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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Yishana zu zeigen, was ich mit ihrem Liebhaber angestellt habe, ehe er starb...«
    Elric lachte kurz auf und blickte sich um, ohne auf Theleb K'aarna zu achten.
    Die Kelmain erwarteten ihre Befehle. Sie waren noch immer nicht gegen Kaneloon marschiert. Die Sonne stand tief am Himmel. Er sah den Leichenhaufen hinter sich. Er sah den Haß und die Angst auf den eckigen Gesichtern der goldhäutigen Kämpfer und lächelte wieder.
    »Ich liebe Yishana nicht«, sagte er leise, als sei er sich Theleb K'aarnas Gegenwart kaum bewußt.
    »Allein dein eifersüchtiges Herz läßt dich so denken. Ich bin von Yishanas Seite gegangen, um dich zu finden. Nie wird Elric von Melnibone von Liebe beflügelt, sondern stets von Haß.«
    »Ich glaube dir nicht«, antwortete Theleb K'aarna mit spitzem Mund. »Wenn der ganze Süden mir und meinen Gefährten zugefallen ist, werde ich Yishana umwerben und ihr anbieten, sie zur Königin des Westens wie auch des ganzen Südens zu machen. Wenn sich dann unsere Streitkräfte vereinigt haben, werden wir die Erde beherrschen!«
    »Ihr Pan Tangier habt euch schon immer ziemlich unsicher gefühlt, ihr habt stets Eroberungen um der Eroberung willen geplant, wart seit eh und je bestrebt, das Gleichgewicht der Jungen Königreiche zu stören.«
    »Eines Tages«, sagte Theleb K'aarna verächtlich, »wird Pan Tang ein Reich haben, neben dem sich das Strahlende Reich im Feuer der Geschichte wie ein bloßes aufflackerndes Scheit ausmachen wird. Dies aber tue ich nicht zum Ruhme Pan Tangs.«
    »Sondern zu dem von Yishana? Bei den Göttern, Zauberer, dann bin ich froh, daß mich Haß bewegt und nicht Liebe, denn ich richte anscheinend nicht halb soviel Schaden an, wie du im Namen der Liebe!«
    »Ich werde Yishana den Süden zu Füßen legen, und sie kann damit machen, was sie will!«
    »Mich langweilt dieses ganze Gerede. Was hast du mit mir vor?«
    »Zunächst will ich deinem Körper Schmerzen bereiten. Im Anfang nur allmählich, der Schmerz soll sich steigern, bis ich dich in der richtigen seelischen Verfassung habe. Dann bespreche ich mich mit den Lords der Höheren Ebenen, um den zu finden, der mir für deine Seele das meiste bietet!«
    »Und was ist mit Kaneloon?«
    »Um Kaneloon kümmern sich die Kelmain. Im Augenblick ist nur noch ein Messer vonnöten, das Myshella im Schlaf die Kehle durchschneidet.« »Sie wird beschützt.«
    Theleb K'aarnas Stirn umwölkte sich. Dann glättete sich die Haut, und er lachte wieder.
    »Aye, aber das Tor ist bald genommen, dann wird dein kleiner rothaariger Freund untergehen, so wie auch Myshella untergeht.«
    Er fuhr sich mit den Fingern durch die geölten Locken.
    »Auf Prinz Umbdas Bitte gönne ich den Kelmain ein wenig Ruhe, ehe sie das Schloß stürmen. Bei Dunkelheit aber wird Kaneloon brennen!«
    Elric blickte über den zertretenen Schnee zum Schloß hinüber. Offensichtlich hatte sein Zauberspruch gegen Theleb K'aarnas Magie nichts ausrichten können.
    »Ich möchte...«, begann er und hielt plötzlich inne.
    Zwischen den Zinnen hatte er ein silbernes und goldenes Aufblitzen bemerkt, und ein noch ungeformter Gedanke zuckte ihm durch den Kopf und ließ ihn zögern.
    »Was?« fragte Theleb K'aarna barsch.
    »Nichts. Ich habe mich nur gefragt, wo mein Schwert wohl ist.«
    Der Zauberer zuckte die Achseln. »Jedenfalls an keinem Ort, wo du herankommst, Kämpfer. Wir haben es dort gelassen, wo du es hast hinfallen lassen. Die stinkende Höllenklinge kann uns nichts nützen. Und dir auch nicht mehr.«
    Elric fragte sich, was geschehen würde, wenn er das Schwert direkt ansprach. Er konnte die Klinge nicht selbst holen, denn Theleb K'aarna hatte ihn mit Seidenschnüren straff gefesselt, aber er konnte es rufen.
    Er stemmte sich auf die Füße.
    »Möchtest du etwa fliehen, Weißer Wolf?« Theleb K'aarna beobachtete ihn nervös.
    Wieder lächelte Elric. »Ich möchte die bevorstehende Eroberung Kaneloons besser sehen, das ist alles.«
    Der Zauberer zog ein gekrümmtes Messer.
    Mit halb geschlossenen Augen schwankte Elric und begann leise einen Namen vor sich hin zu murmeln.
    Theleb K'aarna sprang vor, und sein Arm umschloß Elrics Kopf, während das Messer dem Albino den Hals ritzte. »Still, Schakal!«
    Aber Elric wußte, daß ihm kein anderer Ausweg mehr blieb, so verzweifelt der Versuch auch war, murmelte er noch einmal die Worte vor sich hin und flehte darum, daß Theleb K'aarnas Lust an langsamer Rache verhinderte, auf der Stelle getötet zu werden.
    Theleb K'aarna

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