Der verzauberte Turm
Hieb. »Ich haue dieses Portal in Stücke und jage den Brennenden Gott auf Nadsokor! Triff dein Ziel, Sturmbringer! Laß die Flammen hervorschießen, die den Schmutz dieser Stadt vernichten!«
Aber Sturmbringer heulte auf, als er sich in die Membrane bohrte und festgehalten wurde. Kein Riß erschien in dem Stoff. Statt dessen mußte Elric mit voller Kraft ziehen, um das Schwert freizubekommen. Schweratmend senkte er die Waffe.
»Das Portal ist dazu bestimmt, den Anstrengungen des Chaos zu widerstehen«, murmelte Elric. »Mein Schwert richtet dagegen nichts aus. Da ich folglich nicht zurückkehren kann, muß ich weiter vorstoßen.« Mit Sturmbringer in der Hand machte er kehrt und begann sich durch die Passage voranzutasten. Er kam durch eine Kurve, dann eine zweite und eine dritte, und das Licht war total verschwunden. Er griff nach seinem Gürtel, wo er Feuerstein und Zunder mitführte, aber die Bettler hatten ihm im Tragen den Beutel vom Gurt geschnitten. Er beschloß, umzukehren, doch schon steckte er tief im Labyrinth und vermochte das Portal nicht wiederzufinden.
»Kein Tor - aber anscheinend auch kein Gott. Vielleicht gibt es einen anderen Ausgang von diesem Ort. Wenn er durch eine Holztür versperrt ist, dann wird mir Sturmbringer schnell einen Weg in die Freiheit bahnen.«
Und so drang er noch tiefer in das Labyrinth ein, um hundert dunkle Ecken und Windungen. Schließlich blieb er wieder stehen.
Ihm war aufgefallen, daß es wärmer wurde. Ihm war nicht mehr unangenehm kalt, sondern ungewöhnlich heiß. Er schwitzte. Er entledigte sich der äußeren Schichten seiner Lumpen und stand schließlich in Hemd und Hosen da. Durst machte sich bemerkbar.
Noch eine Biegung, und er sah Licht vor sich.
»Nun, Sturmbringer, vielleicht kommen wir nun doch frei!«
Er begann auf die Lichtquelle zuzulaufen. Aber es handelte sich nicht um Tageslicht, auch nicht um das Leuchten des Portals. Es war Feuerschein - vielleicht Fackeln.
Im Flammenschein vermochte er nun die Tunnelwände ziemlich deutlich zu erkennen. Im Gegensatz zu dem Mauerwerk im übrigen Nadsokor gab es hier keinen Schmutz - einfache graue Steine, befleckt von rotem Licht.
Die Lichtquelle befand sich hinter der nächsten Kurve. Aber die Hitze war plötzlich stärker geworden, und seine Haut schmerzte, während der Schweiß ihm aus den Poren rann.
»Aah!«
Eine mächtige Stimme füllte plötzlich den Tunnel, als Elric um die Biegung trat und knapp dreißig Meter vor sich das Feuer lodern sah.
»Aah! Endlich!«
Die Stimme tönte aus dem Feuer.
Und Elric wußte, daß er den Brennenden Gott gefunden hatte.
»Ich habe keinen Streit mit dir, mein Lord des Chaos!« rief er. »Auch ich diene dem Chaos!«
»Aber ich muß essen«, ertönte die Stimme. »Checkalakh muß essen!«
»Ich bin armselige Nahrung für ein Wesen wie dich«, sagte Elric vernünftig, legte beide Hände um Sturmbringers Griff und tat einen Schritt zurück.
»Aye, Bettler, das bist du - aber du bist die einzige Nahrung, die man mir schickt.« »Ich bin kein Bettler!«
»Bettler oder nicht. Checkalakh wird dich verzehren!«
Die Flammen bebten, und ein Umriß begann sich daraus zu formen. Es war eine menschliche Gestalt, die jedoch vollständig aus Flammen bestand. Zuckende Feuerhände streckten sich Elric entgegen.
Und Elric drehte sich um.
Und Elric floh.
Und Checkalakh, der Brennende Gott, zuckte blitzschnell hinter ihm her.
Elric spürte Schmerz an der Schulter und roch brennenden Stoff. Er lief noch schneller, ohne zu wissen, wohin er floh.
Aber der Brennende Gott verfolgte ihn weiter.
»Halt, Sterblicher! Es ist sinnlos! Du kannst Checkalakh aus dem Chaos nicht entkommen!«
In verzweifelter Ironie rief Elric zurück: »Ich will niemandes Rostbraten werden!« Seine Beine wollten ihm den Dienst versagen. »Nicht... nicht einmal der eines Gottes!«
Checkalakh antwortete mit einer Stimme, die wie das Brausen von Flammen durch einen Schornstein klang: »Lehne dich nicht gegen mich auf, Sterblicher! Es ist eine Ehre, einen Gott zu ernähren!«
Die Hitze wie auch die Anstrengung des Laufens erschöpften Elric. Eine Art Plan hatte sich in seinem Kopf gebildet, als er dem Brennenden Gott gegenüberstand. Deshalb war er überhaupt nur losgerannt.
Doch als Checkalakh nun nicht zurückblieb, mußte er sich umdrehen.
»Du scheinst mir für einen mächtigen Lord des Chaos etwas zu schwach zu sein«, sagte er keuchend und zupfte an seinem Schwert.
»Mein langer Aufenthalt hier
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