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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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von ihr. So habe ich mein Problem gelöst und sie ihres, und Jimmy wird jemanden haben, der seine rumänischen Fleischbällchen, die er so gern isst, nach dem Rezept von Marinas Oma zubereiten kann.«
    Wir kicherten beide. Ich hatte oft genug die eingefrorenen schwedischen Fleischbällchen von Ikea mitgenommen, um die Pointe zu verstehen.
    Wir vereinbarten, dass das Geschäft die Decke zu mir nach Hause liefern sollte, und gingen den Pier entlang. Sie kaufte uns beiden Eis, und wir schlenderten weiter und aßen unsere Eistüten leer. »Ich bin so gern am Meer«, sagte Scarlett. »Als ich klein war, fuhren wir in den Ferien nie weg, aber irgendjemand verbrachte immer einen Ausflugstag mit uns am Strand. Scarborough. Brid, Whitby, wenn wir Glück hatten. Der Besuch bei dir gibt mir jetzt das Gefühl, eine Zeitreise zu machen und zu einem der wenigen guten Dinge meiner Kindheit zurückzukehren. Ich liebe den Geruch von Fisch und Chips und Zuckerwatte. Ich liebe die Neonlichter und Bingo und die altmodischen Schilder an den Fahrgeschäften. Ich liebe die Spielautomaten und die beschissenen Spiele, bei denen man sich ein Spielzeug schnappen muss, aber nie gewinnt. Und ich liebe es, wie die Leute noch auf der Promenade spazieren gehen und das Beste daraus machen, selbst wenn es regnet. Es ist sehr britisch, oder?«
    »Ich frage mich, ob die Kinder der nächsten Generation das noch empfinden werden. Die mit Benidorm und Disneyland groß wurden. Wird ihnen all das«, ich machte eine umfassende Geste, »noch gefallen, oder werden sie es als ein billiges Rentnerparadies sehen?«
    »Ach Gott, was für ein deprimierender Gedanke«, antwortete Scarlett. »Ich biete solchen Gedanken keinen Raum mehr. Ich bin von jetzt an Miss Positiv. In so vielen Artikeln über Krebs, die ich gelesen habe, war die Rede von der psychischen Grundhaltung und der Krebspersönlichkeit. Dass zum Beispiel die Verbitterung, die man im Herzen bewahrt, im Körper irgendwie zum Krebs wird.« Sie hielt eine Hand hoch, um mich zu stoppen, bevor ich etwas sagte. »Ich weiß, wahrscheinlich ist das alles Schwachsinn, aber es gibt mir einen Vorwand, mir das positive Denken anzutrainieren und alles Negative fallenzulassen.«
    »Na gut«, sagte ich. »Ich bin durchaus dafür, alle Verbitterung aus dem Leben zu verbannen.« Wir standen an das Geländer gelehnt und schauten über das glitzernde Grau und Grün des Ärmelkanals hinaus.
    »Wo wir schon davon reden«, sagte sie. »Leanne ist in Spanien.«
    Das war der zweite Blitz aus heiterem Himmel. Zuerst Marina und jetzt Leanne. Es gab jede Menge Veränderungen auf der Hazienda. »Das ist aber eine Überraschung«, sagte ich.
    »Wieso? Ich habe doch schon vor langer Zeit mit dir darüber gesprochen. Schon bevor ich die Diagnose bekam.«
    »Ja. Aber sie war dir eine solche Hilfe bei der Therapie. Und sie hat sich die Haare schneiden lassen, und die Leute akzeptierten sie als deine Cousine. Ich dachte, du hättest es dir anders überlegt.«
    Sie blickte mich an. Betrübt. Fast mitleidig. »Du hast immer nur Leannes gute Seite gesehen, oder?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Und ich wusste es wirklich nicht.
    »Leanne hat dir nur ihre lächelnde, hilfreiche, gute Seite gezeigt. Sogar als sie Joshu verpetzte, tat sie so, als wäre sie am Boden zerstört und als könne sie es nicht für sich behalten, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dass er mich beschiss. Hab ich recht?«
    »Ja. Sie war fassungslos – deinetwegen.« Ich rief mir diesen folgenschweren Abend ins Gedächtnis zurück und konnte mich an keinen Grund erinnern, die Art und Weise anzuzweifeln, wie Leanne mir die Sache erzählt hatte. »Sie war nicht sicher, was am besten zu tun wäre, aber sie dachte, sie sei es dir schuldig, dich einzuweihen.«
    Scarlett seufzte und starrte auf das Meer hinaus. »Sie war ganz versessen darauf, es mir zu sagen«, behauptete sie. »Versteh mich nicht falsch. Ich glaube nicht, dass sie etwas sagte, was nicht stimmte. Sie hat nicht gelogen, was Joshu betraf, allerdings würde ich es ihr auch zutrauen, dass sie einen Haufen Mist über ihn zusammenphantasiert hätte, wenn sie mir diese Wahrheit nicht hätte servieren können. Aber sie genoss jede Minute, in der sie mich gekränkt und gedemütigt sah.«
    Ich war aufrichtig schockiert von Scarletts Worten. »Meinst du? Ich hab das überhaupt nicht wahrgenommen. Ich sah nur, dass sie aufgeregt und besorgt war. Sie hatte Angst und war nervös, bevor sie es dir sagen

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