Der verzauberte Turm
Männer wurden hinter Jhary her in Voilodions Schatzkammer gestoßen. Elric prallte heftig gegen einen großen goldenen Stuhl, wie er ihn einmal als Elefantensattel in Gebrauch gesehen hatte. Er sah sich um. Der Raum war voller wertvoller Dinge -Kleidung, Schuhe, Waffen. Er war angewidert von der Erkenntnis, daß dies die Besitztümer all jener Männer und Frauen waren, die Voilodion seine Gäste genannt hatte.
Unter einem Haufen Pelze zog Jhary ein Bündel hervor. »Sieh mal, Prinz Elric. Dies brauchst du für Tanelorn.« Es schien sich um ein Bündel langer Stöcke zu handeln, die in dünne Metallblätter gerollt waren.
Elric ergriff das schwere Bündel. »Was ist das?«
»Es sind Banner aus Bronze und Pfeile aus Quarz. Nützliche Waffen gegen die Reptilienwesen aus Pio und ihre Reittiere.«
»Du kennst diese Reptilien? Du weißt auch von Theleb K'aarna?«
»Von dem Zauberer aus Pan Tang? Aber gewiß.«
Beinahe mißtrauisch starrte Elric auf Jhary-a- Conel. »Woher willst du das alles wissen?«
»Ich habe es dir gesagt. Ich habe viele Lebensspannen als Freund von Helden zugebracht. Mach dieses Bündel auf, wenn du nach Tanelorn zurückkehrst. Gebrauche die Pfeile aus Quarz wie Speere. Wenn du die Banner aus Bronze einsetzen willst, mußt du sie nur aufrollen. Aha!« Jhary griff hinter einen Sack mit Juwelen und holte einen ziemlich angestaubten Hut hervor. Er klopfte den Staub ab und setzte ihn auf. »Ah!« Wieder bückte er sich und legte einen Kelch frei, den er Prinz Corum reichte. »Nimm dies. Ich glaube, er wird dir nützen.«
Aus einer anderen Ecke zog Jhary einen kleinen Sack und hob ihn sich auf die Schulter. Als hätte er etwas vergessen, suchte er dann in einer Truhe mit Edelsteinen herum und fand einen funkelnden Ring aus einem seltsamen Metall, übersät mit namenlosen Steinen. »Erekose, dies ist dein Lohn dafür, daß du geholfen hast, mich von diesem Wächter zu befreien.«
Erekose lächelte. »Ich habe das Gefühl, du hattest Hilfe gar nicht nötig, junger Mann.«
»Da irrst du, Freund Erekose. Ich glaube, nie war ich in größerer Gefahr.« Er sah sich unbestimmt in der Schatzkammer um und torkelte, als der Boden besorgniserregend schwankte.
Elric sagte: »Wir sollten uns absetzen.«
»Richtig.« Jhary-a-Conel ging mit schnellen Schritten zur anderen Seite des Gewölbes. »Ein letztes Detail. Voller Stolz zeigte mir Voilodion seine Reichtümer, doch ihren Wert kannte er nicht bis ins letzte.«
»Was meinst du damit?« fragte der Prinz in der Roten Robe.
»Er tötete den Reisenden, der ihm dies brachte. Der Reisende hatte recht, wenn er annahm, er habe das Mittel, den Turm am Wandern durch die Ebenen zu hindern, doch er hatte keine Gelegenheit, es zu gebrauchen, so schnell brachte Voilodion ihn um.« Jhary ergriff einen kleinen Stab von mattbrauner Farbe. »Hier ist er. Der Runenstab.
Hawkmond hatte ihn bei sich, als ich mit ihm ins Dunkle Reich reiste...«
Jhary-a-Conel, Gefährte von Helden, bemerkte die Verwirrung der anderen und entschuldigte sich: »Es tut mir leid. Manchmal vergesse ich, daß nicht alle von uns die Erinnerung an frühere Karrieren bewahren.«
»Was ist der Runenstab?« fragte Corum.
»Ich erinnere mich an eine Beschreibung - aber ich habe kein großes Talent, Dinge zu benennen und zu erklären.«
»Das ist mir noch gar nicht aufgefallen«, sagte Elric lächelnd.
»Der Stab ist ein Objekt, das nur in einer bestimmten Konstellation räumlicher und zeitlicher Gesetze existieren kann. Damit er weiterbesteht, muß er ein Feld ausstrahlen, in dem er sich schützt. Das Feld muß mit jenen Gesetzen übereinstimmen - denselben Gesetzen, nach denen wir am besten überleben.«
Weitere Steinbrocken fielen herab.
»Der Turm bricht auseinander!« grollte Erekose.
Jhary streichelte den mattbraunen Stab. »Bitte rückt an mich heran, meine Freunde.«
Die drei Helden umringten ihn. Im nächsten Augenblick stürzte das Dach des Turms ein. Doch es fiel nicht auf sie, denn sie standen plötzlich auf festem Boden und atmeten frische Luft. Doch sie waren von Schwärze umgeben. »Bitte verlaßt diesen kleinen Kreis nicht«, sagte Jhary warnend, »sonst seid ihr verloren. Der Runenstab soll suchen, wonach auch wir streben.«
Die Männer sahen den Boden die Farbe wechseln, atmeten wärmere, dann wieder kältere Luft. Es war, als bewegten sie sich von einer Ebene des Universums zur nächsten, ohne mehr zu sehen als die wenigen Fußbreit Boden, auf denen sie standen.
Und
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