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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zurückschleuderte, so daß ihm das Schwert aus der Hand fiel und er das Gefühl hatte, sein Fleisch könnte ihn nicht länger zusammenhalten. Er rollte stöhnend auf dem Boden hin und her und strampelte, hob die verzerrten blasenbedeckten Hände der Decke entgegen, als ergebe er sich einem Wesen, das seinen Leiden ein Ende bereiten könne. Keine Tränen standen ihm in den Augen, denn es wollte ihm scheinen, als würde ihm nun sogar das Blut aus dem Leib gekocht.
    »Arioch! Rette mich!« Zitternd schrie er die Worte. »Arioch! Unterbinde, was hier mit mir geschieht!«
    Ihn füllte die Energie eines Gottes, doch die sterbliche Gestalt war nicht darauf eingerichtet, eine solche Kraft zu enthalten.
    »Aaah! Nimm es von mir!«
    Er merkte plötzlich, daß ein ruhiges und schönes Gesicht auf ihn herabblickte, während er sich weiter am Boden wand. Er erblickte einen großen Mann - viel größer als er - und wußte, daß dies gar kein Sterblicher war, sondern ein Gott.
    »Es ist vorbei!« sagte eine süße, klare Stimme.
    Das Wesen bewegte sich nicht, doch weiche Hände schienen ihn zu streicheln, und der Schmerz ließ nach, und die Stimme sprach weiter.
    »Vor vielen Jahrhunderten kam ich, Lord Donblas, der Gerechtigkeitsstifter, nach Nadsokor, um es aus dem Griff des Chaos zu befreien. Aber ich kam zu spät. Das Böse brachte neues Böses hervor, wie es das Böse so an sich hat, und ich konnte nicht zu sehr in die Angelegenheiten der Sterblichen eingreifen, denn wir Angehörigen der Ordnung haben uns geschworen, es der Menschheit nach Möglichkeit zu überlassen, ihr Schicksal allein zu formen. Dennoch bewegt sich die Kosmische Waage wie das Pendel einer Uhr mit gebrochener Feder, und schreckliche Kräfte wirken auf der Erde. Du, Elric, bist ein Diener des Chaos -trotzdem hast du mehr als einmal die Ordnung unterstützt. Es heißt, daß das Schicksal der Menschheit in dir ruhe, und das kann durchaus stimmen. Also helfe ich dir - wenn ich damit auch gegen meinen Eid verstoße...«
    Und Elric schloß die Augen und empfand zum erstenmal seit Urzeiten Frieden - so wie er ihn noch nie empfunden hatte.
    Der Schmerz war fort, trotzdem füllte ihn noch eine gewaltige Energie. Als er die Augen wieder öffnete, blickte kein schönes Gesicht auf ihn herab, und die schillernde Membrane, die den Tunnel versperrte, war verschwunden. In der Nähe lag Sturmbringer, und er sprang auf und ergriff das Schwert und steckte es in die Scheide zurück. Er bemerkte, daß die Blasen von seinen Händen verschwunden waren, daß sogar seine Kleidung keine Brandstellen mehr aufwies.
    Hatte er alles geträumt - oder nur das meiste?
    Er schüttelte den Kopf. Er war frei. Er war bei Kräften. Er hatte sein Schwert. Jetzt wollte er in den Saal König Urishs zurückkehren und sich an Nadsokors Herrscher wie auch an Theleb K'aarna rächen.
    Er hörte Schritte und zog sich in die Schatten zurück. Licht drang aus Deckenrissen in den Tunnel, und es war deutlich, daß er sich an dieser Stelle dicht unter der Oberfläche befand. Eine Gestalt erschien, und er erkannte sie sofort.
    »Mondmatt!«
    Der kleine Ostländer grinste erleichtert und steckte seine Schwerter ein. »Ich wollte dir helfen, wenn ich konnte, aber wie ich sehe, brauchst du meine Hilfe nicht.«
    »Hier nicht. Den Brennenden Gott gibt es nicht mehr. Ich erzähle dir später davon. Was ist aus dir geworden?«
    »Als ich erkannte, daß wir in der Falle saßen, lief ich zur Tür, mit dem Gedanken, daß es sicher gut wäre, wenn einer von uns frei herumliefe, während mir zugleich klar war, daß man besonders hinter dir her war. Aber dann sah ich die Tür aufgehen und erkannte, daß man dort die ganze Zeit gelauert hatte.« Mondmatt rümpfte die Nase und beklopfte die Lumpen, die er noch trug. »So wühlte ich mich schnell unter einen der Unrathaufen, die überall in Urishs Palast herumstinken. Ich blieb dort und hörte mir die Ereignisse an. Sobald ich konnte, suchte ich diesen Tunnel auf, um dir zu helfen.«
    »Und wo sind Urish und Theleb K'aarna jetzt?«
    »Es sieht so aus, als wollen sie Theleb K'aarnas Bündnis mit Urish erst richtig besiegeln. Urish war nicht ganz zufrieden mit dem Plan, dich herzulocken, denn er fürchtet deine Macht.«
    »Mit Recht! Und jetzt?«
    »Nun ja, es sieht so aus, als hätte auch Urish gehört, was wir wissen, daß nämlich die Karawane nach Tanelorn unterwegs sei. Urish kennt Tanelorn - allerdings wohl nicht sonderlich gut - und nährt einen unvernünftigen Haß

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