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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Zusammenstellung von Spitze und hauchdünnem Stoff stand im harten Kontrast zu der rustikalen Einrichtung des Zimmers aus selbst gebautem Bett und Truhe und einem fadenscheinigen Flickenteppich auf dem Boden.
    Moira hielt den Hauch von Nichts stolz an ihren mächtigen Busen. Willa blieb der Mund offen stehen. »Moira! Um Himmels willen! Du erwartest doch nicht allen Ernstes, dass ich das trage?«
    »Was soll damit nicht stimmen? Es ist weiß und lang und bedeckt dich vom Hals bis zu den Füßen.«
    »Es ist so gut wie unsichtbar.«
    »Nun, es hat auch niemand behauptet, dass eine Braut einen Kartoffelsack tragen muss, oder?« Moira reichte Willa das Nachthemd.

    Da sie damit auch wieder Recht hatte, machte Willa sich nicht die Mühe, weiter zu protestieren. »Woher hast du es?«
    »Ich hab es vor einer Weile einem fahrenden Händler abgekauft, als es ganz danach aussah, als würde der junge Donovan lange genug leben, um seine Frage zu stellen.«
    »Oh, ja. Der arme Sam.« Zwei Jahre war das schon wieder her. »Hast du seine Mutter in letzter Zeit einmal gesehen?«
    »An einem Sonntag vor ein paar Wochen. Sie hat mir erzählt, dass er geheiratet hat und dass sie alle hoffen, dass er doch noch in der Lage ist, ein Kind zu zeugen.«
    Willa wiegte traurig den Kopf. »So ein Jammer. Er war sehr süß. Aber man kann mit einer Apfelpresse gar nicht vorsichtig genug sein.«
    Moira warf ihr einen scharfen Blick zu. »Du willst doch nicht, dass es diesem Mann hier genauso ergeht, oder?«
    »Ach, Moira, du weißt doch, dass dieselbe Geschichte nie ein zweites Mal passiert.«
    »Stimmt. Soweit ich das beurteilen kann, wird es immer schlimmer.«
    Willa strich über den zarten Stoff in ihren Händen. Er war so fein, dass sie ihre Fingernägel durchschimmern sah. »Aber muss ich ihn denn gleich in mein Bett kriegen? Ich kenne ja kaum seinen Namen, ganz zu schweigen davon, dass ich ihn liebe.«
    Moira seufzte, und ihr Gesichtsausdruck wurde ganz weich. »Du hast zu viele romantische Geschichten gelesen, Mädchen. Die Liebe stellt sich mit der Zeit ein. Das habe ich dir ein ums andere Mal gesagt. Man sucht sich einen geeigneten Kandidaten aus, dann nimmt man es sich fest vor, und schließlich wird geheiratet.«
    »Aber du liebst John. Ich weiß, dass du es tust.«
    »Da hast du Recht. Aber ich hatte inzwischen zwanzig
Jahre Zeit, in denen ich ihn kennen gelernt und festgestellt habe, was für ein feiner Kerl er ist. Nicht, dass er nicht auch seine schlechten Seiten hätte. Seit zwei Jahrzehnten teile ich das Bett mit diesem riesenhaften Flegel und habe wegen seiner Schnarcherei keine Nacht mehr durchgeschlafen.« Die Wärme ihrer Stimme strafte ihre scharfen Worte Lügen. »Aber ein Mann ist immer noch hauptsächlich das, was du aus ihm machst.«
    Willa war sich da nicht so sicher. »Trotzdem. Vielleicht macht es ihm ja nichts aus, mit dem Bett noch ein bisschen zu warten. Mir macht es ganz bestimmt nichts aus, ich habe schließlich mein ganzes Leben darauf gewartet.«
    Moira runzelte die Stirn. »Willa, du weißt genau, dass das Leben dieses armen Mannes in Gefahr ist, je länger du es hinauszögerst. Der einzige Weg, den Fluch zu brechen, ist zu heiraten und ihn in dein Bett zu kriegen. Wenn du es jetzt nicht machst …«
    Sie ließ das Ende des Satzes unheilschwanger im Raum stehen und rauschte durch die Tür.
    Nachdem ihre beste Freundin, die zugleich ihr Vormund war, den Raum verlassen hatte, sank Willa aufs Bett und legte die Wange an den Bettpfosten. Entweder sie heiratete einen Fremden, oder sie würde aller Wahrscheinlichkeit nach niemals heiraten – das war es, was Moira sagen wollte.
    Je älter Willa wurde, desto weniger junge Männer schauten begehrlich in ihre Richtung. Nicht etwa, weil ihre Schönheit verblasste, sondern weil es sich herumsprach, dass es gefährlich war, Gefallen an der »Unglücks-Miss« von Derryton zu finden.

3. Kapitel
    E ine halbe Stunde später spähte Willa durch den Schleier ihrer Mutter auf die Versammlung der Dorfbewohner vor ihr. Sie waren alle da, von der Bäckersfrau bis zur Tochter des Küfers. Alle Frauen des Dorfes standen auf der anderen Seite des kleinen Platzes und blickten Willa entgegen. Hinter ihnen standen die Männer, mit hochrotem Gesicht und unbehaglich von einem Fuß auf den anderen tretend, aber sie waren da.
    Willa ließ ihren Blick über jedes geliebte Gesicht schweifen, über jedes schwielige Paar helfender Hände. Diese Leute waren ihre Familie, die einzige, die sie

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