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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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hatte innegehalten. »Aber ich wusste nicht von euch … Und es war nicht sicher. Ich tat, was ich tun zu müssen glaubte.« Unsicherheit war über sein Gesicht gehuscht. »Was ich für richtig hielt.«
    Tallis hatte Rorc noch nie zuvor seine Zurückhaltung so aufgeben sehen. Sein Vater hatte weniger wie der gestrenge Kommandant und Anführer gewirkt – und eher wie ein Mann aus den Clanlanden als wie einer aus der Stadt. Eher wie Männer, die Tallis einst gekannt hatte. Clansmänner. »War sie in Gefahr?«, hatte er gefragt.
    »Es war vor langer Zeit.« Ein Teil der ruhigen Maske, die Rorc immer zur Schau trug, hatte sich wieder auf sein Gesicht gestohlen. »Die Gefahr ist vorüber.«
    »Aber vor welcher Gefahr bist du geflohen?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich vor einer Gefahr geflohen wäre.«
    »Das schwang aber mit.«
    Rorc hatte die Augen zusammengezogen. »In der Tat, aber deine Mutter wusste nichts davon. Es ist lange her. Die Gefahr ist vorüber – ich habe mich darum gekümmert.«
    Die schlichten Worte hatten eine gefährliche Wahrheit geborgen. Tallis hatte sie gerochen wie Rauch im Wind.
    »Ich werde ihr nichts davon erzählen – wenn ich einer Meinung mit dir bin«, hatte er gesagt, und Rorc hatte dünn gelächelt.
    »Das wirst du sein.« Sein Lächeln war verschwunden. »Ich hatte nicht bemerkt, dass einige Männer der Baal mich gefunden hatten, bis es fast zu spät war. Sie hätten sich nicht darauf beschränkt, allein mich zu töten. Ich konnte nicht zulassen, dass das geschah. Ich ging, sie folgten mir, ich brachte es zu Ende. Du verstehst schon.« Er hatte Tallis aufmerksam und sorgfältig gemustert. »Danach konnte ich nicht zurückkehren.«
    Tallis hatte gespürt, wie Kälte sein Herz umfangen hatte, hatte die klebrigen Überreste von Clanblut an seinen eigenen Händen gespürt. »Ja, ich verstehe«, hatte er leise gesagt.
    »Gut.« Rorc hatte genickt. »Jetzt haben wir einen Krieg durchzustehen, und ich brauche dich, um ihn zu gewinnen. Die Ablenkung, die unsere Verwandtschaft darstellt, darf uns nicht die Sinne verwirren.«
    »Was ist mit Shaan?«
    »Sie ist … anders.« Er war Tallis’ Blick ruhig begegnet. »Du und ich ähneln einander stärker. Verlier nicht den Kopf.« Und dann war er fort gewesen.
    Jetzt beobachtete Tallis ihn, wie er sich mit Balkis besprach, der neben Shaan und den beiden Glaubenstreuen – Aran und Rafe – stand, die sie in den Palast begleiten würden. Er ließ sich nichts anmerken, behandelte Shaan so, wie er es immer getan hatte, als Kommandant, als Anführer. Tallis konnte ihre Besorgnis von dort, wo er stand, spüren, und fing ihren Blick auf, als sie nach ihm Ausschau hielt. Er setzte einen ruhigen Gesichtsausdruck auf, sandte ihr unterstützende Gedanken und sah ihr Stirnrunzeln, als sie das wahrnahm. Balkis legte ihr eine Hand auf den Rücken, und sie wich aus. Tallis lächelte; wusste der Mann etwa nicht, dass sie es verabscheute, so behandelt zu werden, als sei sie schutzbedürftig?
    »Bereit für den Krieg, Clansmann?« Attar stellte sich neben ihn auf die Stufen; er war in seine Lederweste gekleidet und trug an jeder Hüfte ein langes Messer.
    Tallis warf einen Blick auf ihn. »Wie viele warten draußen vor der Mauer?«
    »Oh, nur um die zweihundert.« Attar grinste. »Das wird ungefähr so werden, wie streunende Muthus für die Drachen abzuschießen.«
    Tallis war sich da nicht so sicher. Die Reihen der Stadt- und Palastwachen waren von Männern aus der Armee verstärkt worden. Ein Trupp war im Laufe des Nachmittags eingetroffen, und ein Armeehauptmann führte draußen das Kommando.
    »Sieh nicht so besorgt drein«, sagte Attar. »Sie sind ja vielleicht in der Überzahl – aber wir sind ihnen überlegen, und das wissen sie. Würdest du es gern mit ein paar Glaubenstreuen zu tun bekommen, die so erzürnt wie die hier sind?« Er wies die Reihen entlang auf die Jäger und Verführer, die mit harten Gesichtern und stumm zwischen den Reitern standen.
    »Ich hatte schon mit ihnen zu tun«, sagte Tallis, als er den Verführer entdeckte, den er bewusstlos geschlagen hatte.
    »Aber du warst ja auch durch deinen ganz besonderen rechten Haken im Vorteil. Für die Jungs hinter der Mauer gilt das nicht. Glatte Gesichter, bei den meisten von denen haben sich die Eier noch kaum gesenkt. Die Drachen werden ihnen die Schwänze schon schlapp vor Angst werden lassen, und die Verführer werden ihnen den Todesstoß versetzen. Es ist doch kaum eine Frage, wie der

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