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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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versuchte Scarlett zu überzeugen, dass die Dokumentation eine weitere Möglichkeit sein könne, Spenden für TOmorrow zu sammeln, aber sie wollte nichts davon wissen. »Ich möchte mich bei der Behandlung nicht fragen, was die Leute von mir denken werden. Wenn ich weinen oder fluchen oder heulen muss wie ein verdammter Werwolf, will ich, dass ich es rauslassen kann. Ich will nicht, dass mir irgendein armes Schwein eine schlechte Nachricht dreimal überbringen muss, weil das Kamerateam es beim ersten Mal verpasst hat. Kommt nicht in Frage. Ich will, dass ich die Kontrolle über das habe, was geschieht und wie es geschieht. Nicht der Regisseur, der die Einschaltquoten im Kopf hat statt meiner Gesundheit.«
    Ich hoffte wirklich, dass man Simon nicht ausgesucht hatte, weil er fotogen, sondern weil er der Beste in seinem Fach war. Scarlett hatte das verdient.
    An jenem Morgen hieß er uns in seinem minimalistischen Sprechzimmer Platz nehmen und stellte sich vor. »Zuerst will ich heute die Diagnose erklären und was das für Sie bedeutet. Es wird nicht leicht sein, und ich möchte, dass Sie wissen: Mein Team setzt sich für Sie ein und versucht Ihnen zu helfen, wieder ganz gesund zu werden. Wenn Sie irgendetwas von uns brauchen, können Sie Tag und Nacht mit einem von uns sprechen.« Er schob eine Karte über den niedrigen Couchtisch. »Da ist eine spezielle Mobilnummer drauf. Dort ist immer einer vom Team zu erreichen. Und meine persönliche Durchwahl steht auch dabei.«
    Scarlett nahm sie und steckte sie in ihre Tasche, ohne einen Blick darauf zu werfen. »Dafür zahlen wir ja, oder? Fünf-Sterne-Behandlung?«
    In Simons Augenwinkeln erschienen Fältchen, wenn er lächelte, als schaue er mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. »Ich verspreche es Ihnen, was immer wir für Sie tun können, das werden wir tun.«
    Er war sehr gut. Ich jedenfalls fühlte mich zweifellos beruhigt. Aber ich war ja nicht diejenige, die sich mit der Katastrophe konfrontiert sah.
    »Gut«, sagte Scarlett. »Wir nehmen das mal als gegeben an. Was ist also eigentlich mit mir los?«
    »Ich werde nicht lange herumreden, Scarlett. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Sie invasiven lobulären Brustkrebs haben.«
    »Und was heißt das genau?« Scarlett legte die Beine übereinander und die Hände auf das obere Knie. Es war, als wolle sie sich fest in Form halten, um rein körperlich zu vermeiden, dass sie zusammenbrach.
    »Es gibt Drüsen in der Brust, die Milch produzieren.« Er lächelte. »Sie erinnern sich wahrscheinlich, dass Ihre Brüste, nachdem Ihr Sohn zur Welt kam, mit Milch angefüllt waren und sich ziemlich uneben anfühlten?«
    Sie nickte. »Ich fand, dass sie sich wie Beutel mit Nudelsalat anfühlten.«
    »Das ist tatsächlich eine gute Beschreibung«, sagte Simon und schaffte es, trotzdem nicht herablassend zu wirken. »Der Krebs bildet sich in diesen Drüsen und lässt das Brustgewebe an bestimmten Stellen anschwellen. Es kann vorkommen, dass dort auch die Struktur der Haut etwas eigenartig wirkt. Wenn wir mal bei den Nudeln bleiben – meistens nimmt Brustkrebs die Form eines Knotens an. Es ist wie ein Fleischbällchen zwischen den Nudeln, man kann es ziemlich leicht tasten. Aber diese Art von Krebs hier ist wie ein Löffel Sauce bolognese. Die Knoten sind klein, und es ist schwer, sie genau zu bestimmen. Scarlett, wenn Sie nicht hergekommen wären, um die Sendung über die Untersuchung der Brust zu drehen, dann hätten Sie vielleicht nicht entdeckt, dass es ein Problem gibt, bis es schon viel schwerwiegender gewesen wäre.« Er beugte sich mit ernsthaftem Gesicht vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt und die Hände ineinandergelegt. »Es ist ein ungewöhnlicher Krebs, besonders bei jemandem, der so jung ist wie Sie. Er macht nur fünf Prozent aller Brustkrebserkrankungen aus. Ich habe ihn bisher nicht oft gesehen, und in all jenen Fällen war er viel weiter fortgeschritten. Meiner Meinung nach haben Sie eine hervorragende Chance, geheilt zu werden, weil wir diese Diagnose so früh stellen konnten.«
    »Was heißt das? ›eine hervorragende Chance, geheilt zu werden‹?« Sie klang angriffslustig, aber ich wusste, dass nur ihre Angst dahintersteckte. Ich hoffte, dass er genug Erfahrung hatte, um das ebenfalls zu verstehen.
    »Okay. Ich nenne Ihnen mal die Zahlen. Fünf Jahre nach der Diagnose sind fünfundachtzig Prozent der Frauen mit dieser Krebsart noch am Leben.« Er wartete auf ihre Reaktion.
    Scarlett wirkte nicht,

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