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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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was sie machte. »Gebt her. Ich kümmere mich darum.«
    »Schon geschehen«, sagte Willa aufgeräumt, und es stimmte. Innerhalb von Sekunden hatte sie den Feuerstahl gegen den Feuerstein geschlagen und so Funken erzeugt, die auf den Zunder hinabfielen, der mit einer Hand voll Kohlen auf dem Gitter lag. Sie stand auf und rieb sich den Staub von den Händen. »Leider wird es Stunden dauern, bis es hier drinnen warm wird.« Sie drehte sich um und sah, wie Mr Stonewell sie erstaunt musterte. »Was ist los?«
    Er blinzelte. »Nichts weiter. Ich kenne einfach nicht viele Frauen, die in der Lage sind, ein Feuer zu entzünden.«
    Willa schnaubte. »Dann wage ich zu behaupten, dass Ihr nicht viele Frauen kennt.« Sie trat einen Schritt zur Seite und hoffte, er würde den Wink verstehen und seinerseits zur Seite gehen, damit sie an ihm vorbei konnte. Er tat es nicht, sondern blieb dort stehen und starrte sie an, als sehe er sie gerade zum ersten Mal.
    Mit einem Mal wurde sich Willa bewusst, dass sie mit dem gut aussehenden, wenn auch etwas merkwürdigen Mr Stonewell allein war. Allein. Im Zimmer eines Gasthauses. Mit ihrem Mann. In ihrer Hochzeitsnacht.
    Heirate ihn und krieg ihn in dein Bett. Moiras Empfehlung schien weit weg zu sein und sehr lange her. Heute Morgen hatte es zwar etwas entmutigend, aber trotzdem so einfach geklungen. Nun, sie hatte ihn geheiratet. Das konnte man schon einmal streichen.
    Plötzlich schien er zu bemerken, dass er ihr im Weg stand. Er trat zurück und drehte sich schnell um, um ihre Satteltaschen in den schwachen Lichtkreis zu ziehen, den die einzige Talgkerze spendete, die ihnen vom Gasthaus zur Verfügung gestellt worden war.
    »Was habt Ihr unten mit dem Gastwirt besprochen?«,
fragte sie. Sie war nicht etwa neugierig, auch wenn sie immer so wirkte. Sie wollte nur, dass er mit ihr sprach, sich mit ihr unterhielt, damit sie die Art und Weise, wie der Raum um sie herum plötzlich kleiner zu werden schien, besser ertrug. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?« Sie stemmte eine Faust auf die Hüfte. »Werdet Ihr mir jemals antworten?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Nein.«
    Endlich eine Antwort! »Wartet – welche Frage habt Ihr gerade beantwortet?«
    Er war einen Moment ganz ruhig, dann schüttelte er mit einem reuevollen Zug um die sinnlichen Lippen den Kopf. »Wählt Ihr für mich. Ich habe wieder den Überblick verloren.« Er bückte sich, um einige Gegenstände aus seiner Tasche zu ziehen und warf sie dann in eine Ecke. Das war ja alles hoch interessant. Willa genoss es so sehr, ihrem frisch Angetrauten zuzusehen – vor allem, wenn er sich bückte …
    Er trat ein Stück zur Seite, und sie folgte ihm. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich fest vorgenommen, ihn zum Reden zu bringen. Ihr Fuß trat auf etwas auf dem Boden, wo er seine Sachen durchwühlt hatte. Es war ein kleines, in ein einfaches Taschentuch gewickeltes Päckchen. Willa hob es auf und rollte das Leinen auf. Ein schwerer Goldring fiel in ihre Hand. »Was ist das?«, fragte sie und streckte ihn ihm entgegen.
    Nathaniel griff automatisch danach. Dann erstarrte er, als der Ring in seine wartende Handfläche rollte. Er war schwerer als in seiner Erinnerung, aber irgendwie war das der Situation angemessen. Das Wappen der Reardons war zu Zeiten der Ritter und Turniere in das alte Gold graviert worden, als zum ersten Mal der Titel eines Marquis von Reardon von einem dankbaren König und der Ring von königlicher Hand verliehen wurden. Der Stein war in den Jahrhunderten seither mehrfach ausgetauscht worden, und deshalb
hatte Nathaniel im vergangenen Frühjahr keine Skrupel gehabt, den minderwertigen Smaragd zu ersetzen, der bis dahin in der Fassung gesteckt hatte.
    Der große Stein war jetzt ein Rubin, von den besten Juwelieren der Welt in Wien geschliffen und poliert. Er wusste das, weil er den Stein selbst ausgesucht hatte. Daphne, seine ehemalige Verlobte, liebte Rubine, Nathaniel erinnerten sie allerdings an Blut. Jetzt erinnerte ihn der Rubin an alles, was er freiwillig aufgegeben hatte und dennoch so schmerzlich vermisste.
    Mit aller Macht fiel ihm sein Auftrag wieder ein. Unten hatte er den Gastwirt für einen Augenblick beiseite genommen, um ihn nach Foster zu fragen. Der Mann hatte widerwillig zugegeben, dass Foster tatsächlich hier vorbeigkommen war. Der Verräter war ihm nun einen ganzen Tag voraus.
    Seltsam. Nathaniel hatte nicht wirklich erwartet, dass Foster diesen Weg nahm. Er selbst hatte die südliche

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