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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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am Hals des Pferdes abstützen. Seine Verletzungen heilten zwar, aber er hatte immer noch Fieber. Jonan wusste, dass er einige Tage Ruhe gebraucht hätte, doch das ließ sich nicht einrichten. Der Abstand zwischen ihm und Ana durfte nicht größer werden.
    Zu beiden Seiten des Weges, auf dem er ritt, breiteten sich Wald und Unterholz aus. Hin und wieder sah er Ana durch die Blätter und Zweige, doch meistens folgte er nur den Spuren ihres Pferdes. Anfangs war er näher an ihr geblieben, bis sie sich dann eines Abends plötzlich umgedreht und ihn angeschrien hatte. Beinahe hätte er ihr geantwortet, doch dann hatte er bemerkt, dass sie einen Baum und nicht ihn anschrie. Ruhig war er im Wald stehen geblieben und hatte gewartet, bis sie ihren Fehler erkannt und sich abgewandt hatte. Er bildete sich ein, dass sie enttäuscht gewirkt hatte, obwohl er in der Dunkelheit ihr Gesicht nicht hatte sehen können. Der Gedanke gefiel ihm, und er dachte des Öfteren daran, wenn ihn Müdigkeit und Schmerzen niederzudrücken drohten.
    Er hob die Nase in die Luft. Die Bewegung fühlte sich so vertraut an, so natürlich, dass es ihn erschreckte und er den Kopf sofort wieder senkte.
    Ich bin kein Tier , dachte er. Die Erinnerung an seine Verwandlung kehrte zurück. Er hatte geglaubt, es würde ihm schwerfallen, sich in dem Körper des Tiers zurechtzufinden, hatte geglaubt, er würde in der ungewohnten Gestalt zu unbeholfen reagieren, um den Kampf noch gewinnen zu können. Doch er hatte sich geirrt. Nicht er beherrschte das Tier, das Tier beherrschte ihn.
    Jonan sah auf und ließ warmen Regen in sein Gesicht tropfen. Er hatte sich gefühlt wie ein Ertrinkender, der nach einer Endlosigkeit unter Wasser die Oberfläche durchstieß und klare Luft einatmete. Fast sein ganzes Leben lang hatte er das Tier unterdrückt. Es freizulassen, war eine Erlösung gewesen, die sich nicht wiederholen durfte.
    Ich bin kein Tier , wiederholte er in Gedanken, wohl wissend, dass das eine Lüge war. Doch er brauchte diese Lüge. Sie unterschied ihn von den Ungeheuern, die in Somerstorm eingefallen waren.
    Jonan wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Sein Blick fiel auf einen Schwarm Krähen, die über einigen Bäumen kreisten. Es waren mehr als zwei Dutzend. Amseln flatterten zwischen ihnen umher. Ein Bussard saß auf einem Baumwipfel, satt und träge. Seit die Angst vor den Nachtschatten das Land beherrschte, musste kein Aasfresser Hunger leiden.
    Jonan sah wieder auf den aufgeweichten Boden. Ana musste die Krähen ebenfalls bemerkt haben, denn die Spur ihres Pferdes wich vom Weg ab, so als hätte sie nachsehen wollen, was die Vögel gefunden hatten. Doch dann kehrte die Spur auf den Weg zurück.
     
     
    Der Regen wurde stärker. Jonan ritt ein wenig schneller. Die Spuren im Schlamm füllten sich rasch mit Wasser. Ana sah er nicht mehr. Sie hatte sich zu weit von ihm entfernt.
    Es knackte laut im Unterholz. Jonan zügelte sein Pferd. Seine freie Hand glitt zu einem der Schwerter, die in seinem Gürtel steckten. Sein Blick suchte den Wald ab und fand eine Gestalt, die ihm langsam entgegenkam. Es war ein Mann. Er saß auf einem Esel und trug durchnässte schwarze Kleidung. Seine Mundwinkel bewegten sich, so als würde er reden, aber über das Geräusch des Regens konnte Jonan nichts verstehen.
    Der Esel trabte aus dem Unterholz auf den Weg, senkte den Kopf und begann aus einer Pfütze zu trinken. Sein Reiter ließ ihn gewähren, wartete geduldig, während das Wasser über sein Gesicht rann. Die Zügel hielt er locker. Seine Beine, die zu lang für die Hose waren, berührten fast den Boden. Jonan beachtete er nicht.
    Nach einer Weile hob der Esel den Kopf und trabte weiter. Jonan sah ihn näher kommen. Seine Hand berührte den Schwertgriff, legte sich darum. Der Reiter schien ihn nicht zu bemerken. Sein Blick glitt durch Jonan hindurch, so als wären er und sein Tier die einzigen Wesen auf dem Weg. Der Mann sah noch nicht einmal auf, als zwei Pfeile seinen Rücken trafen. Jonan hörte ihren dumpfen Einschlag, sah, wie sich die Pfeilspitzen aus der Brust nach vorne schoben. Blut tropfte von rostigem Eisen.
    Der Esel wieherte erschrocken und keilte aus. Der Reiter rutschte von seinem Rücken, während Jonan vom Pferd glitt und es zwischen sich und die Richtung, aus der die Pfeile gekommen waren, brachte. Seine Seite, die ein Schwerthieb aufgerissen hatte, schmerzte so stark, dass er kaum die Zügel halten konnte. Er biss die Zähne zusammen.
    Kurz glitt sein

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