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Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Der verwaiste Thron 02 - Verrat

Titel: Der verwaiste Thron 02 - Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Ufers auftauchten und ihre Armbrüste auf sie richteten, ein anderer blieb ganz ruhig.
    Oneinoneinonein wurde zu einem Hintergrundgeräusch, so bedeutungslos wie das Rauschen der Wellen und das Knistern des Sandes. Ana wartete. Der Wald ragte schwarz und undurchdringlich und geheimnisvoll vor ihr auf. Alles konnte sich darin verbergen, jeder.
    Die Maskierten hatten sie fast erreicht. Ana erkannte die Pferde wieder, auf denen sie ritten. Sie trugen noch die Gabeln, mit denen man sie vor den Karren gespannt hatte. Und noch etwas fiel Ana auf – etwas, das sie schon vorhin registriert hatte, dem sie aber kaum Beachtung geschenkt hatte: die schlanken Gestalten der Maskierten, ihre schmalen Schultern und die im Vergleich dazu breiten Hüften.
    Das waren – Frauen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch die beiden anderen, die auf dem Pferd des Schmieds und auf einem Pony saßen, näher gekommen waren. Ihre Armbrüste waren auf den Boden gerichtet. Sie erwarteten keinen Widerstand mehr.
    »O nein, o nein, o nein.« Die Worte brachen abrupt ab, als eine der maskierten Frauen Hetie vom Pferd zog. Man fesselte ihr die Hände und band den Strick an seinem Sattelknauf fest.
    Ana wartete nicht, bis die Maskierte auch zu ihr kam. Sie stieg ab und hielt ihr die Hände hin. Sie sah, wie die Maskierte einen überraschten Blick mit jemandem tauschte, der hinter ihr auf einem Pferd saß.
    Dann fesselte sie Ana, band den Strick an ihrem eigenen Pferd und saß auf. Im Schritttempo führte die Maskierte sie am Strand entlang. Ana ließ sich mitziehen. Ihre Blicke suchten den Wald ab, warteten auf eine Bewegung, auf das Blitzen von Metall, auf den Schrei, mit dem ein Maskierter vom Pferd stürzte.
    Sie ließen den Strand hinter sich und tauchten in den Wald ein. Niemand sagte ein Wort, sogar Hetie schwieg.
    Jeden Moment , dachte Ana. Gleich.
    Der Wald wich der Straße. Sechs weitere Banditen – allesamt Frauen, wie man trotz der vor ihre Gesichter gebundenen Tücher erkennen konnte – waren damit beschäftigt, die Leichen zu plündern und den Inhalt der Kisten, die auf dem Karren gestanden hatten, auf ihre Pferde zu verteilen. Die Männer waren tot, lagen halb nackt und mit durchschnittenen Kehlen am Boden. Marta stand gefesselt neben einem Pferd. Ihre Augen waren gerötet. Sie weinte lautlos.
    »Jonan«, flüsterte Ana. Ihr Blick glitt über den dunklen Wald, suchte nach seinem Schatten. »Jonan.«
    Die Banditinnen nahmen die Tücher nicht ab, mit denen sie maskiert waren. Ana glaubte nicht, dass es ihnen darum ging, dass ihre Opfer sie nicht wiedererkennen sollten. Wahrscheinlich trugen sie die Gesichtstücher, um bei ihren Überfällen furchterregender zu wirken. Vielleicht befürchteten sie aber auch, bei ihrem blutigen Handwerk nicht ernst genommen zu werden, wenn man sie auf den ersten Blick als Frauen erkannte. Möglicherweise waren diese Tücher, die die untere Hälfte des Gesichts bedeckten, auch einfach nur so eine Art Erkennungszeichen dieser Bande.
    Sie schoben den Karren von der Straße, dann saßen sie auf. In Zweierreihen wandten sie sich nach Süden, so diszipliniert und schweigsam wie Soldaten.
    Ana ließ sich hinter dem Pferd herziehen, aber erst, als die Sonne hinter den Bäumen versank und die Mauern einer Stadt vor ihr auftauchten, wandte sie den Blick vom Wald ab. Ihr Herz schlug schnell, ihre Hände waren schweißnass, ihr Mund trocken.
    Sie war allein.

 
Kapitel 4
     
    Es ist der Krieg und nicht der Frieden, der Spuren hinterlässt. Sie graben sich in das Land und berichten von seiner Geschichte, so wie Narben am Körper eines alten Kriegers. Eine friedliche Provinz mag schön anzuschauen sein, doch zu erzählen hat sie nichts.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
    Jonan folgte Ana.
    Sie ritt nach Süden, so wie er es erwartet hatte, und sie hielt sich von den großen Straßen fern, wie er es gehofft hatte. Es war eine gefährliche Gegend. So nahe am Großen Fluss gab es viele Milizen. Sie suchten die Dörfer und Wege nach Nachtschatten ab, stellten Fremde zur Rede, folterten und töteten. Bei den meisten, die Jonan aus dem Gebüsch heraus beobachtete, schien es sich um Bauern zu handeln, die selbst genähte Uniformen trugen und auf Pferden saßen, die sie sich nie hätten leisten können. Jonan ahnte, woher die Tiere stammten und die Stoffe der Uniformen.
    Er schüttelte sich den Regen aus den Haaren. Einen Moment lang wurde ihm schwindelig, und er musste sich

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