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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Spuren verwischt hat.«
    »Er. Oder ein anderer.«
    Raupach tastete nach seinen Streichhölzern. »Erinyes« stand auf der Packung, sie stammte aus dem Delphi. Er zündete die beiden Kerzen an, die bereits gebrannt hatten, und setzte sich an den Küchentisch.
    Photini nahm ihm das Streichholzbriefchen aus der Hand. »Das ist eine griechische Girlie-Band. Alekto, Megaira und Tisiphone«, las sie vor und überlegte. »Die nie Endende, die Neidische, die Mordrächende.«
    »Die drei Furien«, sagte Raupach.
    »Die Furien sind nicht böse. Sie sorgen für die Rechtmäßigkeit der Dinge innerhalb einer bestehenden Ordnung. Darin kennen sie allerdings keine Gnade.«
    »Die Bösen halten sich selbst immer für gerecht.«
    Die Kerzenflammen wuchsen. Raupach blies dagegen, nur ein wenig, damit sie nicht verloschen.

    Als die Polizisten gegangen waren, konnte Johan seine Arbeit endlich in Ruhe vollenden. Er ließ sich nicht davon stören, dass Valerie an die Zimmertür klopfte. Sie musste warten, bis er fertig war.
    Sheilas Schreibtisch war klein, reichte für seine Zwecke aber aus. Sorgfältig verfugte er die Eternit-Platten, bis sie einen Quader bildeten, der an der schmalen Seite offen blieb. Das Material war extrem hitzebeständig, ein bisschen wie die Kacheln an der Unterseite eines Space Shuttles. Dann nahm er Jefs Camcorder, umwickelte ihn mit Asbestfolie, die er im Hinterhof gefunden hatte, und steckte ihn in den Eternit-Quader. Probeweise passte er die Scheibe aus Jenaer Glas ein. Es hatte ihn Stunden gekostet, sie mit dem Diamanten seines Eherings entsprechend zuzuschneiden. Nichts bleibt ohne Sinn, hatte Marta gesagt. Er probierte die Fernbedienung aus. Die brandsichere Kamera funktionierte. Sie sollte alles aufzeichnen, was an dem Großen Tag geschehen würde. Jetzt musste er nur noch ein passendes Stativ bauen. Aus einer Aluminiumlegierung, überlegte er. Lange würde es ohnehin nicht halten müssen.
    Er sperrte auf. »Besser hätte es nicht laufen können«, sagte er und ging in die Küche.
    Valeries Klopfen war nach einer Weile verstummt. Sie saß mit aufgestützten Armen am Küchentisch und barg den Kopf in den Händen.
    »Es ist wegen Marta«, sagte sie durch die Finger hindurch. »Deiner Frau.«
    »So war es von Anfang an«, sagte Johan.
    »Du willst dich rächen.«
    Ja.
    »Ja.«
    »Deshalb haben wir uns also kennen gelernt«, stellte sie mit Bitternis fest. »Damit du einen Unterschlupf hast, wenn sie dich aufspüren.«
    Kluges Kind. Ein Lachen aus dem Tunnel.
    »Nein«, sagte er mit Nachdruck. Es fiel ihm zusehends leichter, Marta zu widersprechen. Die Schmerzen blieben aus. Es schien ihm, als sei er dagegen immun geworden.
    Valerie nahm die Hände vom Gesicht. »Was heißt das? Bin ich nicht Teil deines Plans?«
    »Ich verlange nur vierzehn Tage.«
    »Ich habe gedacht, es könnten vierzehn Jahre werden«, sagte sie resigniert.
    Johan betrachtete den geschlossenen Vorhang des Küchenfensters. Die Autos mit den rauchenden Polizisten unten in der Viersener Straße waren ihm nicht entgangen. Verborgen zu bleiben war einfacher, als er angenommen hatte. Als der Kommissar in der Wohnung gewesen war, hatte er sich unter Sheilas Bett sicher gefühlt vor einer flüchtigen Kontrolle. Bei einer richtigen Hausdurchsuchung wären die Männer, die Valerie überwachten, mit hochgekommen. Dann hätte sich Johan die Treppe zur Dachwohnung hochschleichen müssen. Oder ihm wäre etwas anderes eingefallen. Polizisten hielten sich für schlau. In Wirklichkeit unterschieden sie sich durch nichts von allen anderen.
    Er nahm einen Stuhl und setzte sich rittlings hin. »Ich habe dir nie irgendwelche Versprechungen gemacht.«
    »Stimmt.«
    »Aus welchem Grund können vierzehn Tage nicht wie vierzehn Jahre sein?«, wollte Johan wissen.
    »Wir haben nur noch zehn Tage, nicht vierzehn«, stellte sie richtig.
    »Gut, die Frist ist geschrumpft. Aber wir können das Beste daraus machen.«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Valerie. »Du drohst, dass du mich verrätst. Wie kann ich da noch so etwas wie … Zuneigung empfinden?«
    Er schwieg.
    »Es kommt mir so vor, als würde ich plötzlich mit einem vollkommen anderen Menschen sprechen. Wie kann man sich bloß so verstellen?«, fuhr sie fort.
    »Du hast Jef getötet. Was gibt es da zu diskutieren?«
    Wie Valerie es auch versuchte, immer wieder stieß sie auf diesen Granitwall, der alles blockierte, was sie zuvor zu träumen gewagt hatte. Seltsamerweise war sie nicht wütend. Nur unendlich

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