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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Scarlett in der Küche, wo sie mit offenen Terminkalendern auf der Arbeitsfläche ihre Pläne für die Woche besprachen. Scarlett sprang auf und schloss mich in die Arme. »Wie geht’s dir, Baby?«
    »Scheiße. Aber ich werd’s überleben«, sagte ich, löste mich von ihr und ging auf die Kaffeemaschine zu. »Ich denke, ich werde einen Schlosser rüberschicken, um die Schlösser auswechseln zu lassen. Der Mistkerl hatte keine Schlüssel, aber jetzt hat er sich vielleicht meine Ersatzschlüssel genommen.«
    »Das brauchst du nicht«, sagte Leanne rasch. »Ist alles erledigt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe einen Schlosser hingeschickt, nachdem wir gestern zurückkamen«, sagte Scarlett. »Und eine professionelle Reinigungsfirma. Du wirst deine Wohnung nicht noch einmal in dem Zustand sehen müssen, in dem er sie zurückgelassen hat.«
    Da weinte ich endlich doch wegen dem, was Pete, der Drecksack, getan hatte. Jetzt, wo ich darauf zurückschaue, tröstet es mich, dass Güte diese Reaktion in mir auslöste und nicht Böswilligkeit.
    Pete hatte alles, was in seiner Macht stand, getan, um mich an der Realität von Scarletts Freundschaft zweifeln zu lassen. Hätte ich irgendwelche Zweifel gehabt, dann wurden sie an diesem Morgen zerstreut. Nun wusste ich, dass zwischen Scarlett und mir die Art von Bindung bestand, die Frauen zu Freundinnen fürs Leben macht.
    Ich wünschte nur, wir hätten länger in ihren Genuss kommen können.

25
    V ivian legte nicht viel Wert auf Haushalt und Heim, aber trotzdem begriff sie, welch schwere Verletzung Pete Matthews Stephanie zugefügt hatte. Er schien ein Mann zu sein, der eine tiefsitzende Wut mit sich herumtrug. Die Frage war nur, ob er seinen Groll vier Jahre lang hegen konnte. »Ich verstehe, wieso Sie vielleicht dachten, es bringe nichts, zur Polizei zu gehen. Aber Sie wollten doch bestimmt, dass er für das bezahlte, was er Ihnen angetan hatte?«, fragte sie.
    Stephanie seufzte. »Ehrlich gesagt, ich wollte nur, dass er aus meinem Leben verschwand. Ich wollte nichts tun, was meine Verbindung zu ihm verlängerte. Alle anderen wollten Rache für das, was er mir angetan hatte. Scarlett, Leanne, Maggie, meine anderen Freundinnen. Mein Kumpel Mike wollte ein paar Jungs zusammentrommeln und bei Pete vorbeigehen, seine Wohnung zerdeppern und ihm eine Tracht Prügel verabreichen. Aber ich verhinderte das.« Sie schüttelte den Kopf. »Danach hätte ich mich auch nicht besser gefühlt. Ich war entschlossen, mich nicht auf dieses Niveau hinunterziehen zu lassen. Können Sie das verstehen?«
    Vivian war nicht sicher, ob irgendein Polizeibeamter Stephanies Haltung hätte nachvollziehen können. »Mir kommt es bei meiner Arbeit auf Gerechtigkeit an«, sagte sie. »Ich finde nicht, dass Leute, die Verbrechen begehen, ungeschoren davonkommen sollten.«
    »Aber sollten die Opfer nicht ein Wort mitzureden haben, was den Ausgang betrifft? Ich wollte einen Schlussstrich ziehen nach dem, was er mir angetan hatte. Keine Sekunde länger als nötig wollte ich mehr an ihn denken. Jede Verbindung zu ihm wäre für mich von Nachteil gewesen. So dachte ich damals. Wie sich zeigte, habe ich wahrscheinlich die falsche Entscheidung getroffen. Aber es war die Wahl, die ich damals und dort meinem eigenen Wohlbefinden zuliebe treffen musste.«
    »Es war also nicht das letzte Mal, dass Sie von Pete hörten?« Jetzt konnte Vivian etwas ergründen, was sie interessierte – ob Pete Matthews ein Mann war, der jahrelang an seinem Gefühl festhielt, dass ihm Unrecht getan worden sei.
    Stephanie schüttelte betrübt den Kopf. »Ganz im Gegenteil! Ich dachte, er hätte seinen Gefühlen Luft gemacht und ich würde nie wieder von ihm hören. Aber er fand offenbar, dass es noch unerledigte Dinge zwischen uns gab. Nachdem ich zwei Tage bei Scarlett gewesen war, begann er, mich per SMS zu kontaktieren. Es war, als sei nichts geschehen. Er sprach über seine Arbeit, wann er Feierabend machen würde und wo wir uns zum Essen treffen sollten.«
    »Das ist sehr merkwürdig.«
    »Meinen Sie?«
    Vivian fragte sich, ob Stephanie so ausgeglichen war, wie es den Anschein hatte. Nicht zu glauben, dass Pete Matthews’ weiteres Betragen merkwürdig war, kam ihr pervers vor. »Sie nicht?«
    »Denken Sie mal einen Moment nach. Er wusste nicht, dass ich ihn gesehen hatte, als er das Haus verließ und die Tür offen stehen ließ. Soviel er wusste, war ich gar nicht dort gewesen. Ich nahm an, dass er auf den Busch klopfte, um

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