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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Festivals und private Gigs«, erklärte sie. Sie vereinbarte, dass sie auf Joshus Kosten einen Ford Transit zur Hazienda bringen sollten. Dann gingen wir mit einer Rolle schwarzer Müllsäcke nach oben ins Schlafzimmer. Scarlett riss Joshus Klamotten aus dem Kleiderschrank und den Schubladen, und wir füllten damit die Säcke. Sobald die Säcke voll waren, schüttete sie eine Flasche Kölnisch Wasser oder Aftershave-Lotion oder einen anderen teueren Toilettenartikel darüber, die über Joshus halbes Badezimmer verteilt waren. »Er riecht gern immer gut«, sagte sie mit grimmiger Genugtuung, worauf wir die stinkenden Säcke in die Garage hinuntertrugen.
    Als der Kastenwagen kam, luden wir die ganze Ausstattung aus seinem Studio, die Boxen mit CDs und Schallplatten und die Säcke mit den Kleidern ein. Es dauerte bis nach ein Uhr morgens, aber wir waren durch das ganze Haus gegangen und hatten jede Spur des treulosen Scheißkerls entfernt. »Wohin damit?«, fragte ich und strich mir die Haare aus den Augen.
    »Es geht auf seine Kosten«, sagte Scarlett. »Ich glaube, wir sollten den Wagen zu Stagga runterfahren und die Schlüssel einem von den Leuten an der Tür geben. Was meinst du, Steph?«
    »Hört sich gut an. Du fährst den Van, ich folge in deinem Wagen und bringe dich dann zurück.«
    »Ich fahre im Van mit dir«, sagte Leanne. »Ich leiste dir Gesellschaft.«
    Wir starrten sie beide ungläubig an. »Ich glaube, lieber nicht«, sagte Scarlett. »Wir wollen ja nicht, dass die Pförtner meinen, sie sehen doppelt.«
    Leanne schlug sich an die Stirn und brach in Lachen aus. »Scheiße, ich hab’s vergessen. Was für eine bin ich?«
    »’ne Verrückte«, kicherte Scarlett. »Komm, Steph. Fahren wir los.«
    Alles klappte reibungslos. Scarlett parkte den Van auf der doppelten gelben Linie vor dem Club und sprach mit den Gorillas an der Tür. »Joshu hat mich gebeten, seine Ausrüstung vorbeizubringen. Könnt ihr ihm die Schlüssel geben?« Sie zeigte auf ihre Jogginghose und ihr ärmelloses Hemd. »Ich bin nicht angezogen dafür und will meinen Ruf nicht ruinieren.«
    Auf dem Rückweg sagte Scarlett nicht viel. »Ich hab ihm eine Nachricht auf dem Steuerrad hinterlassen«, sagte sie. »Hab ihm mitgeteilt, er soll sich zu Toffany verpissen, wenn er ein Bett für die Nacht will, und dass er sich nicht die Mühe zu machen braucht, zurückzukommen.«
    »Du wirst mit ihm über das Besuchsrecht bei Jimmy reden müssen«, wandte ich ein.
    »Dafür gibt es Anwälte«, antwortete sie. »Er war kein Vater für Jimmy, solange er mit ihm unter demselben Dach wohnte. Er kann seinen Sohn sehen, aber er wird keine Halbe-halbe-Regelung kriegen. Und auch nichts so Ähnliches.«
    Wir passierten ein paar Ampeln. »Er wird auch versuchen, dich in Bezug auf das Geld reinzulegen.«
    »Lass es ihn ruhig versuchen. Mein Finanzberater hat den größten Teil meines Kapitals gesichert, das kann er nicht in die Finger bekommen. Außerdem haben wir einen Ehevertrag gemacht. Er behält, was ihm gehört, und ich werde ihn nicht wegen Unterhalts belangen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann’s nicht fassen, dass er mir das angetan hat. Die verdammte Toffany Banks. Das ist wirklich ’ne Beleidigung, weißt du? Sie hat weniger Hirn als ein Goldfisch. Im Vergleich zu ihr nehm ich mich wie Jeremy Paxman aus, verdammt noch mal.« Dann verzog sich ihr Gesicht, und sie fing an zu weinen. Lange, heulende Schluchzer und Seufzer ließen sie erbeben und erfüllten den Wagen mit ihrem entsetzlichen Klagen.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also fuhr ich einfach weiter. Nach ein paar Minuten begann Scarlett die Kraft auszugehen. Ihr Gesicht war tränen- und rotzbeschmiert. Mit den Fäusten rieb sie sich die Augen und schniefte, dann wischte sie sich mit dem Handrücken über die Nase. »Das war’s«, sagte sie. »Mehr kriegt der Scheißkerl nicht von mir.«
    Das war eine äußerst optimistische Behauptung, aber ich nehme an, dass sie sich im Augenblick dadurch etwas besser fühlte. Im Lauf der folgenden Monate vergoss Scarlett wegen Joshu viele Tränen. Sie hatte ihn trotz allem geliebt, und dass sie so gründlich von ihm betrogen worden war, hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. An jenem Abend war sie aber entschlossen, nicht von ihrem Vorsatz abzuweichen.
    »Bleibst du ein paar Tage bei uns?«, fragte sie. »Er wird vorbeikommen, er wird es nicht einfach so hinnehmen. Und dann werden die Medien kommen. Ich könnte ein bisschen

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