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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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anzuwidern.
    Elric starrte durch den Dunst auf das Gebäude. Ein berechnender Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
    »Keine Wächter«, sagte er zu Mondmatt.
    »Wozu auch? Was hätten die zu bewachen?«
    »Als ich das letzte Mal in Nadsokor war, standen dort Wächter. Urish schützt seinen kostbaren Schatz, so gut er kann. Dabei fürchtet er keine Außenseiter, sondern vor allem seinen eigenen widerlichen Abschaum.«
    »Vielleicht hat er keine Angst mehr vor den Leuten?«
    Elric lächelte. »Eine Kreatur wie König Urish fürchtet alles. Wir sollten lieber vorsichtig sein, wenn wir das Haus betreten. Halte dich bereit, beim ersten Hinweis, daß man uns in eine Falle gelockt hat, deine Schwerter zu ziehen!«
    »Aber Urish kann doch nicht ahnen, daß wir wissen, woher das Mädchen kam!«
    »Gewiß, aber es besteht immerhin die Möglichkeit, daß eine der beiden es uns erzählt hat. Trotzdem müsse wir Urishs Raffinesse in Betracht ziehen.«
    »Er würde dich nicht freiwillig herholen - nicht mit dem Schwarzen Schwert an deiner Hüfte.« »Mag sein...«
    Sie überquerten das Forum. Es war sehr rukndg und sehr dunkel. Aus großer Ferne tönte ab und zu ein Ruf, ein Lachen oder ein undefinierbares obszönes Geräusch.
    Jetzt standen sie unter den gekreuzten Krücken an der Tür.
    Elric tastete unter der zerlumpten Robe nach dem Griff seines Schwerts und drückte mit der linken Hand gegen die Tür. Quietschend öffnete sie sich ein Stück. Die beiden Männer sahen sich um, ob jemand das Geräusch gehört hatte, aber auf dem Platz blieb es still.
    Mehr Druck. Wieder ein Quietschen. Jetzt konnten sie sich durch die Öffnung schieben.
    Sie standen in Urishs großer Eingangshalle. Kessel mit Abfall erzeugten ein schwaches Licht. Fettiger Rauch ringelte sich den Deckenbalken entgegen. Sie sahen die schwachen Umrisse des Podests am anderen Ende, darauf stand Urishs riesiger primitiver Thron. Obwohl der Saal verlassen zu sein schien, verließ Elrics Hand den Griff des Schwarzen Schwertes nicht.
    Er blieb stehen, als er ein Geräusch hörte, doch es kam nur von einer großen schwarzen Ratte, die über den Boden huschte.
    Wieder Stille. Elric machte einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen und bewegte sich langsam durch den schmierigen Saal, gefolgt von Mondmatt.
    Elrics Stimmung besserte sich, als sie sich dem Thron näherten. Vielleicht war Urish in seiner Stärke doch überheblich geworden. Er würde die Truhe unter dem Thron öffnen, seinen Ring herausnehmen und dann noch vor dem Morgengrauen die Stadt wieder verlassen. Sie konnten dann über Land reiten, um sich der Karawane Rackhirs des Roten Bogenschützen auf ihrem Wege nach Tanelorn anzuschließen.
    Er begann sich zu entspannen, trotzdem war sein Schritt vorsichtig wie immer. Mondmatt war stehengeblieben und hatte den Kopf auf die Seite gelegt, als höre er etwas.
    Elric wandte sich um. »Was hörst du?« flüsterte er.
    »Vielleicht ist es nichts. Oder vielleicht eine der großen Ratten, wie wir sie vorhin gesehen haben. Es ist nur.«
    Hinter dem grotesken Thron brandete eine silberblaue Strahlung auf, und Elric warf die linke Hand hoch, um seine Augen zu schützen, während er gleichzeitig das Schwert aus seinen Lumpen zog.
    Mondmatt brüllte und begann zur Tür zu laufen, doch Elric vermochte nichts mehr zu sehen, auch als er nun dem Licht den Rücken zuwandte. Sturmbringer stöhnte wie erzürnt in seiner Scheide. Elric zog daran, spürte aber, wie seine Gliedmaßen immer schwerer wurden. Hinter ihm ertönte ein Lachen, das er sofort wiedererkannte.
    Ein zweites Lachen - beinahe ein kehliges Husten - schloß sich an.
    Langsam konnte er wieder sehen, doch nun hielten ihn feuchte Hände fest, und als er seine Wächter erblickte, schauderte ihn. Schattenwesen aus dem Nichts hielten ihn - Ghuls, die durch Zauberkraft herbeigerufen worden waren. Ihre toten Gesichter lächelten, während ihre toten Augen tot blieben. Elric spürte, wie ihn Körperwärme und Kraft verließen, und es war, als saugten die Ghuls die Energie aus ihm heraus. Er spürte förmlich, wie die Lebenskraft seinen Körper verließ und in die ihren überwechselte.
    Wieder das Lachen. Er blickte zum Thron empor und sah dahinter die große düstere Gestalt Theleb K'aarnas auftauchen, den er vor einigen Monaten am Schloß Kaneloon tot gewähnt hatte.
    Theleb K'aarna lachte in seinen gepflegten Gabelbart, während sich Elric im Griff der Ghuls wand. Auf der anderen Thronseite erschien die widerliche Gestalt

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