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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wussten, dass Joshu tabu war.
    Es sei denn, sie hatten Grund, etwas anderes zu glauben.
    »Das hat dich bestimmt ins Grübeln gebracht.«
    »Genau. Deshalb habe ich ihn viel gründlicher beobachtet. Ich trank weniger, weißt du? Nur damit ich wachsamer sein konnte. Ich versuchte, mich mehr im Hintergrund zu halten. Und allmählich fand ich, dass manche von diesen Tussis ein bisschen zu viel Körperkontakt mit ihm hatten, verstehst du? Zu viel Geflirte. Zu viel Nähe. Es ist schwer zu erklären. Aber es ist die Art, wie man mit jemandem umgeht, mit dem man geschlafen hat, im Gegensatz zu jemandem, auf den man einfach nur steht. Oder jemand, mit dem man befreundet ist. Weißt du, was ich meine?«
    »Ich glaube schon.« Das kann man manchmal bei Verlagspartys sehen. Die Leute stehen ein bisschen zu nah beieinander. Sie bringen es fertig, sich auf scheinbar unauffällige Weise zu berühren. Nur tun sie es viel öfter als Freunde oder Kollegen. Es ist schwer, etwas Eindeutiges festzuhalten, mit dem man sie konfrontieren könnte, aber wenn man hinschaut, ist es da. Ich erinnere mich sogar, dass ich einmal eine der Folgen von Meisterkoch ansah und überzeugt war, dass zwei der Rivalen eine Affäre hatten, und das gründete sich nur auf die Art der Berührung im Vorbeigehen. Vielleicht lebe ich in einer Phantasiewelt, aber ich glaube nicht. Ich bin gut darin, aus Gesten etwas abzulesen. Es trägt zu meinem beruflichen Erfolg bei. »Ich glaube nicht, dass du dir das nur einbildest.«
    Leanne machte ein spöttisches Gesicht. »Das tu ich auch nicht. Am Anfang dachte ich noch, dass ich es mir einbilde. Aber jetzt weiß ich, dass es nicht so ist. Vor zwei Tagen hatte ich mir den Magen verdorben. Abends im Club war ich etwa zehn Minuten in der Toilette. In diesem Club, also da kommt man den Flur entlang zum Haupt-VIP-Bereich, und vor dem Bereich ist auf der rechten Seite so eine kleine Sitzecke. Und da stand er mit einem Mädchen, das nicht dort gewesen war, als ich rausging. Jedenfalls sah sie mich nicht zurückkommen, und Joshu sah mich auch nicht. Da gingen sie gerade aufeinander los, da im Foyer vor dem Hauptraum. Sie sagte ihm, er könnte sie nicht einfach auflesen und wegwerfen wie eine Schachtel Zigaretten. Dass sie es satt hätte, von den anderen Frauen zu hören, mit denen er schlief, dass sie es satt hätte, seine großspurigen Ansagen zu hören, er würde seine Frau verlassen, und sie hätte es satt, dass er ewig unzuverlässig sei.« Sie hielt inne, sichtlich erschüttert bei der Erinnerung daran, und zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich hätte dem Weibsstück am liebsten die Haare ausgerissen, unserer Scarlett zuliebe. Aber ich wusste, wenn ich das täte, würde es einen Aufschrei geben und es würde groß in die Zeitungen kommen. Und unsere Scarlett hat das nicht verdient. Wenn jemand es verdient, gedemütigt zu werden, dann ist es dieser kleine Scheißer Joshu, nicht sie. So schlich ich durch den Flur zurück zur Toilette und machte mich dann mit Lärm bemerkbar, als ich herauskam. Ich tat so, als würde ich jemanden anschreien, der noch in der Toilette war. Und als ich zum Foyer kam, waren sie weg. Sie war im VIP-Bereich, aber ich glaube, Joshu muss in den großen Saal des Clubs gegangen sein, denn da tauchte er etwa zwanzig Minuten später an den Plattentellern auf. Er gab eine Gastvorstellung mit Scratchen und Autogramme-Kritzeln und großer Angeberei, eben wie der Oberschwachkopf, der er ist.«
    Die Ellbogen auf die Knie gestützt, seufzte Leanne und starrte bedrückt über den Teich hinweg. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn er sie bloßstellt.«
    »Du wirst es ihr sagen müssen.«
    Sie schaute mich an, als wollte sie sagen: »Bist du verrückt?«, dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Sie würde mir nicht glauben. Sie würde denken, dass ich ihn für mich selbst will oder so einen Quatsch.«
    »Du musst es ihr sagen. Wenn es nämlich da draußen irgend so eine unberechenbare Zicke gibt, wird es in die Presse kommen. Dann wird es sie wie aus heiterem Himmel treffen, es wird zur Sensation gemacht und aufgebauscht, und sie wird total gedemütigt sein. Das wäre noch viel schlimmer. Ganz zu schweigen davon, dass sie kapieren wird, dass du es gewusst haben musst. Sie wird sich dumm vorkommen, herabgesetzt und doppelt betrogen – von Joshu und von dir. Und du wirst noch schlechter dabei wegkommen, weil er vielleicht ein Arschloch ist, aber sie liebt

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