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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Umbda und seine Kelmain marschieren gegen das Schloß. Theleb K'aarna wird das Schloß mit ihrer Hilfe zerstören - und mich mit ihm. Mit dem Beutel kann ich sie vielleicht vernichten. Aber ich bete darum, daß ich mich dazu aufraffen kann, sonst ist der Süden verloren, und selbst du könntest nichts gegen die Macht ausrichten, die Theleb K'aarna dann sein eigen nennt.«
    »Was ist mit Mondmatt?« Elric blickte auf seinen schlafenden Gefährten. »Kann er mich begleiten?«
    »Lieber nicht. Außerdem unterliegt er einem leichten Zauber. Ich habe keine Zeit, ihn zu wecken.« Wieder keuchte sie und warf die Arme vor die Stirn. »Keine Zeit.«
    Elric sprang aus dem Bett und kleidete sich an. Er nahm seinen Umhang, der auf einem Stuhl hing, und schnallte sein Runenschwert um. Er trat vor, um ihr zu helfen, doch sie winkte ihn fort.
    »Nein... Geh bitte!«
    Und sie verschwand.
    Noch halb im Schlaf warf Elric die Tür auf und eilte die Treppe hinab und in die Nacht hinaus. Im Laufschritt näherte er sich dem Nordtor von Alorosaz, schritt hindurch und stapfte dann durch den Schnee, wobei er hierhin und dorthin blickte. Die Kälte überflutete ihn wie eine plötzliche Woge. Nach kurzer Zeit stand er knietief im Schnee. Er marschierte weiter, wobei er in die Runde blickte, und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.
    Er japste verblüfft, als er das Tier erblickte, das Myshella ihm zur Verfügung gestellt hatte. »Was ist das? Eine neue Chimäre?« Vorsichtig ging er darauf zu.

Sechstes Kapitel
    Der Juwelenvogel spricht
    Es war ein Vogel, doch kein Vogel aus Fleisch und Blut.
    Es war ein Vogel aus Silber, Gold und Messing. Die Flügel klirrten, als Elric nähertrat. Das Wesen bewegte ungeduldig die riesigen Klauenfüße und richtete kalte Smaragdaugen auf ihn.
    Auf dem Rücken befand sich ein Sattel aus geschnitztem Onyx, mit Gold und Kupfer ziseliert. Der Sattel war leer - und wartete auf ihn.
    »Nun, ich habe das alles ohne großes Überlegen angefangen«, sagte sich Elric, »da sollte ich es auch im gleichen Stil zu Ende bringen.«
    Und er ging zu dem Vogel, erstieg seine Flanke und ließ sich vorsichtig in den Sattel sinken.
    Die goldenen und silbernen Flügel bewegten sich mit dem Geräusch von hundert Zimbeln und hatten den Metallvogel mitsamt dem Reiter nach drei Bewegungen hoch in den Nachthimmel über Alorosaz gehoben. Das Wesen drehte den Kopf auf dem Messinghals und öffnete den gekrümmten Schnabel aus juwelenbesetztem Stahl.
    »Also, Herr, ich habe Befehl, dich nach Ashaneloon zu bringen.«
    Elric schwenkte eine bleiche Hand. »Wohin du willst. Ich bin dir und deiner Herrin ausgeliefert.«
    Im nächsten Augenblick wurde er im Sattel zurückgerissen, als die Flügel des Vogels kräftiger zu schlagen begannen und das Wesen Tempo gewann und schließlich durch die frostklare Nacht raste, über schneebedeckte Ebenen, über Berge, über Flüsse, bis die Küste in Sicht kam und Elric das westliche Meer erblickte, auch Kochendes Meer genannt.
    Der Vogel aus Gold und Silber stürzte durch die absolute Dunkelheit, und Elric spürte an Gesicht und Händen eine feuchte Hitze, hörte ein seltsames Brodeln und erkannte, daß sie nun über das seltsame Meer flogen, das angeblich von tief unter seiner Oberfläche liegenden Vulkanen aufgewühlt wurde, ein Meer, das keine Schiffahrt kannte.
    Sie waren von Dampf umgeben. Die Hitze war beinahe unerträglich, doch Elric machte nun Umrisse einer Landmasse aus, eine kleine Felseninsel, auf der sich ein einzelnes Gebäude mit schmalen Türmen und Turmspitzen und Kuppeln erhob.
    »Der Palast von Ashaneloon«, sagte der Vogel aus Silber und Gold. »Ich lande auf den Zinnen, Herr, aber ich fürchte das Ding, dem du widerstehen mußt, ehe unser Auftrag erledigt ist, so werde ich anderswo auf dich warten. Wenn du die Begegnung überlebst, kehre ich zurück, um dich wieder nach Kaneloon zu bringen. Stirbst du aber, fliege ich zurück, um meiner Herrin dein Versagen zu melden.«
    Der Vogel schwebte mit wippenden Flügeln über den Befestigungsanlagen, und Elric sagte sich, daß er das Unbekannte, das der Vogel so sehr fürchtete, nun wohl kaum noch überraschen konnte.
    Er schwang ein Bein aus dem Sattel, zögerte und sprang auf das flache Dach. Eilig zog sich der Vogel in den schwarzen Himmel zurück.
    Elric war allein.
    Es war still bis auf das Dröhnen warmer Wellen an der Küste in einiger Entfernung.
    Er machte den Ostturm aus und näherte sich der Tür. Es mochte eine Chance geben,

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