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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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konnte nicht nachweisen, daß Mike Johnson log. Wahrscheinlich sagte er sogar seiner Überzeugung nach die Wahrheit; von ihm aus mußte es so ausgesehen haben, wie er es schilderte. Nur ich allein wußte, daß Murchison mir Zeichen gegeben hatte, und nur ich allein wußte, daß er beinahe absichtlich, jedenfalls aber mit voller Wucht in meinen Wagen gefahren war.
    Aber Murchison war tot. Wenn man nicht herausfand, daß er vergiftet worden war, dann war ich geliefert. Man würde mir meinen Führerschein abnehmen, den Wagen beschlagnahmen und mich mindestens drei Jahre einsperren — wegen Trunkenheit und fahrlässiger Tötung.
    Ich zerbrach mir den Kopf, um hinter Murchisons merkwürdiges Verhalten zu kommen. Weshalb hatte er mir Zeichen gegeben, warum hatte er nicht einfach gehalten? Hatte er wirklich die Wirkung eines Giftes verspürt und konnte nicht mehr richtig reagieren?
    Und wenn man bei einer Obduktion nun kein Gift fände? Meine einzige Chance war, daß er überhaupt obduziert würde. Wenn der Polizeiarzt keine Scherereien haben wollte, konnte er >Tod durch Genickbruch infolge Autounfalls< feststellen, und kein Hahn würde mehr danach krähen, weshalb Murchison wirklich gestorben war. Der Mörder, wenn es einen gab, hatte dann perfekt gehandelt, und ich würde im Gefängnis sitzen.
    Ich mußte unbedingt eine Verbindung mit Alan D. Bray bekommen, und zwar so rasch wie möglich.
    Ich dachte an die drei Fläschchen im Theater und an das zerbrochene Glas, aus dem Murchison getrunken hatte.
    » Murchison hatte Angst gehabt, vergiftet zu werden«, sagte ich zu dem Sergeanten. »Deshalb hat er mich engagiert. Er ist tatsächlich vergiftet worden. Sie müssen die Mordkommission verständigen, sonst hat der Mörder Zeit, sämtliche Spuren zu beseitigen.«
    Der Sergeant spuckte seinen Kaugummi auf die Straße und wandte sich an Mike Johnson.
    »Total besoffen, der Kerl. Haben Sie so was schon mal gesehen?«
    Mike nagte an seiner Unterlippe und gab keine Antwort.
    »Mike«, sagte ich, »es ist nicht meine Schuld, daß Sie Ihren guten Job verlieren. Ich weiß, daß Murchison Gift im Leibe hatte. Er wollte es mir sagen, aber er verlor die Herrschaft über sich und seinen Wagen. Rufen Sie doch Alan D. Bray an.«
    »Sie bleiben da«, sagte der Sergeant zu Mike. »Wir brauchen Sie als Zeugen; Sie können erst gehen, wenn wir es Ihnen erlauben.«
    Auf der anderen Straßenseite waren einige Autos stehengeblieben. Ein paar Neugierige kamen herüber, schauten meinen Wagen an, diskutierten ein wenig miteinander, und dann fuhren sie wieder weiter. Es lag kein Toter auf der Straße, und verbeultes Blech war für sie nicht interessant genug.
    Die Ambulanz und der Unfallwagen kamen. Der Sergeant schloß die Wagentüren von außen ab, so daß ich nicht hinaus konnte. Ich sah, wie er mit den Polizisten vom Unfallwagen sprach.
    Sie gingen zum Straßenrand und schauten hinunter.
    Der Lautsprecher über meinem Kopf fing an zu krächzen.
    »Wagen zweiundzwanzig! Wagen zweiundzwanzig! Bitte melden!«
    Der Wagen zweiundzwanzig meldete sich. Er war in Westwood auf dem Morada Drive.
    »Fahren Sie zum Südlichen Stone Canyon Reservation. Dort ruft eine Frau um Hilfe.«
    Draußen schickten sich gerade die Sanitäter an, mit einer Trage ins Tal hinunterzusteigen. Zwei Leute von der Besatzung des Unfallwagens gingen mit. Die anderen, auch der Sergeant, standen noch immer an der Böschung und blickten hinunter.
    Vor mir, über der Windschutzscheibe, war ein Emailleschild mit der Nummer des Polizeiwagens. Ich beugte mich vor, nahm den Hörer ab und sagte:
    »Zentrale von Wagen siebzehn bitte melden! Zentrale von Wagen siebzehn bitte melden!«
    Ich spürte, wie meine Hand feucht wurde. Ein Knacken im Lautsprecher.
    »Wagen siebzehn von Zentrale, bitte melden!«
    »Zentrale von Wagen siebzehn! Wir haben einen Mordfall. Ich wiederhole: Wir haben einen Mordfall! Der Schauspieler Arthur C. Murchison ist ermordet worden. Bitte FBI sofort verständigen. Bitte FBI sofort verständigen. Ende.«
    Sie standen immer noch draußen und schauten ins Tal. Ich hörte mein Herz im Halse klopfen. Da kam die Zentrale:
    »Wagen siebzehn! Hatten Sie nicht einen Unfall auf dem Sunset Boulevard?«
    »Es ist kein Unfall«, sagte ich. Meine Stimme klang rauh vor Aufregung. »Es ist kein Unfall. Es ist Mord.«
    »Wagen siebzehn von Zentrale«, kam die Antwort. »Wir haben verstanden. FBI wird verständigt. Wann bekommen wir Bericht?«
    »Zentrale von Wagen siebzehn! Bericht

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