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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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entspannte sich zu einem Lächeln, und Vivian erhaschte einen kurzen Blick auf die Stephanie, der sie gleichen musste, wenn ihr Leben nicht von Angst und Sorge befallen war. »So ist es leichter, ihren persönlichen Stil festzuhalten, wenn ich dann das eigentliche Buch schreibe. Während dieser Zeit, als ich da oben unter dem Dach in meinem kleinen Büro saß, hätte Pete stundenlang auf meiner Gartenmauer sitzen können, und ich wäre mir zum Glück dessen gar nicht bewusst gewesen.«
    »Meinen Sie, dass es so war?«
    Die gestresste und gequälte Frau kam wieder zum Vorschein. »Wahrscheinlich«, seufzte sie. »Na ja, er saß vielleicht nicht gerade auf der Mauer, aber sicher fuhr er mehrmals am Tag vorbei, parkte an einer Stelle, von wo er mein Haus sehen konnte, und ging die Straße auf und ab. Denn all das tat er, nachdem ich mit dem Transkribieren fertig war und mir meiner Umgebung wieder bewusst wurde. Es schien, dass er jedes Mal da war, wenn ich aus dem Fenster schaute. Oder sein Wagen war vor dem Haus geparkt. Ich bemühte mich sehr, nicht zuzulassen, dass er mich an meinem normalen Tagesablauf hinderte. Aber es war fast unmöglich. Wenn ich das Haus verließ, ging er neben mir her und redete auf mich ein. Ich ignorierte ihn, aber er gab nicht auf. Wenn ich den Bus oder die U-Bahn nahm, stand er plötzlich auf der anderen Seite des Mittelgangs oder weiter vorn im Wagen und hielt sich an einem Haltegriff fest. Einmal versuchte er sogar, mit mir in ein Taxi zu steigen. Ich musste praktisch die Tür zuschlagen und ihm dabei die Finger einklemmen, bis er endlich zurückwich. Aber das war nicht das Schlimmste. Es gab noch eine andere Gelegenheit, bei der ich wirklich fast ausflippte.«
    »Was ist passiert?«
    Stephanie schauderte. »Sie werden mehr hineinlesen, als dahintersteckte. Er wollte mich damit treffen, nicht Jimmy.«
    »Was ist passiert, Stephanie?« Jetzt klang Vivian mitfühlend, sie war mühelos in den Modus von Frau zu Frau geschlüpft, um mehr aus Stephanie herauszukriegen.
    »Scarlett hatte Jimmy in die Stadt mitgenommen. Sie schauten sich im Naturgeschichtlichen Museum die Dinosaurier an, dann traf ich mich mit ihnen im Regent’s Park. Jimmy tobte sich auf dem Spielplatz aus, während wir auf einer Bank saßen und plauderten. Wir schauten dann und wann zu Jimmy hin, so wie man das eben macht. Und wir merkten beide zur gleichen Zeit, dass drüben bei der Rutschbahn ein Mann stand, der sich auffällig viel mit Jimmy beschäftigte. Ich hatte den Typen schon wahrgenommen, dachte aber, er sei mit zwei anderen Jungen da, deshalb hatte ich ihn nicht weiter beachtet. Dann jedoch drehte er sich um, und ich erkannte Pete. Mit einem kurzen Haarschnitt sah er ganz anders aus. Aber es war eindeutig Pete.«
    »Das muss schrecklich gewesen sein. Was haben Sie gemacht?«
    »Wir rannten wie von der Tarantel gestochen. Aber er lächelte nur und entfernte sich. Rasch, aber nicht so, dass es verdächtig ausgesehen hätte. Es war, als würde er uns den Vogel zeigen und sagen: ›Ich kann euch finden, wo immer und wann immer ich will.‹ Es hat mich wirklich verunsichert.«
    »Hat sich Jimmy etwas daraus gemacht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Er sah etwas verwirrt aus, als wir über den Spielplatz gerannt kamen. Scarlett nahm ihn hoch, und wir gingen in die entgegengesetzte Richtung. Aber das brachte das Fass für mich zum Überlaufen. Zunächst googelte ich Stalken, um zu sehen, welche Rechtsmittel ich einlegen konnte. Es gibt ein Gesetz zum Schutz vor Belästigung; das klang, als könnte es anwendbar sein. Theoretisch können Stalker strafrechtlich belangt werden, oder man kann zivilrechtlich gegen sie vorgehen. Einstweilige Verfügung oder so etwas. Ich sah die Sache ganz zuversichtlich und ließ mir einen Termin geben, um mit einer Polizistin auf meiner örtlichen Polizeidienststelle zu sprechen. Sie war wirklich verständnisvoll, aber das Problem war, dass Pete sehr vorsichtig gewesen war mit dem Inhalt seiner SMS und E-Mails. Auf der Straße hatte er nichts getan, was man als Angriff oder Drohung hätte auslegen können. Zumindest nicht, was das Strafrecht angeht. Sie konnte nichts tun.«
    »Nicht einmal ein Wörtchen mit ihm reden?«
    Stephanies Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Das ist ja das Ironische. Wenn Polizisten ohne einen guten, triftigen Grund mit Pete sprächen, wären sie diejenigen, die sich einer Belästigung schuldig machten. Es ist verrückt, oder?«
    Nicht zum

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