Clans vereinen. Kommt rasch zurück. Rorc.
»Ich hatte
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