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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Grinsen zu ihm hoch, als gerade ein weiterer Pfeil an ihnen vorbeisauste und über die Pflastersteine schrammte. Sie konnte die Jäger nicht sehen, aber sie hörte, wie Holz einstimmig ächzte, als sie die Bogensehnen spannten und eine Verteidigungslinie aus Stahlspitzen bildeten. Die Bogen der Jäger waren länger und hatten größere Durchschlagkraft als diejenigen, die die Wachen trugen, und ihre Zielgenauigkeit war tödlich.
    »Rückzug!«, rief jemand, und es kamen keine Pfeile von den Wachen mehr. Die Verführer zogen ihre Klingen und traten stumm vor, um die Jäger zu flankieren, während Rorc und seine Männer das Tor erreichten.
    Sie beugten sich alle von der Mauer vor, um etwas zu sehen, und Shaan spürte, wie Tallis auf seine Macht zurückgriff. Wenn sie eine Waffe gehabt hätte, hätte sie sich nicht wie ein Kind an die Mauer drücken müssen, dachte sie.
    »Ich würde die Eier eines Muthus um meinen Speer geben«, murmelte Irissa. Shaan lächelte fast. Sie hörten das Geräusch von Schilden, die zu einer Verteidigungsformation zusammengeführt wurden, und eine Stimme rief: »Die Führerin befiehlt Euch, Euch zu ergeben!«
    »Verschwindet!«, antwortete Balkis, und die Luft war wieder vom Klang einer Pfeilsalve erfüllt, einem Warnschuss. Sie konnte Rorcs Kopf in der vordersten Reihe der Bogenschützen erspähen.
    »Lasst ab!«, rief er. »Ihr habt versucht, den Anweisungen des Rats zu folgen, aber es ist Euch nicht gelungen. Zwingt mich nicht, den Befehl zu geben.«
    Das Knarren von Bogen, die gespannt wurden, ertönte erneut, und Shaan wusste, dass die Pfeile diesmal auf die Köpfe der Wachen zielten.
    »Es sind noch mehr Männer unterwegs, und wir haben einen Haftbefehl des Rats gegen Euch!«, rief der gleiche Mann wie zuvor. Kurzes Schweigen trat ein, und Shaan konnte sich vorstellen, wie Rorcs Gesicht aussah, als er ihn anschaute, mit jenem kalten, furchteinflößenden Blick.
    »Die Neun haben den Eid vergessen, der auf die Gründung dieser Stadt abgelegt wird«, sagte Rorc. »Ich will Euch nicht leichtfertig das Leben nehmen, Hauptmann, aber ich werde es tun, um Tausende zu retten. Ihr kennt mich, und Ihr wisst, dass Eure Männer uns nicht das Wasser reichen können.«
    Einen Moment lang waren nur die gedämpften Geräusche der Stadt zu hören, die zu ihnen empordrifteten, aber dann hörte Shaan das unverkennbare Gleiten von Stahl in Leder, als die Wachen nachgaben.
    »Ihr könnt Euch hier nicht für immer verstecken, Kommandant«, rief der Hauptmann. Rorc antwortete nicht, aber gleich darauf ertönten die Schritte gestiefelter Füße, die davonmarschierten, und Shaan wusste, dass die Wachen sich zurückzogen – zumindest für den Augenblick.
    »Wegtreten«, ertönte Balkis’ Befehl ein paar Minuten spä ter, und dann drängte Rorc sich durch die Reihe von Jägern, gefolgt von den Männern, die ihn und Balkis flankiert hatten, den er gleich innerhalb des Tors kurz aufhielt, um leise mit ihm zu sprechen. Hinter ihm kamen die Bogenschützen wieder herein; dann wurde das große, hölzerne Tor, das in die Stadt führte, zugeschwungen und der schwere Riegel vorgelegt.
    Rorc kam mit Balkis und Attar auf sie zu. Seine Augen blickten hart, waren aber auch von einem erschöpften Wissen um die Unausweichlichkeit erfüllt. Aus einem oberflächlichen Schnitt in seinem linken Arm sickerte Blut, aber abgesehen davon war er unverletzt; sein Schwert dagegen war blutbefleckt. Der Drang zu heilen keimte wieder auf, und Shaan ballte die Hände neben sich zu Fäusten. Er ist mein Vater; ich muss ihm helfen. Der Gedanke huschte ihr durch den Kopf, und sonderbarerweise empfand sie einen Moment lang Panik, als er näher kam, so, als könnte er es plötzlich bemerken – oder als ob sie nicht in der Lage sein würde, sich davon abzuhalten, sich zu verraten. Tallis sah sie mit warnendem Stirnrunzeln an. Nein , ertönte seine Stimme in ihrem Verstand, so klar, als ob er ihr ins Ohr geflüstert hätte. Es geht ihm gut . Ihr Herz klopfte heftig, und Balkis sah sie seltsam an, als er dem Kommandanten zu ihnen folgte. Shaan versuchte, die Angst aus ihren Augen zu verscheuchen. War der Drang zu heilen jetzt stärker, weil sie wusste, wer Rorc war, oder nahm er einfach an Heftigkeit zu?
    »Tallis, Shaan.« Rorcs Blick war so kühl und ruhig wie stets. Dann sah er Irissa neben Shaan stehen. »Speerschwester.« Er neigte den Kopf. »Tallis hat mir erzählt, dass du mit seiner Mutter gekommen bist. Willkommen.«
    Irissa nickte

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