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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Blick zu dem Mann am Boden. Er lag auf dem Bauch. Seine Arme und Beine bewegten sich, als wollte er durch den Schlamm davonschwimmen. Jonan sah in den Wald. Äste knackten, dann lösten sich Gestalten aus den Schatten der Bäume.
    »Verdammt gut geschossen«, sagte eine raue Stimme. »Verdammt gut.«
    Männer traten auf den Weg. Jonan reichte ein Blick, um alles zu erfassen, was er wissen musste. Es waren fünfzehn, die eine Hälfte fast schon zu alt zum Kämpfen, die andere fast noch zu jung. Zwei der Jungen trugen Bögen in der Hand und Köcher auf dem Rücken. Kurzschwerter steckten in Schlaufen an ihren Gürteln. Die anderen waren mit Schwertern, Äxten, Lanzen und Knüppeln bewaffnet. Die meisten trugen mehr als eine Waffe, sahen aber nicht so aus, als ob sie damit umgehen könnten.
    Trotz der Uniformen, die sie anhatten, bewegten sie sich wie Bauern, nicht wie Soldaten. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit verlieh ihnen Sicherheit, nicht ihr Können. Jonan schätzte, dass er fünf von ihnen umbringen musste, dann würden die anderen die Flucht ergreifen.
    Er spannte sich an. Seine Muskeln schmerzten, die Wunde in seiner Seite begann noch stärker zu stechen als zuvor.
    »Wer seid ihr?«, fragte er, sorgfältig darauf achtend, dass sein Pferd zwischen ihm und den Fremden blieb.
    Der Mann mit der rauen Stimme, der eine Art Anführer zu sein schien, trat vor. »Hast du keine Augen im Kopf? Wir sind die fürstliche Miliz.«
    »Wir sind das Vorauskommando der fürstlichen Miliz«, sagte ein anderer Mann. Er war dünner als der Anführer und hatte ein faltiges Gesicht, dessen Augen nervös zuckten. Sein Adamsapfel hüpfte bei jedem Wort auf und ab. »Die Hauptstreitmacht lagert nicht weit entfernt von hier.«
    Er betonte die Begriffe Vorauskommando und Hauptstreitmacht , als habe er sie irgendwo aufgeschnappt und wisse nicht genau, was sie bedeuteten. Für Jonan bestätigten sie jedoch, was er befürchtet hatte. Die Milizsoldaten waren nicht allein. Wenn auch nur einer von ihnen seinen Klingen entkam, würde jeder selbst ernannte Soldat der Umgebung hinter ihm her sein. Und sie kannten sich aus in diesen Wäldern, er nicht.
    »Sei ruhig, Josyff«, sagte der Anführer. »Das geht keinen Fremden was an.«
    Er ging zu dem Sterbenden und blieb stehen, die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben. Der Mann lag neben einer Pfütze und starrte hinein. Regentropfen verzerrten sein Spiegelbild, Blut färbte es rot. Eine Hand hatte er ausgestreckt, so als wolle er sein Spiegelbild berühren.
    »Da bist du ja«, sagte er leise.
    Jonan wusste nicht, was das bedeuten sollte. Er nickte in Richtung des Sterbenden. »Wer ist er?«
    »Er hat das dunkle Auge.«
    »Aber nicht mehr lange, was, Tohm?«, sagte einer der Jungen. Seine Wangen hatten sich vor Aufregung rot gefärbt. Wahrscheinlich hatte er noch nie zuvor jemanden getötet. »Hab ich für gesorgt. Ein Schuss, genau zwischen …«
    »Ja, ja.« Tohm ließ ihn nicht ausreden. »Fang lieber mal den Esel ein.«
    Der Mann am Boden röchelte. Blut und Speichel bildeten Bläschen auf seinen Lippen.
    »Das dunkle Auge«, sagte Tohm erneut. »Er sieht dich an, und du stirbst. Haben sich die Leute hier viel zu lange gefallen lassen. Aber dann kamen wir. Und jetzt sieht er sich selbst an. Ist nur gerecht.«
    Er wandte den Blick von dem Sterbenden ab. »Und wer bist du?«
    Jonan hob die Schultern. »Jemand, der nach Arbeit sucht.«
    »Was für Arbeit?«
    »Arbeit wie die eure.« Jonan beobachtete die Männer aus den Augenwinkeln genau. Ihre Blicke waren auf ihren Anführer gerichtet. Aus eigenem Antrieb würden sie nicht handeln.
    Tohm nahm die Hände aus den Taschen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du willst also zur fürstlichen Miliz?«, fragte er viel zu laut.
    Jonan nickte.
    Tohm drehte sich zu seinen Männern um und steckte die Hände wieder in die Taschen. Jonan dachte unwillkürlich an die Gaukler, die er in Braekor gesehen hatte. Er war ein Mann, der Publikum brauchte.
    »Und woher«, sagte Tohm immer noch zu laut, »sollen wir wissen, dass du kein Nachtschatten bist?«
    »Das finden wir doch ganz schnell raus«, sagte der Junge mit den roten Wangen. Ein paar andere Männer nickten.
    Jonan ließ die Zügel seines Pferdes los. Es trabte zum Wegesrand und begann zu grasen. Die Männer sahen die Schwerter an seinem Gürtel. Er legte die Hände darauf und hob den Kopf.
    »Ihr beleidigt mich. Entschuldigt euch oder stellt euch meinen Klingen.«
    Der Junge lachte. »Du bist

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