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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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herunter und zu seinem Wagen hastete. Als er davonraste, quietschten die Reifen und weckten Scarlett aus dem Schlaf.
    »Was’n los?«, murmelte sie. »Was is’n?«
    »Scheißkerl«, sagte ich, schon halb aus dem Wagen.
    Sie holte mich an der Haustür ein. »Er hat die Tür offen stehen lassen?«
    »Offensichtlich macht er sich Hoffnung auf einen Einbrecher, der vorbeikommen könnte«, sagte ich verbittert über die Schulter, während ich ins Haus ging. Dann blieb ich abrupt stehen. Der Flur sah aus, als hätte der Einbruch schon stattgefunden. Und noch dazu ein ziemlich gehässiger. Bilder waren von den Wänden gerissen und auf den Boden geworfen worden. Glasscherben und Teile der Bilderrahmen waren in den Teppich hineingetreten. Zwei der Drucke waren zertrampelt und zerfetzt.
    »Oh, Scheiße«, rief Scarlett hinter mir. Ich war sprachlos.
    Vor Angst, was ich finden würde, wollte ich nicht weitergehen. Ein durchdringendes Gemisch aus Gerüchen ließ mich schon ahnen, was bevorstand. Aber die Ungewissheit war schlimmer als die Angst. Ich betrat das, was mein wunderschöner offener Wohnraum gewesen war, und taumelte, denn meine Knie hatten nicht mehr die Kraft, mich aufrecht zu halten. Scarlett fasste nach mir und verhinderte, dass ich mitten in den Trümmern meiner Küche zusammenbrach. Jetzt wusste ich, was Pete die ganze Nacht über gemacht hatte.
    Es sah aus, als hätte er jeden Schrank und jede Schublade geöffnet und den Inhalt auf den Boden gefegt. Zerbrochenes Geschirr, Gläser und Flaschen lagen wahllos verstreut zwischen Haufen und Pfützen von Mehl, Reis, Marmelade, Nudeln, Ketchup, Olivenöl, geschmolzener Eiscreme und Alkohol. Im Wohnbereich dahinter waren Bücher und CDs überall auf dem Boden verstreut, weitere zerrissene Bilder und zerbrochene Rahmen darüber verteilt. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen.
    »Ich bring den Scheißkerl um«, sagte Scarlett. »Ich schwör’s.« Sie nahm einen umgeworfenen Stuhl und setzte mich darauf. »Aber vorher rufe ich die Polizei.«
    »Nein«, sagte ich. »Tu das nicht. Er wird sich herauswinden.«
    »Wie soll er das schaffen? Wir haben ihn rausgehen sehen.«
    »Ich hab ihn rausgehen sehen. Du hast noch geschlafen.«
    »Na und? Das weiß er ja nicht. Ich werde den Bullen sagen, ich hätte gesehen, wie er wegging und die Tür offen stehen ließ.«
    »Er wird lügen, wird sagen, er sei zu einer anderen Zeit weggegangen. Er hat Freunde, die für ihn lügen werden. Das machen sie, Männer wie er. Sie tun sich gegen uns zusammen. Und er wird dich mit reinziehen. Er wird seine Version verbreiten. Hysterische männerhassende Weiber, so wird er uns nennen.« Ich legte den Kopf in die Hände.
    »Du kannst ihn nicht damit durchkommen lassen«, wandte Scarlett ein. »Wir müssen uns behaupten gegen solche Mistkerle wie ihn.«
    »Lass das jemand anderen machen«, erwiderte ich, den Tränen nahe. »Ich hab nicht das Zeug dazu, Scarlett. Er wird gewinnen, und dann werde ich mich noch schlechter fühlen. Wenn das überhaupt möglich ist.«
    Sie sah aus, als wolle sie dagegen angehen, hielt sich aber zurück. »Dann kommst du mit zu mir nach Haus«, verfügte sie entschlossen. »Ich gehe rauf und packe eine Tasche für dich. Keine Widerrede.«
    Ich saß wie gelähmt da. Die Zerstörung meiner Wohnung fühlte sich wie ein dunkler Fleck in meinem Inneren an, der sich wie schmutziges Öl über den Boden einer Lagerhalle verbreitet und alles besudelt, was ihm in den Weg kommt. Ich liebte dieses Haus und was ich daraus gemacht hatte. Und er hatte es unbedenklich demoliert, alles, weil ich seinen kostbaren Männerstolz verletzt hatte. Wie hatte ich diese gespannte Wut übersehen können, die in ihm lauerte? Wie hatte ich jemanden lieben können, in dessen Herz diese Dunkelheit herrschte?
    Schließlich erschien Scarlett wieder, sie wirkte erschüttert. »Ich habe ein paar Kleider aussortiert und deinen Laptop und alle Papiere auf dem Schreibtisch zusammengepackt. Komm, wir gehen.«
    Benommen folgte ich ihr zum Wagen hinaus und schloss sinnloserweise die Tür hinter mir ab. Ich ließ Scarlett fahren. Traumatisiert, wie ich war, wollte ich trotzdem überleben und wusste, dass in diesem Zustand zu fahren gefährlich wäre.
    Zurück in der Hazienda verabreichte sie mir Tee und Valium und steckte mich ins Bett. Ich schlief mit kleinen Unterbrechungen fast zwanzig Stunden, und als ich wieder das Bewusstsein erlangte, kam ich mir fast wie ein Mensch vor.
    Ich fand Leanne und

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