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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Ihr noch etwas anderes für die Nacht?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er ließ sie vor sich das Gasthaus betreten. Erleichtert stellte er fest, dass die Schankstube leer war. Je weniger Leuten er begegnete, desto geringer die Gefahr, erkannt zu werden, selbst an einem so rauen Ort wie diesem. Mit dem Reetdach, den riesigen Pfeilern und dem Steinboden konnte das Gasthaus auch schon vor zweihundert Jahren bestanden haben.
    Der stämmige Gastwirt nickte ihnen zu und polierte mit unbewegtem Gesicht einige Bierkrüge. »Braucht Ihr ein Zimmer für die Nacht?«
    »Ja, danke, und eins für meine … Begleitung.« Nathaniel konnte es einfach nicht über sich bringen, das Wort »Gemahlin« auszusprechen.
    Die Miene des Mannes veränderte sich. Sein Blick glitt zu Willa, die sich schier den Hals verrenkte und den gewöhnlichen Schankraum beäugte, als sei er eine Palastkammer. Der Gastwirt sagte nichts, aber die Verachtung in seinem Blick sprach Bände.
    Nathaniels Beschützerinstinkt war geweckt. »Wenn ich
es recht überlege, werden wir doch ein Zimmer teilen«, sagte er. »Euer größtes.«
    Willas Aufmerksamkeit wandte sich in diesem Moment wieder dem Gespräch zu. Fragend schaute sie Nathaniel an, der nur die Achseln zuckte. Er zog den Gastwirt für ein paar geflüsterte Worte beiseite. Dann griff er sich ihre Satteltaschen, warf sie sich über die Schulter und nickte in Richtung Treppe. Er stieg die Stufen hinauf, ohne auf sie zu warten.
    Willa zögerte am Fuß der Treppe. Trotz Mr Stonewells interessanter Eigenschaften hatte sie es nicht eilig, ihre Hochzeitsnacht zu beginnen.
    Der stämmige Wirt lief zwischen Küche und Schankraum hin und her und trug ein paar Sachen von dem einen in den anderen Raum. Er ließ sie nicht aus den Augen, während er im Schankraum herumging und so müßig fegte, dass es nur ein Vorwand sein konnte.
    Gut. Ja. Es war an der Zeit, Nathaniel zu folgen. Willa rannte die Stufen hinauf und spürte den Blick des Mannes im Rücken.
    Mr Stonewell stand am oberen Ende der Treppe im Kerzenschein und wirkte nur ein bisschen bedrohlich. Willa schluckte. Großer, unheimlicher Mann unten, großer, nur halb so unheimlicher Mann oben. Entscheidungen waren gefragt.
    »Kommt Ihr nicht zu Bett?«
     
    Miss Trent stand allem Anschein nach zur Salzsäule erstarrt auf dem Treppenabsatz und schaute ihn an. Ihre Augen waren im schwachen Schein der Kerze so groß wie Unterteller.
    Was war nur mit dem Mädchen los? Als er bemerkt hatte, dass sie nicht direkt hinter ihm war, hatte er vermutet, dass sie sich zur Toilette hinausgeschlichen hatte. Er hatte
gewartet, nur einen kurzen Augenblick, bis ihm die Vermutung des Gastwirtes wieder eingefallen war.
    »Ich glaube wirklich, dass es das Beste wäre, wenn Ihr die ganze Zeit bei mir bliebet, Miss … äh, Willa«, sagte er sanft. Sie reagierte nicht. Wenn er sich nicht irrte, hielt sie tatsächlich den Atem an. Warum? Was hatte er …
    Kommt Ihr nicht zu Bett?
    Oh. Er räusperte sich. »Ich meinte nicht …« Er brach ab. Es gab keine wirkliche Hoffnung, dieses Missverständnis hier im Flur aufzuklären. Er trat einen Schritt zurück, verbeugte sich und deutete auf die offene Tür. »Euer Zimmer erwartet Euch, Mylady«, sagte er grimmig.
    Sie setzte einen Fuß auf die nächste Stufe und zögerte wieder. »Mein Zimmer? Meint Ihr nicht unseres? Ich bin Eure Frau.«
    Nun, eigentlich nicht, nicht wirklich. Noch etwas, das besser nicht im Flur besprochen werden sollte. »Ich werde auf dem Fußboden schlafen«, versicherte er ihr.
    Aus irgendeinem Grund schien sie durch seine Antwort nicht so erleichtert, wie er erwartet hatte. Sie warf ihm einen mürrischen Blick zu, stampfte die restlichen Stufen hinauf und stürmte – wenn er sich nicht sehr täuschte – vernehmlich schniefend an ihm vorbei.
    Was hatte er jetzt schon wieder falsch gemacht?
    Er folgte ihr in ihr rustikales Zimmer, machte die Tür zu und schloss sie beide zusammen ein.
    Willa zuckte zusammen, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. Sie zitterte. Der Raum war eisig. Dies hier war kein Hort der Gastlichkeit wie das Gasthaus von John und Moira. Niemand war vor ihnen heraufgekommen, um das Feuer im Kamin zu entfachen oder eine Pfanne mit glühenden Kohlen zwischen die Laken zu schieben, was Willa in der Vergangenheit oft für ihre Gäste getan hatte.
    Sie kniete vor den Kamin, um es selbst mithilfe der Zunderbüchse,
die auf dem Kaminsims bereitlag, zu tun. Mr Stonewell lugte über ihre Schulter, um zu sehen,

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