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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Gerit.
    Das Mädchen nickte. Unter dem Staub konnte Gerit seine Haarfarbe nicht erkennen. »Komm«, sagte die Kleine und nahm ihn an der Hand. Ihre Handfläche war voller Schwielen.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Amba«, sagte das Mädchen. »Und du?«
    Er nannte seinen Namen, aber sie schien nicht zu wissen, wer er war.
    Sie führte ihn zu den Stufen im Fels. Es war eine Wendeltreppe. Sie schraubte sich tief in die Erde. Fackeln hingen an den Wänden und erhellten ausgetretene hohe Stufen, die man aus dem Fels geschlagen hatte. Arbeiter kamen ihnen entgegen. Amba sprach jeden mit Namen an. Die meisten lächelten.
    Gerit bemerkte die Gänge, die von der Wendeltreppe abgingen. In manchen hingen Fackeln. Er hörte Stimmen und das Geräusch von Spitzhacken und Schaufeln. In der Mitte der Wendeltreppe wurden volle Säcke an Seilen nach oben und leere nach unten geschickt. Arbeiter zogen sie aus den Gängen und hängten sie an Metallhaken. Es roch nach Ruß und Erde.
    Amba lief in einen Stollen. »Maccus?«
    »Ja?«
    »Jemand will dich sprechen.«
    Sie kehrte zu Gerit zurück. »Er ist dort hinten.«
    »Danke.« Er wollte ihr eine Belohnung geben, wusste jedoch nicht, was. Brot und Zwiebeln erschienen ihm unangemessen, also lächelte er nur. Sie lächelte zurück, sprang von den Stufen in den tiefen Schacht, bekam eines der Seile zu fassen und ließ sich zwischen den Goldsäcken nach oben ziehen.
    Gerit ging in den Stollen. Fackeln erhellten Stützbalken. Überall hockten Männer am Boden und schlugen mit Spitzhacken auf den Fels ein. In den Wänden glitzerte es. Er zog einen Handschuh aus und strich darüber. Sie waren kühl und feucht. Als er die Hand zurückzog, glitzerten auch seine Fingerspitzen.
    Maccus kam ihm entgegen und wischte seine Hände an einem fast schwarzen Lendenschurz ab. »Danke, dass Ihr so schnell gekommen seid, Minherr«, sagte er. Seine Augen leuchteten hell in seinem staubigen Gesicht. »Kommt.«
    »Was willst du mir zeigen?«, fragte Gerit, aber Maccus schüttelte mit einem Blick auf die anderen Arbeiter den Kopf. »Nicht hier.«
    Er klopfte einem Mann auf die Schulter. Als er den Kopf hob, sah Gerit, dass es Burek war. Wortlos stand er auf und schloss sich ihnen an.
    Der Gang wurde enger. Die beiden Männer nahmen Fackeln aus den Halterungen. Sie schienen auf eine Wand zuzugehen, bogen jedoch kurz davor ab. Der Gang endete. Gerit sah sich um. Sie waren allein. Sein Nacken begann zu kribbeln.
    »Was wollt ihr mir zeigen?«, fragte er. Seine Stimme verriet seine Nervosität.
    Maccus richtete die Fackel auf einen Felsen. Dahinter erkannte Gerit einen Spalt, den er zunächst für einen Schatten gehalten hatte. Der Spalt war gerade breit genug für einen Menschen.
    »Ich habe ihn vor ein paar Tagen entdeckt, als ich die Stollen abging«, sagte Burek leise. Er quetschte sich hindurch. »Wir machen das regelmäßig, um nach Schwachstellen zu suchen, damit die Stollen nicht einbrechen. Ist nicht ganz ungefährlich hier unten.«
    Gerit folgte ihm. Ein warmer Wind schien durch den Spalt zu wehen. Wasser plätscherte. »Ist das ein Fluss?«, fragte er.
    »Ja.« Maccus hielt die Fackel in den Stollen, der vor ihnen lag. Er wirkte nicht wie etwas, das Menschen erbaut hatten. Die Wände waren glatt. Es gab keine Stützbalken. Gerit sah nach unten, als sein Fuß gegen etwas stieß. Es war eine Muschel.
    »Wir sind gleich da«, sagte Maccus. Er legte die Fackel auf den Boden. »Die brauchen wir nicht mehr.«
    Er hatte recht. Die Wände selbst schienen zu leuchten. Das Licht war bläulich, so wie Sonnenschein am Grund eines Sees.
    Gerit blieb stehen, als er das Ende des Gangs erreichte und sah, was dahinter lag. Er hob den Kopf, ließ den Blick durch den gewaltigen Raum gleiten. »Eine Höhle«, sagte er. Seine Stimme hallte von den Wänden wider, von Felsen, die so glatt waren, dass er sein Gesicht darin sah, hallte durch Gänge und über Felsbrücken, die sich hoch über ihm entlangzogen.
    Ein Fluss lief durch die Mitte der Höhle. Er war kaum breiter als ein Bach. Sein Wasser war so schwarz, dass er den Grund des Flusses nicht ausmachen konnte. Sein Blick verfing sich an den Felsen, die aus dem Boden emporragten, an Linien, denen sich sein Auge verwehrte. Ihm wurde schwindelig, als er versuchte, ihnen zu folgen. Er ging zu einem der Felsen und berührte ihn. Er war warm.
    »Ganz schön seltsam, was?«, sagte Burek. Er klang stolz, so als hätte er mit seiner Entdeckung die Höhle erst geschaffen. »Ich

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