Der Verrat: Thriller (German Edition)
in ein Alter, wo er alles aufsaugt wie ein Schwamm. Ich will nicht, dass er solchen Mist über seinen Dad zu hören bekommt. Außerdem weiß man ja nie. Ich könnte eines Tages einen anderen Typen finden, und es ist wirklich nicht nötig, dass Leanne im Hintergrund lauert und ihr Gift streut.«
Dagegen konnte ich nichts einwenden. »Sie ist also fort und lackiert den Leuten in Spanien die Nägel?«
»So ist es.«
»Wie hat sie reagiert, als du ihr sagtest, es wäre an der Zeit?«
Scarlett zuckte mit den Schultern und wandte sich von dem Geländer ab. »Gehen wir doch und spielen Bingo.« Ich folgte ihr auf dem Weg zurück über die Pier zu einer Bingobude. »Sie wusste, dass ihre Zeit eigentlich sowieso abgelaufen war. Nachdem ich meine Diagnose bekam, gab es nichts mehr für sie zu tun, da sie nicht mehr meine Rolle zu spielen hatte. Ich sagte ihr, wenn ich die Therapie überstehen würde, dann würde ich verbreiten, dass ich meinen Lebensstil verändern wolle, um gesund zu bleiben. Ihre Stunde hatte also geschlagen.« Wir setzten uns auf die gepolsterten Vinylhocker, und die Budenbesitzerin erkannte Scarlett sofort. Es begann das übliche Durcheinander mit Autogrammen und Handy-Fotos, bevor wir uns zu einem Bingospiel hinsetzen konnten.
»Ist Leanne dann am Ende friedlich abgezogen?«, fragte ich, als wir wieder allein waren.
»Ja, sie wusste, dass sie eine bestimmte Grenze überschritten hatte. Ich glaube, sie mag das Wetter dort sehr, ehrlich gesagt. Und wo sie ist, ist es schön. Nicht wie Benidorm. Es ist oben in den Bergen. Viele Engländer, und unten an der Küste ist abends genug los, dass sie aufhören kann, sich nach diesen beschissenen schrecklichen Clubs zu sehnen. Ich sagte, ich würde mit Jimmy auf Urlaub kommen, wenn sie sich eingewöhnt hat.« Sie lächelte. »Sie liebt den kleinen Racker.«
»Also überall große Veränderungen.«
Während wir sprachen, strichen wir die Zahlen aus, die ausgerufen wurden. Ich war immer ein bisschen hintendran, aber Scarlett war flink wie ein Wiesel und klickte die Zahlen auf ihrer Karte in der Sekunde weg, in der sie angesagt wurden.
»Ja«, sagte sie, ohne im Spiel innezuhalten. »Das Einzige, was sich nicht ändert, sind die Paparazzi, die mich dauernd verfolgen. Ich dachte, das neue Ich würde ihnen zu langweilig sein. Aber sie können es kaum erwarten, dass ich es vermassle. Man sollte meinen, ich wäre Prinzessin Diana, so wie sie mich herumjagen. Es nimmt total überhand.«
»Ich könnte nicht damit klarkommen«, gab ich zu.
Scarlett grinste. »Ja, aber du bist ja Ghostwriterin.« Dann wurde sie wieder ernst. »Ich hatte neulich diese Madison Owen in der Show. Du weißt ja, dieses Mädchen aus Wales, das ihren Einstieg im West End mit diesem Zwanziger-Jahre-Musical geschafft hat. Sie vermutete, dass jemand die Nachrichten auf ihrem Handy abgehört hat.«
Ich lachte ungläubig. »Das ist wohl ’n Witz? Wie könnte das jemand tun? Und warum würde er es machen wollen? Sie ist ja kein großer Star oder so.«
Scarlett ließ ihre Sonnenbrille auf dem Nasenrücken herabgleiten und warf mir über den Rand der Gläser einen wissenden Blick zu. »Sie nicht. Aber der Kerl, mit dem sie eine Affäre hat, schon.«
»Wirklich? Wer ist es denn?«
Sie schob die Brille hoch, und ihre Mundwinkel senkten sich. »Das wollte sie mir nicht sagen. Nur, dass er eine feste Größe ist und großen Wert darauf legt, ein perfekter Familienvater zu sein. Jedenfalls sagt sie, sie hätte es nicht mal ihrer besten Freundin verraten. Und natürlich lässt ihr Liebster auch nichts verlauten. Sie sollten sich letztes Wochenende treffen. Ein Freund hatte ihm ein kleines Landhaus in den Cotswolds Hills zur Verfügung gestellt. Sie war ganz darauf vorbereitet, ihn dort zu treffen. Aber als sie ankommt, steht da ein Auto auf dem Weg. Und sie erkennt den Typen auf dem Beifahrersitz, weil sie gesehen hat, wie er mit einem der Juroren dieser blöden Castingshow, in der sie gewonnen hatte, ein Interview führte. Sie tritt aufs Gas und flitzt vorbei. Nur – als sie um die Kurve fährt, sieht sie einen anderen Typen, der ein Teleobjektiv auf das Landhaus gerichtet hat. Also musste sie abhauen und dem Freund eine SMS schreiben, dass sie aufgeflogen seien.«
»Vielleicht sind sie dem Freund gefolgt? Vielleicht hat ihnen jemand einen Hinweis gegeben?«
»Sie sagt, niemand sei ihm gefolgt. Er ist da sicher. Er ist paranoid wegen seiner Frau und seinem Ruf. Maddie meint, die einzige
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