Der verzauberte Turm
fluchte und versuchte Elrics Mund aufzuzwängen.
»Als erstes werde ich dir deine verdammte Zunge herausschneiden!«
Elric biß in die Hand und schmeckte das Blut des Zauberers. Er spuckte es angewidert aus.
Theleb K'aarna schrie auf. »Bei Chardros, wenn ich nicht wollte, daß du über einen Zeitraum von Monaten stirbst, würde ich.«
Im nächsten Augenblick stießen die Kelmain einen ächzenden Laut aus.
Es war ein Aufstöhnen der Überraschung, ein Geräusch, das aus allen Kehlen drang.
Theleb K'aarna drehte sich um, und zwischen den zusammengebissenen Zähnen zischte ihm der Atem hervor.
Durch die neblige Dämmerung bewegte sich ein schwarzes Gebilde. Es war das Schwert Sturmbringer.
Elric hatte es gerufen.
Jetzt rief er laut:
»Sturmbringer! Sturmbringer! Zu mir!«
Theleb K'aarna schleuderte Elric das Schwert entgegen und brachte sich zwischen den Reihen der Kelmain-Krieger in Sicherheit.
» Sturmbringer!«
Das Schwarze Schwert schwebte dicht neben Elric in der Luft.
Ein neuer Ruf stieg von den Kelmain auf. Eine Gestalt hatte die Zinnen von Schloß Kaneloon verlassen.
Theleb K'aarna schrie hysterisch: »Prinz Umbda! Deine Männer sollen sich für den Angriff fertig machen! Ich spürte Gefahr für uns!«
Umbda verstand die Worte des Zauberers nicht; Theleb K'aarna mußte sie erst übersetzen.
»Das Schwert darf nicht an ihn heran!« rief der Zauberer. Wieder brüllte er etwas in der Sprache der Kelmain, und mehrere Krieger eilten vor, um das Runenschwert zu packen, ehe es seinen Albinoherrn erreichte.
Aber das Schwert hieb energisch aus, und der Kelmain starb, und dann wagte sich niemand mehr heran.
Langsam näherte sich Sturmbringer Elric.
»Elric!« rief Theleb K'aarna, »wenn du mir heute entwischst, schwöre ich, daß ich dich finden werde!«
»Und wenn du mir entkommst«, brüllte Elric zurück, »werde ich dich finden, Theleb K'aarna! Dessen kannst du sicher sein!«
Die Gestalt, die das Schloß Kaneloon verlassen hatte, besaß Federn aus Silber und Gold. Das Wesen zog in großer Höhe über der Armee dahin und verharrte einen Augenblick im Fluge, ehe es sich dem Außenrand der Gruppe näherte. Elric vermochte das Wesen nicht deutlich zu erkennen, doch er wußte, worum es sich handelte. Deshalb hatte er das Schwert ja gerufen, denn er ahnte, daß Mondmatt auf dem riesigen Metallvogel ritt und ihn retten wollte.
»Laßt ihn nicht landen! Der Vogel will den Albino retten!« schrie Theleb K'aarna.
Aber die Horde der Kelmain verstand ihn nicht. Unter Prinz Umbdas Kommando bereiteten sie ihren Angriff auf das Schloß vor.
Theleb K'aarna wiederholte seinen Befehl in der anderen Sprache, doch es war klar, daß sie ihm nicht mehr trauten und nicht einsahen, warum sie sich mit einem Mann und einem seltsamen Metallvogel aufhalten sollten. So etwas konnte ihre Kriegsmaschine nicht aufhalten. Ebensowenig der Mann.
»Sturmbringer!« flüsterte Elric, als das Schwert seine Fesseln durchschnitt und sich sanft in seine Hand legte. Elric war frei. Die Kelmain, die ihn nicht für so wichtig hielten wie Theleb K'aarna, zeigten aber dennoch, daß sie nicht gewillt waren, ihn entkommen zu lassen, nachdem die Klinge nun in seiner Hand ruhte und sich nicht mehr aus eigenem Antrieb bewegte.
Prinz Umbda rief etwas.
Eine große Gruppe Krieger stürzte sich sofort auf Elric, und er machte diesmal keinen Versuch, ihnen mit einem Angriff zu begegnen, denn er legte es darauf an, defensiv zu kämpfen, bis Mondmatt mit dem Vogel landete und ihm helfen konnte.
Aber der Vogel hatte sich mittlerweile noch weiter entfernt. Er schien die Armee außen zu umkreisen und interessierte sich nicht im geringsten für seine Zwangslage.
Hatte er sich täuschen lassen?
Elric parierte ein Dutzend Stiche und sorgte dafür, daß sich die Kelmain-Krieger gegenseitig bedrängten und behinderten. Der Vogel aus Gold und Silber war nun beinahe nicht mehr zu sehen.
Und Theleb K'aarna - wo war der?
Elric versuchte ihn zu entdecken, aber der Zauberer hatte sich sicher längst mitten zwischen die Kelmain zurückgezogen.
Elric tötete einen goldhäutigen Krieger, indem er ihm mit der Spitze des Runenschwerts die Kehle durchschnitt. Neue Kraft strömte in ihn. Er tötete einen zweiten Kelmain mit einem schnellen Hieb, der dem Mann die Schulter aufspaltete. Doch mit solchem Kampf war nichts zu gewinnen, wenn nicht Mondmatt auf dem Vogel aus Silber und Gold zu Hilfe kam.
Der Vogel schien nun den Kurs zu wechseln und in Richtung
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