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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Willie, und wer verhaut die Kerle, die sich dir gegenüber zu viel herausnehmen und so?«
    Willa runzelte die Stirn. »Mein Mann wird mich beschützen.« Hoffte sie.
    Sie alle drehten sich um und sahen den Mann an, der gerade seinen riesigen Wallach putzte. Er schaute auf, als habe er ihre Blicke gespürt, und für einen kurzen Moment sah er aus, als wollte er am liebsten auf der Stelle verschwinden. Glücklicherweise passte Dick immer noch auf ihn auf. Man konnte nie wissen.
    Dan trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
»Weißt du schon, was er ist, Willie?« Beide schauten sie erwartungsvoll an.
    Willa schob die Unterlippe vor und musterte ihren frisch Angetrauten mit schief gelegtem Kopf. »Was er ist? Hmm.«
    Sie hatte den Jungs dieses Spiel beigebracht, ein Spiel, das sie selbst von ihren Eltern gelernt hatte. Es ging dabei darum, das wilde Tier zu finden, das einem Menschen am ehesten entsprach. Schließlich verfügte jede Kreatur über bestimmte Charaktereigenschaften, mit denen man sein Verhalten verlässlich vorhersagen konnte. Ein Hund würde allem hinterherjagen, was vor ihm davonlief, eine Elster alles stehlen, was in der Sonne glitzerte.
    Es war nicht mehr als ein albernes Salonspiel, aber nichtsdestotrotz hatte Willa es mehr als einmal als sehr hilfreich empfunden.
    Und jetzt zu ihrem neuen Ehemann … nun, sie war sich ziemlich sicher, dass Nathaniel Stonewell mehr war, als er zu sein vorgab.
    Ein Gentleman mit sonnengebräunter Haut und schwieligen Händen. Ein Reisender, dessen Kleidung elegant genug für einen Dandy war, dabei aber so abgetragen, als würde er keinen Wert darauf legen, was er anhatte. Ein Mann, der ein teures und edles Pferd ritt, es aber selbst versorgte, anstatt diese Aufgabe dem Stallburschen zu überlassen.
    Fürwahr eine interessante Zusammenstellung. Glücklicherweise liebte Willa nichts mehr, als jemanden bis ins letzte Detail zu erforschen.
    Ihre Gedanken schweiften zu ihren Eltern ab, zu den Tagen, als sie zu dritt über die Felder gewandert waren. Der Hauch einer Erinnerung, kaum mehr als der Schatten seines früheren Wesens, glitt über Willa und verursachte tief in ihr das Verlangen, in eine Welt zurückzukehren, in der alle Probleme durch einen kurzen Augenblick auf dem Schoß ihrer Mutter gelöst werden konnten.

    Willas Mutter lachte. Sie hatte die Röcke hoch gerafft und watete mit einem Käscher und einem Becherglas durch einen Wildbach. Willa konnte sich an kaum mehr erinnern als an dieses Lachen, das über dem Plätschern des Baches zu hören war, und an die Art und Weise, wie sich das Licht im glänzenden Haar ihrer Mutter gebrochen hatte.
    Willas Eltern waren beide passionierte Naturforscher gewesen, stärker an den wilden Kreaturen der Schöpfung interessiert als an den Menschen. Sie hatten sich nichts aus der feinen Gesellschaft gemacht und waren aus London geflohen, um in der Natur zu leben, die sie beide so sehr liebten. Derryton hatte sie mit dem Wohlwollen und der Toleranz aufgenommen, die ein wohlhabender Ort sich leisten konnte.
    Dann hatte das Fieber im Dorf um sich gegriffen, und es war zu spät. Zu spät für Gespräche über das Frausein und das Mysterium der Männer. Zu spät für die Aussteuer und Brautgespräche. Zu spät, um ihre Mutter dann zu haben, wenn sie sie am meisten brauchte.
    Eine Welle ungekannter Einsamkeit überschwemmte Willa. Sie gönnte sich einen tiefen Seufzer, bevor sie sich wieder dem anstehenden Problem zuwandte, und musterte ausgiebig den Mann, neben dem sie für den Rest ihres Lebens schlafen würde.
    Was war das doch für ein außerordentlich ungewöhnlicher Gedanke. Und dabei kein gänzlich unangenehmer. Schließlich war sie ein gesundes Mädchen und wusste einen gut gebauten Mann zu schätzen. Es war ihr sehnlichster Wunsch, mit einem freundlichen, ehrbaren Mann verheiratet zu sein und mit ihm Kinder zu haben. Eine eigene Familie.
    Dieser besondere Mann hier war offensichtlich gut gebaut. Es kam ihr in den Sinn, diesen Punkt etwas genauer zu untersuchen. Schließlich waren sie jetzt verheiratet. Willa trat mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu, nicht ohne
sich vorher sicherheitshalber vergewissert zu haben, dass die Stalltür verschlossen war.
    »Wünscht Ihr nichts zu essen, mein Gemahl?« Das gesamte Dorf war immer noch mit dem Hochzeitsfrühstück beschäftigt. Wenn die Glückwünsche nicht von ganzem Herzen gekommen wären, hätte Willa sich an dem ungeheuren Ausmaß der Feierlichkeiten gestört.
    Mr

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