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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Kräfte.«
    »Ich denke mir, du hast einen Plan, und du hoffst, daß er zu Elrics Vernichtung führt«, fuhr Urish leichthin fort. Die Bettler entspannten sich. Nur Theleb K'aarna beschlich Unbehagen. Urishs blutunterlaufene funkelnde Augen zeigten einen sarkastischen Ausdruck. »Und du brauchst unsere Hilfe, weil du weißt, daß wir den weißgesichtigen Räuber aus Melnibone hassen.«
    Theleb K'aarna nickte. »Möchtest du die Einzelheiten meines Plans hören?«
    Urish zuckte die Achseln. »Warum nicht? Könnte zumindest unterhaltend werden.«
    Bedrückt blickte Theleb K'aarna auf die zerlumpte, spöttische Menge, die ihn umgab. Er wünschte, er wüßte einen Zauber, mit dem sich der Gestank vertreiben ließ.
    Er tat einen tiefen Atemzug durch sein Taschentuch und begann zu sprechen.

Zweites Kapitel
    Der gestohlene Ring
    Am anderen Ende der Taverne tat der junge Dandy so, als bestelle er einen weiteren Weinschlauch, während er in Wirklichkeit heimlich in die Ecke spähte, in der Elric saß.
    Dann beugte sich der Stutzer zu seinen Gefährten hinüber - Kaufleute und junge Edelleute aus verschiedenen Nationen - und setzte seinen gemurmelten Vortrag fort.
    Elric wußte, daß er das Thema dieses Vertrags war. Normalerweise erfüllte ihn solches Verhalten mit Verachtung, doch an diesem Tag war er müde und wartete ungeduldig auf Mondmatts Rückkehr. Beinahe war er versucht, dem jungen Dandy zu sagen, er solle endlich aufhören, und wenn auch nur, um die Zeit herumzubringen.
    Elric begann seine Entscheidung zu bedauern, Alt-Hrolmar zu besuchen.
    Diese reiche Stadt war ein großartiger Treffpunkt für alle fantasiebegabten, aufgeschlossenen Leute der Jungen Königreiche. Hierher kamen Forscher, Abenteurer, Söldner, Handwerker, Kaufleute, Maler und Dichter, denn unter der Herrschaft des berühmten Herzogs Avan Astran erlebte dieser vilmirische Stadtstaat im Augenblick eine grundlegende Veränderung.
    Herzog Avan war ein Mann, der den größten Teil der Welt erforscht und großen Reichtum und großes Wissen nach Alt-Hrolmar gebracht hatte. Die Reichtümer der Stadt und ihr intellektuelles Leben zogen neue Vermögen an und weitere Intellektuelle, und so war Alt-Hrolmar aufgeblüht.
    Doch wo es Geld gibt und Intellektuelle, da gedeiht auch der Klatsch, denn wenn überhaupt jemand mehr dem Klatsch nachhängt als Kaufmann oder Seeleute, dann Dichter und Maler. Und natürlich wurde auch viel über den vom Unglück verfolgten Albino Elric gesprochen, der längst ein Held in mehreren Balladen von nicht sonderlich talentierten Dichtern war.
    Elric hatte sich in die Stadt führen lassen, weil Mondmatt ihm gesagt hatte, es sei die beste Stadt, sich ein Einkommen zu suchen. Elrics achtloser Umgang mit dem eigenen Vermögen hatte sie gänzlich verarmen lassen, und das nicht zum erstenmal. Sie brauchten neue Vorräte und frische Reittiere.
    Elric war dafür gewesen, Alt-Hrolmar zu umgehen und weiter auf Tanelorn zuzuhalten, das ihr eigentliches Ziel war, doch Mondmatt hatte logischerweise eingewandt, daß sie bessere Pferde und mehr Proviant und Ausrüstung brauchten, wollten sie den langen Ritt durch die vilmirischen und ilmioranischen Ebenen zum Rand der Seufzenden Wüste bewältigen, wo das geheimnisvolle Tanelorn lag. So hatte Elric schließlich eingewilligt, obwohl er nach seinem Zusammentreffen mit Myshella und der Vernichtung durch die Schlinge des Fleisches sehr müde war und sich nach dem Frieden sehnte, den Tanelorn ihm bot.
    Was alles noch schlimmer machte, war der Umstand, daß die Taverne eher zu gut erleuchtet war und für Elrics Geschmack die etwas zu vornehmen Leute anzog. Er hätte ein einfacheres Gasthaus vorgezogen, das auch billiger gewesen wäre und wo die Menschen es gewohnt waren, ihre Fragen und ihren Klatsch für sich zu behalten. Mondmatt aber hatte es für ratsam gehalten, den Rest des Geldes auf eine gute Schänke zu verwenden, für den Fall, daß sie jemanden einladen mußten...
    Elric überließ das Problem der Geldbeschaffung Mondmatt. Zweifellos wollte er sich durch Diebstahl oder Betrug bereichern, aber das war Elric egal.
    Er seufzte und erduldete die verstohlenen Blicke der anderen Gäste, versuchte die Worte des jungen Angebers nicht zu hören. Er trank aus seinem Weinkelch und kaute das kalte Wildgeflügel, das Mondmatt vor seinem Verschwinden bestellt hatte. Er zog den Kopf in den hohen Kragen seines schwarzen Umhangs, womit er aber lediglich die knochenweiße Blässe des Gesichts und die

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