Der Verrat: Thriller (German Edition)
Unterstützung brauchen.«
Ich konnte nicht ablehnen. In Scarletts Lage hätte ich auch eine meiner Freundinnen bei mir haben wollen. Es war mir nicht klar, dass die Unterstützung mich genau da hinbringen würde. In ihre Lage.
21
W ir mussten nicht lange warten. Etwa eine Stunde nachdem wir wieder auf der Hazienda waren, tauchte Joshu auf und machte Rabatz. Er musste brüllen, weil Scarlett den Code für das automatische Tor geändert und die Gegensprechanlage abgeschaltet hatte. Wir saßen in der Küche und tranken Tee, denn wir waren zu aufgewühlt, um zu Bett zu gehen, da hörten wir den Van vorfahren. »Jetzt gibt’s Ärger«, meinte Leanne.
Die Hupe gellte durch die Nacht. »Das wird den Nachbarn nicht gefallen«, sagte Scarlett. Sie schniefte. »Soll’n mich doch, wenn sie keinen Humor haben.«
»Ich glaube, du solltest mit ihm reden«, riet ich. »Selbst wenn es nur darum geht, ihm zu sagen, dass du mit ihm fertig bist.«
Scarlett starrte mit einem Fernblick aus dem Fenster auf den Garten. »Ich hab wirklich keinen Bock«, sagte sie. Aber sie glitt von ihrem Hocker und ging auf die Tür zu. Dann drehte sie sich um und rief uns mit einer Kopfbewegung zu sich. »Kommt. Ich brauche Zeugen. Damit ich nicht einknicke, wenn ich sein hübsches Gesicht sehe.«
Leanne und ich tauschten Blicke. Sie sah genauso begeistert aus, wie ich mich fühlte. Sich zwischen ein streitendes Paar zu stellen, das ist nie ein guter Standort. Ich hatte das Gefühl, es könnte wie ein Film mit Michael Douglas und Kathleen Turner werden, nur ohne die lustigen Stellen. Also gingen wir mit, wobei Leanne ihr Haar automatisch zu einem Pferdeschwanz zusammenfasste und es durch das Loch hinten an ihrer Baseballkappe schob. Eine minimale Tarnung, die sich aber als effizient erwiesen hatte.
Auf den ersten Blick war die Szene eher zum Lachen. Wer immer von Joshu überredet worden war, ihn hier herauszubringen, war mit dem Kühler des Vans direkt bis ans Tor gefahren, und Joshu war auf die schräge Kühlerhaube gekrochen. Er lehnte sich ans Tor, und seine Handgelenke steckten zwischen den Metallspitzen, die den oberen Rand zierten. »Wird Zeit, du Miststück«, schrie er und schwankte leicht nach rechts und links. Er klang bekifft, wahrscheinlich, weil er das auch war. Bestimmt hatte er, wie man es von ihm kannte, stundenlang diverse Suchtmittel zu sich genommen. Der einzig positive Aspekt des ganzen Szenarios war, dass es mitten in der Nacht war und die Schakale mit den Teleobjektiven sich alle in ihre Schlupfwinkel verkrochen hatten und schliefen.
»Meinst du, so lässt sich das regeln?«, rief sie zurück. »Hier vorbeikommen, total vollgedröhnt, und mich beschimpfen?«
»Was ist denn überhaupt los, verdammt noch mal?«, verlangte er zu wissen, ganz die beleidigte Unschuld.
»Dass du deinen Schwanz reinsteckst, wo er nicht hingehört, darum geht’s. Ich hab’s satt. Ich hab gedacht, du bist jetzt Vater und hättest dich verändert, aber ich höre da was anderes. Du Scheißkerl! Bumst diese Kuh Toffany, und dann kommst du nach Haus zu mir? Jetzt muss ich mich testen lassen auf jede verdammte sexuell übertragene Seuche unter der Sonne. Du bist so ein Arschloch!«
Joshu versuchte immer wieder, etwas zu sagen, aber es ging nicht. Scarlett hatte losgelegt und gab ihm keine Chance zu einem Versuch, sie von ihrem Entschluss abzubringen. »Ich hab dein Zeug gepackt, und jetzt mach die Fliege. Ich lass dich nicht wieder hier rein, ich will die Scheidung. Und mit dir liederlichem Arsch will ich nie mehr was zu tun haben.«
»Das kannst du doch nicht machen«, heulte er schließlich auf, als sie innehielt, um Luft zu holen.
»Hab ich schon gemacht, du Schwachkopf.«
Sie starrten einander an. »Das ist eine Lüge, was Toffany gesagt hat«, behauptete er halbherzig.
»Du bist erbärmlich«, konterte Scarlett. »Meinst du, ich falle auf den ältesten Spruch der Welt rein? Meinst du, ich bin so blöd?«
»Du kannst mich nicht rausschmeißen. Was ist mit dem Jungen? Ich bin sein Dad.«
»Sein Dad? Du bringst es kaum fertig, ihn bei seinem Namen zu rufen, weil du den nicht hast wählen dürfen. Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass er immer ›mein Junge‹ oder ›der Kleine‹, oder ›Sohnemann‹ ist? Sein Name ist Jimmy, du Blödmann. Und er wird es nicht mal merken, dass du weg bist. Er vermisst Steph, wenn sie ein paar Tage nicht hier ist. Oder Leanne. Aber dich vermisst er nie.«
»Ach ja, er vermisst Steph.« Er verzog die
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