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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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behalten.«
    »Ich habe überlebt.«
    »Ja, aber um welchen Preis?«
    »Es geht mir gut«, sagte Shaan. Sie begann sich ungeduldig zu fühlen, festgenagelt. »Ich hatte eine Art Mutter, dann hatte ich die Straßenbande, und dann hat Torg mir ein Zimmer gegeben. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    »Das sehe ich, aber das ist nicht dasselbe wie eine Familie zu haben, und ich hoffe, dass du mir das eines Tages vergeben wirst.« Es lag tiefe Traurigkeit in Mailuns Stimme, und Shaan schämte sich für ihre Reaktion auf den Schmerz ihrer Mutter.
    »Was ist mit Kommandant Rorc geschehen?«, fragte sie unvermittelt. Sie konnte es nicht über sich bringen, ihn ihren Vater zu nennen.
    Mailun starrte aufs Meer hinaus und sagte mit leiser, angespannter Stimme: »Wir haben uns gestritten. Er war … wütend, glaube ich. Traurig. Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen. Er ist noch immer so schwer zu durchschauen wie früher – obwohl ich denke, dass ich eine derjenigen war, die ihn am besten kannten. Er war nie ein Mann, der viel von sich preisgegeben hätte.«
    »Warum hat er dich verlassen?«, fragte Shaan.
    »Weil er Angst hatte, dass das an ihm selbst, was er für falsch und befleckt hielt, auch mich beflecken würde.« Sie presste die Lippen zusammen. »Aber er war ein Narr. Man kann nicht das Schlimmste, was einem innewohnt, vor denen verbergen, die man liebt. Ich habe viele Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass es sein Versagen und nicht meines war, das zu seiner Flucht führte. Es war schwer, die Lektion zu lernen.«
    Mailuns Geständnis erfüllte Shaan mit Unbehagen – und auch mit Zorn auf den Kommandanten. Der Schmerz, der immer noch unterschwellig in der Stimme ihrer Mutter durchklang, war deutlich wahrzunehmen.
    »Ist das ein Schiff?«, sagte Irissa plötzlich und deutete aufs Meer hinaus.
    Shaan kniff die Augen zusammen und folgte dem Finger der jungen Frau. Am Horizont im Norden hielt ein Schiff auf den Hafen zu. Tuon! Erleichterung und Vorfreude erfüllten sie. Ihre Freundin, die sie besser als sonst irgendjemand kannte, würde endlich zurück sein! Aber dann schwächte sich ihr Entzücken ab. Wusste Tuon um alles, was ihr zugestoßen war? Wusste sie von Tallis? Und nun waren da auch noch Balkis und ihre Eltern … So viel zu erzählen. Und sie wusste immer noch nicht, was Tuon davon halten würde, dass sie die Nachkommin des Gefallenen war. Sie sah zu, wie das Schiff langsam auf die Küste zufuhr, und dachte darüber nach, wie viel sie einander zu erzählen haben würden, wenn sie erst wieder vereint waren.

21

    E s war fast Mitternacht, als sie sich alle auf dem Platz vor den Baracken trafen. Lampen drängten die Nacht in Schatteninseln unter den Torbogen der Gebäude zurück und beleuchteten die Gesichter der Versammelten mit einem gelben Licht, das die Haut golden und die Augen dunkel erscheinen ließ.
    Schwerter, Bogen und Messer – alles war geölt, gesäubert und einsatzbereit; die Männer und Frauen, die bald den Bewaffneten jenseits der Mauer die Stirn bieten würden, trugen die Waffen an der Hüfte oder in der Hand. Rorc schritt zwischen ihnen hindurch, berührte Schultern, sprach leise Worte; Tallis stand auf den Stufen des Speisepavillons und sah zu, wie er die Menge durchstreifte. Rorc hatte ihn spät am Tag aufgesucht, als er allein in der Kuppel gewesen war und die Riemen von Attars Kampfsattel geölt hatte. Tallis hatte kurz zuvor Morfessa auf Haraka und Marathin mit seiner Mutter und Irissa zum Treffpunkt außerhalb der Stadt geschickt und war noch immer mit Zorn über die Qual in ihrem Blick erfüllt gewesen. Sie hatte ihm nicht erzählt, was Rorc zu ihr gesagt hatte, aber es gefiel ihm nicht, sie so kurz, nachdem sie Haldane verloren hatte, schon wieder leiden zu sehen. Er war auf einen Kampf eingestellt gewesen, aber die ersten Worte aus Rorcs Mund und der bekümmerte Ausdruck auf seinem Gesicht hatten dieses Zornesfeuer erstickt wie Sand.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass sie schwanger war, wäre ich vielleicht geblieben – ich bin mir nicht sicher«, hatte er gesagt.
    Tallis hatte das Geschirr fest umklammert. »Schämst du dich?«
    »Ja. Und du solltest das besser als jeder andere verstehen. Es gibt für einen Clansmann kaum eine größere Schande, als seine Kinder im Stich zu lassen. Ich habe schon von Männern gehört, die dafür zu Ausgestoßenen erklärt wurden.« Er

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