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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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entwickelten. Es war für ihn eine außergewöhnliche Erfahrung. Selbst seine Entehrung und die darauf folgende Ächtung waren bis ins Detail vorbereitet worden. Selten war er in seinem bisherigen Leben den Launen des Schicksals so ausgesetzt gewesen wie jetzt.
    Er war verheiratet.

    Ein Gutes hatte die ganze Sache. Nathaniel lächelte leise vor sich hin, als er sich die Reaktion seiner Mutter ausmalte. Er konnte kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen.
    Das ungeduldige Tippen eines Fingers an seiner Schulter riss ihn aus seinen Tagträumen. Er drehte sich um und sah sich der Frau des Gastwirtes gegenüber. Sie hatte die Hände auf die Hüften gestützt, ihr Gesicht ein Vorbild an mütterlicher Fürsorglichkeit.
    »Hört mir gut zu, Mr Stonewell«, begann sie ohne Umschweife. »Unsere Willie hat hier Freunde und Familie. Ein Brief, ein Flüstern, dass Ihr sie unglücklich macht, und ich werde Eure Eier in meiner Pfanne braten. Habt Ihr verstanden?«
    Und ob er verstanden hatte. Nathaniel widerstand gerade noch dem Drang, schützend seine Hände vor den genannten Körperteil zu legen. Sicherheitshalber machte er einen lässigen Schritt hinter Blunts breite Kruppe.
    »Ich versichere Euch, Madam, dass ich nicht beabsichtige, Miss Trent in irgendeiner Weise zu missbrauchen.« Erst als die Frau ihn irritiert anschaute, bemerkte Nathaniel, dass er das Mädchen als »Miss« tituliert hatte.
    Lieber Gott, sollte er sie wirklich als seine Frau ansehen?
     
    Als Willa in den Stall zurückkehrte, sah sie Dan den Tränen nah ein robustes Pony für sie satteln. Moira stand bei Nathaniel Stonewell, sprach leise mit ihm und tippte ihm zur Betonung ihrer Rede mit einem Finger auf die Brust.
    »Nicht dieses.« Mr Stonewell ging hinüber zu Dan und dem Pony. »Ich habe keine Zeit zu verlieren.« Er schaute sich im Stall um. »Wie wäre es mit diesem dort?« Er deutete auf eine edle Stute. Es war das Pferd eines wohlhabenden Ladenbesitzers von Derryton, das im Stall der Kutschstation versorgt wurde. Willa erwartete, dass John Mr Stonewell
korrigierte, aber zu ihrem Erstaunen war das Pferd innerhalb von Sekunden gekauft und bezahlt. Der Preis spielte offenbar keine Rolle.
    Es sah ganz danach aus, als würde Mr Stonewell bekommen, was Mr Stonewell wünschte.
    »Ich bin zum Aufbruch bereit«, verkündete Willa hochmütig. Ihre Pose schmolz dahin, als alle vier Smiths zu ihr eilten und sie in den Arm nahmen.
    »Ihr seid alle so lieb. Ich werde euch schrecklich vermissen.« Es war ein Klopfen und Murmeln, ein gegenseitiges Bekräftigen und Trösten, bis die drei Männer sich schließlich aus der Umarmung lösten und schniefend den Stall verließen.
    Willa und Moira sahen einander eine Weile schweigend an. Wie sagte man Lebewohl zu jemandem, der einem Mutter, Schwester und beste Freundin war?
    »Was hast du zu ihm gesagt?«, rutschte es Willa schließlich heraus. Es war nicht das, was sie eigentlich sagen wollte.
    Moira lächelte das ernste Lächeln einer Madonna. »Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm seine eigenen Eier zum Frühstück serviere, wenn er dich nicht wie Glas behandelt.«
    Schockiert schlug Willa eine Hand vor den Mund, zerstörte aber im nächsten Moment diese Pose der Rechtschaffenheit mit einem unfreiwilligen Kichern. »Oh, Moira. Wie soll ich nur ohne dich zurechtkommen?«
    »Das wirst du schon schaffen. Du hast einen wachen Verstand und ein gutes Herz.« Sie beugte sich etwas vor. »Aber denk immer daran …«
    »Woran?«, flüsterte Willa.
    »Biete ihm gutes Essen und ein noch besseres Bett, und er wird dir nie davonlaufen.«
    Wieder lachte Willa. »Das klingt, als würdest du über einen Hund sprechen.«
    »Willie, mein Mädchen, meine Tochter, wie ich nur je
eine haben konnte – Männer sind die größten Hunde, die auf dieser Erde spazieren gehen.« Moira umfing sie in einer letzten Umarmung. »Und jetzt geh und sieh dir die Welt an, Miss Willa, wie du es schon immer wolltest.«
    Tränen traten Willa in die Augen, als sie erkannte, dass wenigstens Moira sie nicht loswerden, sondern ihr helfen wollte, ihren Träumen zu folgen. Sie saß auf, folgte ihrem Ehemann aus dem Stall hinaus und winkte ein letztes Mal den Dorfbewohnern zu, die sich vor dem Stall versammelt hatten, um sie zu verabschieden.
    Das war ihr Traum, sagte sie zu sich selbst. Endlich folgte sie ihrem Traum.

4. Kapitel
    N athaniel war seit einigen Stunden verheiratet, und er konnte nicht behaupten, dass es sich irgendwie anders anfühlte. Er saß immer noch

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