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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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entführten Kind eines Fremden leidtäte. Ich kann nicht so tun, als empfände ich eine emotionale Bindung, die nicht besteht.«
    »Das kann ich nachvollziehen«, antwortete Nick. Er konnte nicht umhin zu denken, dass sie anders reden würde, wenn sie auch nur einen Nachmittag mit Jimmy verbracht hätte.
    »Aber Sie haben recht zu vermuten, dass ein männlicher Nachkomme für meinen Vater wichtig ist. Obwohl er es nicht zugeben konnte, war er nach Jishnus Tod vollkommen erledigt. Und Rabinders Geburt war offensichtlich eine Befreiung für ihn. Sie milderte den Schmerz des Verlusts und gab ihm Hoffnung. Aber selbst davor war Jimmy nicht die Antwort. Das müssen Sie mir glauben.«
    Es hörte sich wie die Wahrheit an. Und Nick hatte keinen Grund, ihr zu misstrauen. Es tat ihm nicht leid, dass seine Idee nichts gebracht hatte. Es verstärkte nur seine Überzeugung, dass Pete Matthews der wahrscheinlichste Verdächtige war. Jetzt musste er den Dreckskerl nur noch finden.

30
    E s ist eine schreckliche Ironie, aber Scarletts Brustkrebs wurde aufgrund ihrer Berühmtheit so früh diagnostiziert. Sie bekam eine Anfrage von einer der Lifestyle-Shows im Tagesprogramm, ob sie eine Sendung zur Sensibilisierung jüngerer Frauen für Brustkrebs moderieren wolle. Wir hatten uns daran gewöhnt, uns einmal im Monat in einem der schicken Londoner Hotels zum Nachmittagstee zu treffen, und sie erzählte mir aufgeregt von ihrem neuesten Auftrag. »Man fängt an, mich wirklich ernst zu nehmen«, hatte sie gesagt. »Ich gebe nicht nur Schönheitstipps und wie man sich einen Kerl ranzieht, wenn man schon ein Kind hat. Das ist jetzt richtige Moderation.« Sie war stolz auf sich, und niemand, der ein Herz hatte, hätte ihr mit dem Hinweis darauf die Stimmung verderben wollen, es könne vielleicht etwas mit ihrem tollen und vollkommen natürlichen Busen zu tun haben, dass die Wahl auf sie gefallen war.
    Scarletts Aufgabe als Moderatorin war, herauszustellen, dass auch junge Frauen anfällig für Brustkrebs seien – auch wenn die Zahlen relativ niedrig waren. Sie würde mit einer Fachärztin zusammenarbeiten, um zu demonstrieren, wie eine Frau ihre Brüste untersuchen sollte. Sie würden über die Anzeichen sprechen, auf die zu achten war: nicht nur ein Knoten, sondern eine Veränderung des Gewebes oder Gewichtsverlust. Und dann würden sie die Untersuchungen durchgehen, denen eine Frau sich unterziehen musste, wenn etwas Abnormes entdeckt worden war. Scarlett hatte für das Thema gebüffelt und begleitete unsere leckeren Sandwiches und Scones mit einer detaillierten Beschreibung von Mammographie, Ultraschall und Biopsie. Sie hatte sich nach allen Seiten abgesichert.
    Nach allen Seiten außer der einen, auf die es ankam, wie sich zeigen sollte. Man hatte kaum angefangen, in einer Privatklinik zu drehen, als die Sache schiefzugehen begann. Die Fachkrankenschwester, die Scarlett zeigte, wie sie ihre Brust abtasten sollte, hielt mit einem bestürzten Gesichtsausdruck abrupt mitten im Satz inne. Zuerst dachte Scarlett, es sollte ein Scherz sein. Dass die Krankenschwester mit dem Kamerateam unter einer Decke steckte und man sich auf ihre Kosten einen Spaß erlaubte. Solch schwarzer Humor beim Reality-TV kommt oft vor, habe ich gehört.
    Scarlett kicherte. Natürlich, denn es war ihre Standardreaktion auf Dinge, die sie nicht ganz begriff. Und sie hielt es tatsächlich für einen Scherz. Aber mitten im Gekicher dämmerte ihr, dass sie die Einzige war, die lachte. Die Krankenschwester wirkte schockiert, die Leute vom Team sagten einfach gar nichts mehr und waren verwirrt. Nur der Regisseur sprach. »Wo liegt das Problem?«, fragte er und drückte sich an der Kamera vorbei, um besser sehen zu können.
    Die Krankenschwester schaute sich nervös um, als kenne sie das Vorgehen für diese Situation nicht. Dann nahm sie sich zusammen und sagte: »Könnten alle den Raum verlassen, bitte?«
    Der Regisseur war schwerer von Begriff als das Team, dessen Mitglieder gehorsam durch die Tür schlurften. »Wir sind mitten in einem Dreh, sicher kann das doch warten, was immer es ist, bis wir mit diesen Aufnahmen fertig sind?«
    Die Krankenschwester war hartnäckiger als er, was, laut Scarlett, kein Kunststück war. »Sie bitte auch«, sagte sie energisch, wobei sie auf ihn zuging.
    »Es ist doch alles vereinbart«, protestierte er. »Dieser Raum steht uns den ganzen Vormittag zur Verfügung.« Sie ging weiter auf ihn zu. Er hatte keine andere Wahl, als rückwärts

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