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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Kampf ausgeht, wenn dein Alter das Kommando führt!« Attar sah ihn aus dem Augenwinkel an; der gerissene Blick erinnerte Tallis an seine erste Begegnung mit dem Krieger in der Wüste.
    »Versuchst du, mich aus der Reserve zu locken?«, fragte er. Attar grunzte, was wohl ein Lachen sein sollte.
    »Du bist aber auch ein Spielverderber, weißt du das? Komm schon.« Er versetzte ihm einen Stoß gegen die Schulter. »Es ist Zeit, in die Kuppel hinaufzugehen; die Drachen warten.«
    Tallis folgte ihm langsam die Stufen hinunter und durch die Menge. Als sie Shaan und Balkis erreichten, blieb er stehen und legte seiner Schwester eine Hand auf die Schulter. Sie drehte sich um und umarmte ihn kurz und fest, ohne etwas zu sagen.
    »Ruf mich, wenn du mich brauchst«, sagte er.
    »Du mich auch«, sagte sie, und er spürte, wie ihre Furcht und Besorgnis von Verärgerung gedämpft wurden. Er verbiss sich ein Lächeln und sah über ihren Kopf zu Balkis, der ihn beobachtete.
    »Kämpfe gut.« Tallis streckte ihm die Hand hin, und nach einem kurzen Zögern ergriff Balkis sie; sein Handschlag war fest.
    »Du auch«, sagte er, und Tallis spürte, wie eine kurze, seltsame Regung ihn durchzuckte – Schicksal, oder etwas Vergleichbares. Er ließ die Hand des anderen Mannes mit einem Stirnrunzeln los und fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    »Wir sehen uns an der Jägerklippe, so die Götter wollen«, sagte er und wandte sich ab.
    Shaan sah ihrem Bruder mit einer Mischung aus Ärger und Furcht nach. Er war so selbstbewusst, zu selbstbewusst; es machte ihr Angst – und sie konnte das Gefühl drohender Trennung nicht abschütteln, das sie immer wieder heimsuchte.
    »Komm einen Moment mit.« Balkis beugte sich zu ihr herunter und sprach leise neben ihrem Ohr, eine Hand auf ihren Arm gelegt.
    »Wohin?«
    »Hier entlang.« Er nahm sie an die Hand und führte sie durch die Menge und hinab in die Schatten an der Seite des Speisepavillons, bis sie allein waren. Seine Hand lag warm in ihrer, und bei seiner Berührung überliefen Schauer ihre Haut wie Funken eines Feuers.
    »Was wird das, ein Schäferstündchen in letzter Minute?«, sagte sie, aber der neckische Tonfall, den sie anstrebte, klang unaufrichtig. Trotz des schwachen Lichts konnte sie den verstörten Ausdruck seiner Augen sehen.
    »Das wäre nicht die schlechteste Idee«, sagte er, aber auch ihm glückte keine Heiterkeit.
    »Sagst du mir jetzt etwa, dass ich vorsichtig sein und es mir noch einmal überlegen soll?«, fragte sie.
    »Ich glaube, ich kenne dich zu gut, um das zu tun«, sagte er. »Aber versprich mir, dass du nahe bei Aran und Rafe bleiben und ihrem Beispiel folgen wirst.«
    »Wenn du mir versprichst, dich von den Kämpfen fernzuhalten, bin ich vielleicht bereit, mich zurückzuhalten«, sagte sie, was ihr ein frustriertes Seufzen eintrug.
    »Shaan …«
    »Halt.« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Ich bin auf den Straßen nicht durch Nettsein am Leben geblieben. Ich muss das tun, und du auch. Wir werden einander wiedersehen, wenn wir die Clans zur Klippe führen.« Aber schon, als sie es sagte, spürte sie wieder jene hohle Furcht, als wären ihre Worte Lügen.
    Er umfing ihre Hand mit seiner und küsste ihr die Finger, aber sein Gesichtsausdruck war alles andere als glücklich. »Versprich mir einfach, dass du achtgeben wirst.«
    »Das verspreche ich«, sagte sie, und er zog sie an sich und küsste sie langsam und tief, zog sie weiter in die Schatten hinein. Ihr Herz raste und ihr wurde schwindlig; sie war atemlos, als die Welt sich auf seine Lippen, seine Hände und das Gefühl, wie sein Herz an ihrer Brust hämmerte, verengte, bis er sich ihr schwer und rau atmend entzog. Sie hielten einander einen Moment lang fest, ihr Gesicht an seiner Schulter; sie sog seinen Geruch ein.
    »Komm«, sagte er und schob sie sanft von sich. »Es ist Zeit, zum Strand hinunterzugehen.«

22

    D er Ozean wirkte schwarz und kalt; eine starke Strömung trieb das Wasser den Strand hinauf und sog es in einem endlosen Wogen wieder zurück. Es hatte früher am Tag geregnet und der Sand war unter den Füßen hart und feucht. Dreißig Männer und Frauen warteten stumm hinter ihnen, füllten die kleine, sandige Bucht fast gänzlich aus und beobachteten, wie Shaan, Aran und Rafe sich bereit machten, ins Wasser zu steigen. Die beiden Glaubenstreuen waren so leicht wie möglich in enganliegende Hosen, Hemden und weich besohlte Stiefel gekleidet. Beide Männer trugen zusätzlich zu ihren

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