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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Männern nicht offenbart hatte, wen sie töten sollten. Er blockte den Stoß des schmalen Langschwerts ab, drehte es herum und hieb nach dem Handgelenk des Meuchlers. Handgelenk und Schwert flogen in die Schatten, und der Mann torkelte schreiend zurück.
    Neue Schwerter kamen, weitere kalte Augen, die unter schwarzen Kapuzen funkelten. Sturmbringer sang sein absonderliches Lied, halb Klage, halb Siegesschrei. Elrics Gesicht zuckte vor Kampfeslust, und seine roten Augen glühten in dem knochenweißen Gesicht, während er hierhin und dorthin hieb.
    Rufe, Flüche, das Aufschreien von Frauen, das Stöhnen von Männern, Stahl, der auf Stahl klirrte, Stiefel auf Pflastersteinen, das dumpfe Hineinstoßen von Schwert in Fleisch, das Knirschen von Klingen auf Knochen. Ein Gewirr, durch das sich Elric kämpfte, das Breitschwert mit beiden bleichen Händen gehalten. Er hatte Mondmatt aus den Augen verloren und betete darum, daß der Ostländer sich halten konnte. Von Zeit zu Zeit erblickte er eines der Mädchen und fragte sich, warum die beiden sich nicht längst in Sicherheit gebracht hatten.
    Nun lagen mehrere Angreifer tot auf dem Pflaster, und die übrigen wichen zurück, als Elric nachsetzte. Sie kannten die Macht seines Schwerts und was es seinen Opfern antat. Sie hatten die Gesichter ihrer Gefährten gesehen, während die Höllenklinge ihnen die Seele aussaugte. Mit jedem Tod schien Elric kräftiger zu werden, schien die schwarze Strahlung der Klinge heftiger zu brennen. Und jetzt lachte der Albino auch noch.
    Sein Gelächter klang über die Dächer von Alt-Hrolmar, und wer dieses Lachen im Bette hörte, hielt sich die Ohren zu in der Annahme, einen Alptraum zu erleben.
    »Kommt, ihr Freunde, meine Klinge hat noch Hunger!«
    Ein Angreifer wollte standhalten, und Elric riß das Schwarze Schwert hoch. Der Mann hob die Klinge, um seinen Kopf zu schützen, und Elrics Schwarzes Schwert hieb die Waffe herab.

    Es schlug durch den Stahl und die Kapuze und den Hals, durch den Brustknochen und den Bauch. Es hieb den Meuchler in zwei Teile und blieb zehrend im Fleisch stecken und saugte die letzten Überreste der dunklen Seele des Mannes heraus. Die übrigen Schurken ergriffen die Flucht.
    Elric atmete tief ein, vermied es, den Mann anzusehen, den sein Schwert als letzten getötet hatte, steckte dann die Klinge ein und sah sich nach Mondmatt um.
    In diesem Augenblick spürte er den Hieb im Nacken. Übelkeit stieg in ihm empor. Er versuchte sie abzuschütteln. Er spürte einen Stich am Handgelenk und sah durch den Nebel eine Gestalt, die er zuerst für Mondmatt hielt. Aber es war jemand anderes - vielleicht eine Frau. Sie zupfte an seiner linken Hand. Wohin wollte sie ihn führen?
    Die Knie wurden ihm weich, und er fiel auf das Pflaster. Er versuchte zu rufen, schaffte es aber nicht. Die Frau zerrte noch immer an seiner Hand, als wollte sie ihn in Sicherheit bringen. Aber er konnte ihr nicht folgen. Er fiel auf die Schulter, dann auf den Rücken und sah einen schwimmenden Himmel...
    ... und dann erhob sich der Morgen über das Gewirr der Türme von Alt-Hrolmar, und er erkannte, daß seit seinem Kampf gegen die Mörder mehrere Stunden vergangen waren.
    Mondmatts Gesicht erschien über ihm. Es war sorgenvoll verzogen.
    »Mondmatt!«
    »Dank sei Elwhers liebenswerten Göttern! Ich dachte schon, die Giftklinge hätte dich getötet!«
    Elric faßte sich ziemlich schnell. Er richtete sich in eine sitzende Stellung auf. »Der Angreifer kam von hinten. Wie.?«
    Mondmatt sah ihn verlegen an. »Ich fürchte, in den Mädchen haben wir uns gehörig getäuscht.«
    Elric erinnerte sich an die Frau, die an seiner linken Hand gezerrt hatte, und streckte die Finger aus. »Mondmatt! Der Ring der Könige ist fort! Der Actorios ist mir gestohlen worden!«
    Der Ring der Könige war jahrhundertelang von Elrics Vorfahren getragen worden. Er war das Symbol ihrer Macht gewesen, der Quell für einen Großteil ihrer übernatürlichen Kräfte.
    Mondmatts Gesicht umwölkte sich. »Ich dachte, ich hätte die Mädchen gestohlen. Dabei waren sie selbst Diebinnen! Sie wollten uns ausrauben. Ein alter Trick.«
    »Das ist nicht alles, Mondmatt. Sie haben mir nämlich nichts anderes gestohlen. Nur den Ring der Könige. Ich habe noch immer ein bißchen Gold im Beutel.« Er ließ seinen Gürtelbeutel klimpern und richtete sich auf.
    Mondmatt deutete mit dem Daumen auf die gegenüberliegende Seite der Straße. Dort lag eines der Mädchen an der Mauer, ihr hübsches

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