Der Verrat Der Drachen: Roman
hatte ihnen Platz eingenommen, ein wuchtiger, schwarzer Obsidianklotz, spiegelglatt. Feuchtwarme Luft umgab sie, und ein weicher Teppich lag unter ihren Füßen.
Meine Liebe . Die Stimme war heiser vor Begehren. Eine Hand liebkoste ihr Kreuz; Finger fuhren ihr die Wirbelsäule hinauf, um sich um ihren Nacken zu schließen. Shaan geriet in Verzweiflung, als er sie herumdrehte und sie seine dunklen Augen im schwachen Licht funkeln sah. Seine Hand legte sich um ihre Brüste, während seine Lippen auf ihre herabsanken, und sie fuhr heftig aus dem Schlaf hoch.
Einen Moment lang lag sie da und schöpfte Atem; dann setzte sie sich auf. Sie war allein. Balkis hatte sich noch vor Sonnenaufgang verabschiedet, um zur Mauer zurückzukehren. Trupps bewaffneter Wachsoldaten lagerten nun vor allen Toren der Drachenanlage, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie beschließen würden, den Versuch zu machen, einzudringen. In der Nacht waren Shaan und Balkis – am Ende – zu den Baracken hinuntergegangen, um die beiden Glaubenstreuen zu treffen, die sie begleiten würden, um Nilah aus dem Palast zu schmuggeln. Der Verführer hatte gesagt, man nehme an, der Rat warte darauf, dass Rorc den ersten Schritt tue, aber sie mussten sichergehen, und Balkis musste da sein, um die Verteidigung anzuführen, wenn etwas geschah. Shaan berührte mit den Fingern ihre Wange, die noch immer von den Bartstoppeln an seinem Kinn brannte, und wünschte sich, die hohle Furcht in ihr wäre verschwunden.
Sie schob das Bettzeug beiseite und schwang ihre Beine auf den Boden. Die Fliesen waren kühl unter ihren Füßen. Tageslicht strömte durch die Spalten der Fensterläden, und im Zimmer fühlte sich alles heiß und stickig an. Sie stand auf, ging zum Fenster und öffnete es, atmete die salzige Morgenluft ein und spürte die leichte Brise auf ihrer nackten Haut. Wenn alles gut ging, würden sie Nilah aus dem Palast geholt haben und auf dem Weg zu den Clans sein, bevor die Sonne wieder aufging – und Balkis würde sich Azoth nähern. Wenn alles gut ging.
Der Anhänger an ihrem Hals schwang an seiner Silberkette hin und her, als sie die Ellenbogen aufs Fensterbrett stützte und durch die Bäume hinaus aufs Meer blickte. Sie hielt ihn fest, ließ das Sonnenlicht darauf funkeln: Es war eine Träne aus leuchtendem grünen Stein, beinahe wie ein Drachenauge, die, von sechs Blutperlen umgeben, in Gold gefasst war. Balkis hatte ihr den Anhänger geschenkt, nachdem sie in sein Haus zurückgekehrt waren. Der Schmuck war schon seit drei Generationen in seiner Familie. Sie war sich nicht ganz sicher, was das zu bedeuten hatte: kein Antrag, aber mehr als ein Geschenk. Den Anhänger zu tragen verschaffte ihr das Gefühl, zu jemandem zu gehören, und sie hatte sich noch nicht entschieden, ob ihr das gefiel.
Sie spürte im Geiste eine Annäherung.
Shaan ? Tallis‘ Stimme drang in ihren Gedanken zu ihr, und sie erkannte, dass er auf dem Weg zu ihr war. Sie ließ den Anhänger los, streifte sich rasch ihre Kleider über und ging ihm entgegen.
Er stand draußen an einen Baum gelehnt, als sie die Tür zu Balkis’ Haus hinter sich schloss.
»Morgen.« Er nickte ihr zu. »Hast du überhaupt Schlaf gefunden?«
Sie wusste, dass er sie und Balkis gespürt hatte, aber sein Tonfall, der beinahe neckend war, überraschte sie. Sie hatte nicht gedacht, dass er Balkis besonders mochte.
»Ein wenig«, sagte sie.
»Also weiß er jetzt auch über Rorc Bescheid.«
»Ist das ein Problem?«
Er zuckte die Schultern. »Ich freue mich für dich.«
»Wirklich? Wann wirst du das Balkis sagen?«
Das Lächeln schwand aus seinem Gesicht. »Wenn alles gut geht, werden wir Zeit haben, über andere Dinge zu sprechen«, sagte er, und ein kleiner Muskel zog sich schmerzhaft in ihr zusammen.
»Wir hatten gestern Nacht ziemliches Glück«, sagte er. »Die Inseldrachen sind hier.«
»Hier?«
»Ja. Rorc und meine Mutter waren bei mir, als ich sie gespürt habe.«
Ein kalter Schauer, wie Furcht, huschte ihr die Wirbelsäule entlang. Also wusste Rorc jetzt Bescheid.
»Was ist geschehen?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht, Mutter will nicht darüber reden, und als ich Rorc heute Morgen gesehen habe, war er bei den Glaubenstreuen, also … Ich weiß nicht, was er von uns hält.«
»Ich meinte die Drachen«, sagte Shaan.
»Ich weiß, aber ich dachte, es wäre dir vielleicht zumindest ein bisschen wichtig, wie unsere Mutter sich fühlt.« Er schenkte ihr einen enttäuschten Blick, und
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