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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Urishs des Siebenfingrigen, Hackfleisch im linken Arm geborgen.
    Elric vermochte kaum noch den Kopf zu heben, während das Fleisch der Ghuls weiter seine Kraft aufsaugte, doch er belächelte seine eigene Torheit. Er hatte mit einer Falle gerechnet, doch es war falsch gewesen, sich so schlecht vorbereitet in diese Lage zu begeben.
    Und wo war Mondmatt? Hatte der Gefährte ihn verlassen? Der kleine Ostländer war nirgends zu sehen.
    Urish kam großspurig um den Thron herum und ließ sich, schmutzig wie er war, darauf nieder. Er rückte Hackfleisch zurecht, bis sie Waffe über seinen Armen lag. Die hellen Knöpfchenaugen musterten Elric mit hartem Blick.
    Theleb K'aarna blieb an der Seite des Throns stehen, doch Triumph loderte in seinen Augen wie die verzehrenden Feuer, die Imrryr vernichtet hatten.
    »Willkommen zum zweitenmal in Nadsokor!« sagte Urish heiser und kratzte sich zwischen den Beinen. »Wie ich annehme, bist du gekommen, um Buße zu tun.«
    Elric erschauderte - die Kälte in seinen Knochen nahm zu. Sturmbringer regte sich an seiner Seite, konnte ihm aber nur helfen, wenn er ihn mit eigener Hand zog. Er erkannte, daß er starb.
    »Ich bin gekommen, meinen Besitz zurückzuholen«, sagte er durch klappernde Zähne. »Meinen Ring.«
    »Ach! Der Ring der Könige! Er gehörte dir, nicht wahr? Mein Mädchen hat eine Bemerkung darüber gemacht.«
    »Du hast sie losgeschickt, ihn zu stehlen!«
    Urish kicherte. »Das will ich nicht abstreiten. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, daß der Weiße Wolf von Imrryr so leicht in die Falle geht.«
    »Er wäre ihr leicht wieder entkommen, hättest du keine Unterstützung durch die Bannsprüche des Amateurzauberers dort!«
    Theleb K'aarna blickte ihn mürrischaufgebracht an, aber dann entspannte sich sein Gesicht wieder. »Machen dir meine Ghuls denn nicht zu schaffen?«
    Elric keuchte; die letzte Hitze wich aus seinen Knochen. Er konnte nicht mehr stehen, sondern hing im Griff der toten Wesen. Theleb K'aarna mußte diese Szene wochenlang geplant haben, so viele Zaubersprüche und Vereinbarungen mit den Wächtern des Nirgendwo waren erforderlich, damit so viele Ghuls auf der Erde erscheinen konnten.
    »Dann sterbe ich eben«, murmelte Elric. »Nun, ich nehme an, es macht mir nichts.«
    Urish hob sein zerfurchtes Gesicht in einer Parodie stolzen Gehabes. »Noch stirbst du nicht, Elric von Melnibone! Das Urteil muß noch gesprochen werden. Wir müssen die Formalitäten durchleiden! Mit meiner Axt Hackfleisch muß ich dich wegen deiner Verbrechen an Nadsokor und an dem Heiligen Schatz von König Urish verurteilen!«
    Elric verstand ihn kaum, denn seine Beine gaben nach, und die Ghuls griffen fester zu.
    Vage merkte er, daß die unsägliche Schar der Bettler in den Saal schlurfte. Zweifellos hatten alle auf diese Minute gewartet. Hatten sie Mondmatt umgebracht, als er aus dem Saal floh?
    »Hebt seinen Kopf an!« befahl Theleb K'aarna seinen toten Dienern. »Er soll König Urish sehen, den König aller Bettler, der sein gerechtes Urteil fällt!«
    Elric spürte eine kalte Hand unter dem Kinn, und der Kopf wurde ihm angehoben, so daß er durch vernebelte Augen sehen konnte, wie Urish aufstand, die Axt Hackfleisch in seine vierfingrige Hand nahm und der verqualmten Decke entgegenstreckte.
    »Elric von Melnibone, du bist vieler Verbrechen am Ehrwürdigsten aller Ehrwürdigen, an mir selbst, König Urish von Nadsokor, überführt. Du hast König Urishs Freund beleidigt, den höchst angenehm degenerierten Schurken Theleb K'aarna...«
    Bei diesen Worten schürzte Theleb K'aarna die Lippen, unterbrach ihn aber nicht.
    » . außerdem bist du ein zweites Mal in die Stadt der Bettler gekommen, um dein Verbrechen zu wiederholen. Bei meiner gewaltigen Axt Hackfleisch, dem Symbol meiner Würde und Macht, verurteile ich dich zur Strafe durch den Brennenden Gott!«
    Von allen Seiten tönte der Applaus des zerlumpten Bettlerhofes. Elric erinnerte sich an eine Legende über Nadsokor - danach sollte die ursprüngliche Bevölkerung, als sie von der Seuche getroffen wurde, Hilfe beim Chaos gesucht haben, mit der Bitte, die Krankheit aus der Stadt zu treiben - notfalls auch mit Feuer. Das Chaos hatte diesen Menschen einen grausamen Streich gespielt und den Brennenden Gott geschickt, der den Rest ihrer Besitztümer verbrannt hatte. Ein Hilferuf an die Ordnung hatte dazu geführt, daß der Brennende Gott von Lord Donblas in der Stadt gefangengesetzt wurde. Die überlebenden Bürger hatten

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