Der Verschollene
weiß nicht, warum er das gesagt hat. Wie kann er denn entlassen sein?
Ich habe mich im Hotel schwer verletzt und da hat er den Auftrag bekommen, mich nachhause zu schaffen und weil er gerade ohne Rock war, ist er eben ohne Rock mitgefahren. Ich konnte nicht noch warten, bis er den Rock holt. " "Nun also", sagte Delamarche mit ausgebreiteten Armen, in einem Ton als werfe er dem Polizeimann Mangel an Menschenkenntnis vor und diese seine zwei Worte schienen in die Unbestimmtheit der Aussage Robinsons eine widerspruchslose Klarheit zu bringen.
"Ist das aber auch wahr?" fragte der Polizeimann schon schwächer. "Und wenn es wahr ist, warum gibt der Junge vor entlassen zu sein?" "Du sollst antworten", sagte Delamarche.
Karl sah den Polizeimann an, der hier zwischen fremden nur auf sich selbst bedachten Leuten Ordnung schaffen sollte und etwas von seinen allgemeinen Sorgen gieng auch auf Karl über. Er wollte nicht lügen und hielt die Hände fest verschlungen auf dem Rücken.
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Im Tore erschien ein Aufseher und klatschte in die Hände zum Zeichen, daß die Gepäckträger wieder an ihre Arbeit gehen sollten. Sie schütteten den Bodensatz aus ihren Kaffeetöpfen und zogen verstummend mit schwankenden Schritten ins Haus.
"So kommen wir zu keinem Ende", sagte der Polizeimann und wollte Karl am Arm fassen. Karl wich noch unwillkürlich ein wenig zurück, fühlte den freien Raum, der sich ihm infolge des Abmarsches der Gepäckträger eröffnet hatte, wandte sich um und setzte sich unter einigen großen Anfangssprüngen in Lauf.
Die Kinder brachen in einen einzigen Schrei aus und liefen mit ausgestreckten Ärmchen paar Schritte mit. "Haltet ihn! " rief der Polizeimann die lange, fast leere Gasse hinab und lief unter gleichmäßigem Ausstoßen dieses Rufes in geräuschlosem große Kraft und Übung verratendem Lauf hinter Karl her. Es war ein Glück für Karl, daß die Verfolgung in einem Arbeiterviertel stattfand. Die Arbeiter halten es nicht mit den Behörden. Karl lief mitten in der Fahrbahn, weil er dort die wenigsten Hindernisse hatte, und sah nun hie und da auf dem Trottoir rand Arbeiter stehen bleiben und ihn ruhig beobachten, während der Polizeimann ihnen sein "Haltet ihn! " zurief und in seinem Lauf, er hielt sich kluger Weise auf dem glatten Trottoir, unaufhörlich den Stab gegen Karl hin ausstreckte. Karl hatte wenig Hoffnung und verlor sie fast ganz, als der Polizeimann nun, da sie sich Quergassen näherten, die gewiß auch Polizeipatrouillen enthielten, geradezu betäubende Pfiffe ausstieß. Karls Vorteil war lediglich seine leichte Kleidung, er flog oder besser stürzte die sich immer mehr senkende Straße herab, nur machte er zerstreut infolge seiner Verschlafenheit oft zu hohe; zeitraubende und nutzlose Sprünge. Außerdem aber hatte der Polizeimann sein Ziel ohne nachdenken zu müssen, immer vor Augen, für Karl dagegen war der Lauf doch eigentlich Nebensache, er mußte nachdenken, unter verschiedenen Möglichkeiten auswählen, immer neu sich entschließen. Sein
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etwas verzweifelter Plan war vorläufig die Quergassen zu vermeiden, da man nicht wissen konnte was in ihnen steckte, vielleicht würde er da geradeweg in eine Wachstube hineinlaufen; er wollte sich solange es nur gieng an diese weithin übersichtliche Straße halten, die erst tief unten in eine Brücke auslief, die kaum begonnen in Wasser- und Sonnendunst verschwand. Gerade wollte er sich nach diesem Entschluß zu schnellerem Lauf zusammennehmen, um die erste Quergasse besonders eilig zu passieren, da sah er nicht allzuweit vor sich einen Polizeimann lauernd an die dunkle Mauer eines im Schatten liegenden Hauses gedrückt, bereit im richtigen Augenblick auf Karl loszuspringen. Jetzt blieb keine Hilfe, als die Quergasse und als er gar aus dieser Gasse ganz harmlos beim Namen gerufen wurde – es schien ihm zwar zuerst eine Täuschung zu sein, denn ein Sausen hatte er schon die ganze Zeit lang in den Ohren, zögerte er nicht mehr länger und bog, um die Polizeileute möglichst zu überraschen, auf einem Fuß sich schwenkend rechtwinklig in diese Gasse ein.
Kaum war er zwei Sprünge weit gekommen – daran, daß man seinen Namen gerufen hatte hatte er schon wieder vergessen, nun pfiff auch der zweite Polizeimann, man merkte seine unverbrauchte Kraft, ferne Passanten in dieser Quergasse schienen eine raschere Gangart anzunehmen – da griff aus einer kleinen Haustüre eine Hand nach Karl und zog ihn mit den Worten "Still sein" in einen
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