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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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daß er seine Aufgabe erfüllen konnte, ohne sich dem Palastwächter gegenüberzustellen.
    Doch im nächsten Augenblick erklang hinter ihm ein ungeheures Bellen, und er fuhr herum in dem Bewußtsein, daß dies der Wächter sein mußte. Ein Wesen stand dort, und seine rotgeränderten Augen waren voller gnadenloser Bosheit.
    »Du also bist Theleb K'aarnas Sklave«, sagte Elric und griff nach Sturmbringer. Das Schwert schien ihm aus eigenem Antrieb in die Hand zu springen. »Muß ich dich töten, oder verschwindest du von allein?«
    Wieder bellte das Geschöpf, doch es rührte sich nicht.
    Der Albino sagte: »Ich bin Elric von Melnibone, der letzte in einer langen Reihe großer Zaubererkönige. Die Klinge, die ich hier bei mir habe, wird dich mehr als töten, Freund Dämon. Sie wird deine Seele aufsaugen und sie mir übermitteln. Vielleicht hast du unter einem anderen Namen schon von mir gehört? Vielleicht kennst du mich als Dieb der Seelen?«
    Das Wesen ließ den gezackten Schweif hin und her zucken, und die unförmigen Nüstern weiteten sich. Der gehörnte Kopf schwankte auf kurzem Hals, und die langen Zähne schimmerten in der Dunkelheit. Das Wesen hob schuppige Klauen und begann auf den Prinzen der Ruinen zuzutrotten.
    Elric nahm das Schwert in beide Hände, stellte die Füße auf den Fliesen breit auseinander und bereitete sich auf den Angriff des Monstrums vor. Übelriechender Atem schlug ihm ins Gesicht. Noch ein Bellen, dann hatte ihn das Ungeheuer erreicht.
    Sturmbringer heulte auf und überschüttete beide mit schwarzer Strahlung. Die in die Klinge eingeschlagenen Runen schimmerten gierig, als das Wesen aus der Hölle mit seinen Klauen nach Elric hieb, ihm das Hemd vom Leib riß und seine Brust entblößte.
    Das Schwert fuhr herab.
    Der Dämon brüllte, als die Schuppen auf seiner Schulter den Schlag abbekamen, ohne allerdings zu zerspringen. Er tänzelte zur Seite und griff erneut an. Elric trat taumelnd zurück, doch vom Ellbogen bis zum Handgelenk hatte sich eine dünne Wunde an seinem Arm geöffnet.
    Sturmbringer zuckte zum zweitenmal vor und traf den Dämon an der Schnauze, daß das Wesen aufkreischte und erneut zuschlug. Wieder fanden die scharfen Klauen Elrics Körper, und aus einem flachen Kratzer aus seiner Brust quoll Blut.
    Elric wich zurück und verlor dabei auf den Steinen den Halt. Beinahe wäre er gestürzt, doch er erlangte sein Gleichgewicht wieder und verteidigte sich nach besten Kräften. Die Klauen wollten ihn zerreißen, doch Sturmbringer trieb sie zurück.
    Elric atmete schwer, Schweiß strömte ihm über das Gesicht, und Verzweiflung stieg in ihm empor, doch aber dann veränderte sich diese Verzweiflung, und seine Augen glühten, und seine Lippen verzogen sich boshaft.
    »Wisse, daß ich Elric bin!« rief er. »Elric!«
    Aber das Geschöpf griff unbeeindruckt weiter an.
    »Ich bin Elric - mehr Dämon als Mensch! Fort mit dir, du mißgestaltetes Ding!«
    Das Geschöpf bellte und hieb zu, und diesmal wich Elric nicht zurück. Sein Gesicht zuckte vielmehr in einem schrecklichen Zorn, und er wechselte den Griff an seinem Runenschwert und stieß es mit der Spitze voran in das offene Maul des Dämons, stieß das Schwarze Schwert in den stinkenden Hals hinab, tief in den Leib hinein.
    Er drehte die Klinge, so daß Kiefer, Hals, Brust und Eingeweide des Wesens zerstört wurden und die Lebenskraft des Geschöpfes in die Waffe zu fließen begann. Die Klauen hieben nach ihm, doch schon wurden die Bewegungen schwächer.
    Dann pulsierte die Lebenskraft durch die Klinge und erreichte Elric, der in düsterer Ekstase aufkeuchte und losschrie, als die Energie des Dämons in ihn strömte. Er zog die Klinge zurück und hackte auf den Körper ein, und noch immer strömte die Lebenskraft in ihm und verlieh seinen Hieben immer größere Wucht. Der Dämon stöhnte und sank auf die Fliesen.
    Und es war geschehen.
    Und ein weißgesichtiger Dämon stand über dem toten Gebilde der Hölle, und seine roten Augen blitzten, und sein weißer Mund öffnete sich, und er brüllte vor unbändigem Lachen, die Arme hochgerissen, das Runenschwert entflammt von einem schrecklichen schwarzen Feuer, und heulte den Herren des Chaos einen unartikulierten Freudengesang entgegen.
    Plötzlich herrschte Stille.
    Und dann neigte er den Kopf und weinte.
    Elric öffnete die Tür zum Ostturm und stolperte durch absolute Schwärze, bis er den untersten Raum erreichte. Die Tür zu dem Raum war verschlossen und verriegelt, doch

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