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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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eine Pfütze Licht treten, die durch ein nahe gelegenes Bürofenster erzeugt wurde.
    Es war Mondmatt. Der stämmige Ostländer kehrte in Begleitung zweier Frauen zurück, die knapp bekleidet und auffällig bemalt waren, zweifellos vilmirische Huren von der anderen Seite der Stadt. Mondmatt hatte jeder einen Arm um die Hüfte gelegt und sang eine unbekannte, aber offensichtlich anrüchige Ballade und blieb immer wieder stehen, um sich von den lachenden Mädchen Wein in den Hals schütten zu lassen. Beide Huren trugen schwere Steinflaschen in den freien Händen und hielten beim Trinken mit Mondmatt Schritt.
    Als Mondmatt unsicher näher kam, erkannte er Elric und rief ihm blinzelnd zu: »Wie du siehst, habe ich dich nicht vergessen, Prinz von Melnibone! Eine dieser Grazien ist für dich!«
    Elric machte eine übertriebene Verbeugung. »Du bist sehr aufmerksam zu mir. Aber ich dachte, du wolltest Gold für uns finden. War das nicht der Grund, weshalb du nach Alt-Hrolmar gekommen bist?«
    »Aye!« Mondmatt küßte den Mädchen die Wangen, die überlaut zu lachen begannen. »In der Tat. Dies ist doch Gold - oder etwas, das so gut ist wie Gold. Ich habe die jungen Damen vor einem grausamen Zuhälter auf der anderen Seite der Stadt gerettet. Ich habe versprochen, sie an einen freundlicheren Herrn zu verkaufen, und sie sind mir dankbar!«
    »Du hast diese Sklaven gestohlen?«
    »Wenn du es so ausdrücken willst - ja, dann habe ich sie gestohlen. Ich stahl mich mit meinem Stahl hinzu und befreite sie aus einem Leben der Erniedrigung. Eine menschliche Tat. Ihr elendes Leben ist vorbei! Sie können sich freuen auf.«
    »Ihr elendes Leben ist vorbei - in der Tat, das unsere sicher auch, wenn der Hurenherr das Verbrechen entdeckt und die Wachen verständigt. Wie hast du die Damen gefunden?«
    »Sie haben mich gefunden! Ich hatte meine Schwerter einem alten Kaufmann zur Verfügung gestellt, der fremd ist in dieser Stadt. Ich wollte ihn durch die dunkleren Bezirke Alt-Hrolmars geleiten und dafür einen guten Beutel Gold erhalten - einen besseren Beutel, als er mir wohl geben wollte. Während er oben nach bestem Vermögen hurte, nahm ich unten im öffentlichen Ausschank ein paar zur Brust. Diese beiden Grazien mochten mich, und sie erzählten mir von ihrem unglücklichen Geschick. Das genügte. Ich rettete sie.«
    »Ein raffinierter Plan«, sagte Elric sarkastisch.
    »Er kam von ihnen. Die beiden haben auch Verstand und nicht nur.«
    »Ich helfe dir, sie zu ihrem Herrn zurückzubringen, ehe sich die Stadtwächter auf uns stürzen.«
    »Aber Elric!«
    »Aber zuerst.« Elric packte seinen Freund, warf ihn sich über die Schulter, torkelte mit ihm zum Kai am Ende der Straße, packte ihn sicher am Kragen und drückte ihn überraschend in das stinkende Wasser. Dann zerrte er ihn hoch und stellte ihn auf die Beine. Mondmatt erschauderte und blickte Elric traurig an.
    »Ich neige zu Erkältungen, das weißt du sehr gut.«
    »Und zu trunkenen Plänen! Man mag uns hier nicht. Die Wache braucht nur einen Vorwand, einen einzigen Vorwand, uns aufs Korn zu nehmen. Bestenfalls müssen wir die Stadt verlassen, ehe wir unsere Pläne verwirklicht haben. Schlimmstenfalls werden wir entwaffnet, eingesperrt, vielleicht sogar getötet.«
    Sie gingen auf die beiden Mädchen zu. Eine lief vor und kniete nieder, um Elrics Hand zu ergreifen und ihre Lippen an sein Bein zu drücken. »Herr, ich habe eine Botschaft.«
    Elric bückte sich, um sie hochzuziehen.
    Sie schrie auf. Ihre angemalten Augen weiteten sich. Erstaunt folgte er ihrem Blick und entdeckte eine Gruppe Abenteurer, die sich um die Ecke geschlichen hatte und sich nun auf ihn und Mondmatt stürzte. Hinter den Raufbolden glaubte Elric den jungen Dandy zu erkennen, den er zuvor aus der Taverne vertrieben hatte. Der Dandy sann also auf Rache! Dolche funkelten in der Dunkelheit, ihre Träger waren in die schwarzen Roben der Berufsmörder gekleidet. Es waren mindestens ein Dutzend. Der junge Dandy mußte sehr vermögend sein, denn Mörder waren in Alt-Hrolmar teuer.
    Mondmatt hatte bereits beide Schwerter gezogen und attakkierte den Anführer. Elric hob das erschrockene Mädchen hinter sich und legte die Hand auf Sturmbringers Knauf. Beinahe aus eigener Kraft sprang das riesige Runenschwert aus seiner Scheide, und schwarze Flammen sprangen von der Klinge, als es seinen seltsamen Schlachtruf zu summen begann.
    Er hörte einen der Mörder japsen und rufen: »Elric!« und ahnte, daß der Dandy den

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