Der Verrat: Thriller (German Edition)
ihn.«
Leanne murmelte leise: »Verdammt noch mal.«
»Ich sehe keine Alternative. Und du musst es eher früher als später tun. Weil es diese Schlampe gibt, und sie wird nicht einfach so verschwinden.«
20
I ch wollte mich zu gern davor drücken, Leanne die Hand halten zu müssen, während sie Scarlett die geschmacklose Wahrheit über ihren Mann offenbarte. Aber nach und nach wurde mir klar, dass Leanne ohne meine moralische Unterstützung nicht den Mut haben würde. Ich kann nicht sagen, dass ich ihr deswegen einen Vorwurf machte. Sie hatte eine Neuigkeit der Art zu überbringen, die niemand hören will. Als Marina von der Krabbelgruppe zurückkam, nahm ich meine Geldbörse und bezahlte sie extra dafür, dass sie mit Jimmy für den Rest des Abends in sein Zimmer ging.
Es war fast sieben, als der Wagen des Studios Scarlett zu Hause absetzte. Nach einem Nachmittag, an dem sie eine ganze Serie sexy Kleider anprobiert hatte, war sie geradezu high. Dass ich noch da war, sei ein zusätzlicher Bonus, sagte sie und ging direkt zum Kühlschrank, um eine Flasche Prosecco aufzumachen. Trotz meiner Einwände goss sie drei Gläser ein und gab mir einen Kuss auf die Stirn, als sie mir meines reichte. »Entspann dich, Schwester«, sagte sie. »Du kannst ja einfach über Nacht bleiben, wenn du mit mir und Leanne etwas trinken willst. Stimmt’s, Lee?«
Es brachte nichts, damit hinterm Berg zu halten. Das Gespräch würde nicht besser werden, indem man es aufschob. »Du wirst vielleicht weder die eine noch die andere im Haus haben wollen, wenn du hörst, was wir zu sagen haben«, warnte ich sie.
Scarlett blieb abrupt stehen und runzelte die Stirn. »Das klingt nicht gut.« Sie schaute von mir zu Leanne und wieder zurück. Panik blitzte in ihren Augen auf. »Es ist doch nichts mit Jimmy, oder? Ich meine, er ist doch bestimmt schon im Bett, ja?«
»Jimmy geht’s gut. Marina ist oben im Kinderzimmer mit ihm. Wir wollten nicht, dass er dich sieht, wenn du dich aufregst.«
»Dann bleibt nur noch Joshu.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, und ihr Mund war zu einer harten geraden Linie geworden. »Dann sagt schon. Hat er seinen blöden verdammten Schlitten an einen Baum gefahren?«
»Nein, so etwas nicht.« Ich schaute Leanne an. »Obwohl du dir vielleicht wünschen wirst, es wäre so, wenn wir es hinter uns haben.«
»Dann spuckt es aus. Herrgott, Steph, es ist doch nicht dein Stil, um den heißen Brei herumzureden.«
»Okay.« Ich holte tief Luft, als ob das jemals etwas leichter gemacht hätte. »Es scheint, dass Joshu auf Abenteuer aus war.«
Scarlett verharrte reglos. Sie saß versteinert da und starrte geradeaus, ohne zu blinzeln, unmöglich lange, wie es schien. Ich konnte mir den Schmerz nur vorstellen. Sie war hintereinander von allen Erwachsenen, die ihr Fürsorge und Liebe schuldeten, im Stich gelassen worden. Und trotzdem bestand sie darauf zu lieben. Das musste ich einfach bewundern.
Schließlich wandte sie den Blick ab und wischte sich behutsam mit dem Zeigefinger den Lippenstift vom Mund. Es war eine merkwürdige Geste, als wolle sie sogar seinen Geschmack auslöschen. »Sagt mir, was ihr wisst«, forderte sie mit ihrer durch und durch kompromisslosen Art, wie sie typisch für die Leute aus Yorkshire ist.
Also erzählte Leanne Scarlett, was sie mir schon gesagt hatte. Stockend und nervös brachte sie ihre Geschichte vor. Scarlett saß die ganze Zeit mit versteinertem Gesicht da und nippte in regelmäßigen Abständen an ihrem Drink. Am Ende zuckte Scarletts Gesicht einmal, ein momentaner Kontrollverlust. Dann hatte sie sich wieder im Griff. »Weißt du, wer es war, die Schlampe?«
»Ich glaube, ich hörte jemand sie Tiffany nennen. Aber ich könnte nicht darauf schwören.«
»Ha!«, rief Scarlett bitter aus. »Nicht Tiffany – Toffany. Ein blöder, beschissener, erfundener Name. Toffany Banks. Sie hat ihn immer schon haben wollen. Gut, sie kann ihn haben. Kommt, Girls. Wir haben Arbeit vor uns.«
In dieser Nacht bestätigte Scarlett die Meinung, die ich schon seit einiger Zeit von ihr hatte. Sie war eine Frau, mit der man sich nicht anlegen sollte. Zuerst rief sie ganz cool Joshu an. »Hey, Baby«, sagte sie. »Arbeitest du heute Nacht?«
Nach dem Anruf stellte sie fest: »Er legt bei Stagga auf. Dann geht er zu einer Party in Fulham. Die Nacht gehört also uns.«
Als Nächstes rief sie eine Mietwagenfirma an, die Kastenwagen vermietete und bei der Joshu Kunde war. »Er nimmt ihre Vans für
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