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Der Verschollene

Der Verschollene

Titel: Der Verschollene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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die Oberköchin und steckte Karl, der mit gesenktem Kopf ihr zugehört hatte, die Visitkarte in die Tasche, "Dein Geld behalte ich vorläufig, Du weißt, Du kannst es mir anvertrauen. Heute bleib zu hause und überlege Deine Angelegenheit, morgen – heute habe ich nicht Zeit, auch habe ich mich schon vielzulange hier aufgehalten – komme ich zu Brenner und wir werden zusehn was wir weiter für Dich machen können. Verlassen werde ich Dich nicht, das sollst Du jedenfalls schon heute wissen. Über Deine Zukunft mußt Du Dir keine Sorgen machen, eher über die letztvergangene Zeit. "
    Darauf klopfte sie ihm leicht auf die Schulter und gieng zum Oberkellner hinüber, Karl hob den Kopf und sah der großen stattlichen Frau nach, die sich in ruhigem Schritt und freier Haltung von ihm entfernte.

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    "Bist Du denn gar nicht froh", sagte Therese, die bei ihm zurückgeblieben war, "daß alles so gut ausgefallen ist?" "O ja", sagte Karl und lächelte ihr zu, wußte aber nicht warum er darüber froh sein sollte, daß man ihn als einen Dieb wegschickte. Aus Thereses Augen strahlte die Freude, als sei es ihr ganz gleichgültig, ob Karl etwas verbrochen hatte oder nicht, ob er gerecht beurteilt worden war oder nicht, wenn man ihn nur gerade entwischen ließ, in Schande oder in Ehren. Und so verhielt sich gerade Therese, die doch in ihren eigenen Angelegenheiten so peinlich war und ein nicht ganz eindeutiges Wort der Oberköchin wochenlang in ihren Gedanken drehte und untersuchte. Mit Absicht fragte er: "Wirst Du meinen Koffer gleich packen und wegschicken?" Er mußte gegen seinen Willen vor Staunen den Kopf schütteln, so schnell fand sich Therese in die Frage hinein und die Überzeugung, daß in dem Koffer Dinge waren, die man vor allen Leuten geheim halten mußte, ließ sie gar nicht nach Karl hinsehn, gar nicht ihm die Hand reichen, sondern nur flüstern: "Natürlich, Karl, gleich, gleich werde ich den Koffer pakken. " Und schon war sie davongelaufen.

    Nun ließ sich aber Giacomo nicht mehr halten und aufgeregt durch das lange Warten rief er laut: "Roßmann, der Mann wälzt sich unten im Gang und will sich nicht wegschaffen lassen. Sie wollten ihn ins Krankenhaus bringen lassen, aber er wehrt sich und behauptet, Du würdest niemals dulden, daß er ins Krankenhaus kommt. Man solle ein Automobil nehmen und ihn nachhause schicken, Du werdest das Automobil bezahlen. Willst Du?"

    "Der Mann hat Vertrauen zu Dir", sagte der Oberkellner. Karl zuckte mit den Schultern und zählte Giacomo sein Geld in die Hand: "Mehr habe ich nicht", sagte er dann.

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    "Ich soll Dich auch fragen, ob Du mitfahren willst", fragte noch Giacomo mit dem Gelde klimpernd.

    "Er wird nicht mitfahren", sagte die Oberköchin.

    "Also Roßmann", sagte der Oberkellner schnell und wartete gar nicht bis Giacomo draußen war, "Du bist auf der Stelle entlassen. "

    Der Oberportier nickte mehrere Male, als wären es seine eigenen Worte, die der Oberkellner nur nachspreche.

    "Die Gründe Deiner Entlassung kann ich gar nicht laut aussprechen, denn sonst müßte ich Dich einsperren lassen. "

    Der Oberportier sah auffallend streng zur Oberköchin hinüber, denn er hatte wohl erkannt, daß sie die Ursache dieser allzu milden Behandlung war.

    "Jetzt geh zu Bess, zieh Dich um, übergieb Bess Deine Livree, und verlasse sofort, aber sofort das Haus. "

    Die Oberköchin schloß die Augen, sie wollte damit Karl beruhigen. Während er sich zum Abschied verbeugte, sah er flüchtig, wie der Oberkellner die Hand der Oberköchin wie im Geheimen umfaßte und mit ihr spielte. Der Oberportier begleitete Karl mit schweren Schritten bis zur Tür, die er ihn nicht schließen ließ, sondern selbst noch offen hielt, um Karl nachschreien zu können: "In einer Viertelminute will ich Dich beim Haupttor an mir vorübergehen sehn, merk Dir das. "

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    Karl beeilte sich wie er nur konnte, um nur beim Haupttor eine Belästigung zu vermeiden, aber es gieng alles viel langsamer, als er wollte. Zuerst war Bess nicht gleich zu finden und jetzt in der Frühstückszeit war alles voll Menschen, dann zeigte sich, daß ein Junge sich Karls alte Hosen ausgeborgt hatte und Karl muß te die Kleiderständer bei fast allen Betten absuchen, ehe er diese Hosen fand, so daß wohl fünf Minuten vergangen waren, ehe Karl zum Haupttor kam. Gerade vor ihm gieng eine Dame mitten zwischen vier Herren. Sie giengen alle auf ein großes Automobil zu, das sie erwartete und dessen Schlag bereits ein Lakai

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