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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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enttäuscht. Johan hatte in ihr nur ein Mittel zum Zweck gesehen. Jetzt setzte er ihr die Pistole auf die Brust.
    »Ich gehe diesen Weg mit dir«, sagte sie. »Es ist verrückt, aber ich mache es. Versprich mir nur eins.« Sie machte eine Pause. »Halt Sheila aus der Sache raus.«
    »Nach dem Dreiundzwanzigsten bist du frei und kannst tun, was du willst. Deine Tochter natürlich auch.«
    »Aus irgendeinem Grund akzeptiert sie, dass du hier wohnst. Sie mag dich. Bedeutet dir das gar nichts?«
    »Es freut mich.«
    »Nichts weiter?«
    »Nichts weiter.«
    Den Tod umarmen, dachte Valerie. Sich selbst zu verlieren, um sich neu zu finden. Darauf lief es wohl hinaus. Vielleicht hatte sie nichts anderes verdient.

    Sheila und Luzius. Luzius und Sheila. Sie fühlte sich schon heimisch in seiner Wohnung. Seit sie einige Verschönerungen vornahm, sah es richtig hübsch aus. Sie legte Tischtücher auf und hatte das Zimmer mit Weihnachtsschmuck dekoriert. Der Oleander, der zum Überwintern auf der Fensterbank stand, trieb aus. Eine rosafarbene Blüte steckte in einer Vase aus Kristallglas, die noch von Berta Goodens stammte. Wie immer waren es Luzius’ Worte, die den Ausschlag gaben.
    »Tiedke hat während der Fahrt keinen einzigen Schluck getrunken«, sagte Luzius. »Ich hab genau aufgepasst. Er hat den Styroporbecher in die Halterung gesteckt und den Deckel nicht abgenommen.«
    »Und wenn er davon getrunken hat, als er vom Pinkeln zurückkam?«, fragte Sheila. »Das haben wir doch nicht mehr mitgekriegt.«
    Zum wiederholten Mal gingen sie die Ereignisse vom 8. Dezember durch. In der Bäckerei hatte sie Tiedke den präparierten Kaffee untergeschoben. Dann waren sie mit der Linie 5 zur Endstation durchgefahren, sofort ausgestiegen und zu dem roten Passat gelaufen, den Luzius zuvor in der Ikarosstraße geparkt hatte. Etwa eine halbe Stunde später hatten sie die Endstation mit dem Auto passiert und die verkohlte Bahn gesehen. Sheila war überrascht gewesen, Luzius entsetzt. Was er verschwieg.
    »Tiedke ist verbrannt«, sagte er. »Das allein zählt.«
    »Komisch, dieser Brand. Wie im Exzess. Das war jetzt das zweite Mal.«
    »Wie es genau geschah, warum und weshalb, kann uns gleichgültig sein. Er wäre sowieso gestorben, ob er nun von dem Kaffee getrunken hat oder nicht.« Luzius war hin- und hergerissen. Sollte er Sheila sagen, dass der Becher kein Gift, sondern nur ein starkes Schlafmittel enthalten hatte? Dass er sich Tiedke nach dieser Aktion allein hatte vorknöpfen wollen? Er dachte an die Pistole in der Schublade des Tisches.
    »Du bist keine Mörderin«, fuhr er fort. »Ende der Vorwürfe.«
    Es nagt an ihm, mehr als an mir selber, dachte Sheila. Aber sie durften jetzt nicht lockerlassen. »Es gibt noch etwas zu tun«, sagte sie. »Du weißt das.«
    »Ich brauche noch ein paar Stunden Schlaf vor dem Dienst.« Luzius, verantwortungsvoll wie immer.
    »Du hast Gunter doch gefunden. Na los, machen wir einen Plan!«
    »Er ist vorsichtig. Da will jeder Schritt genau bedacht sein.«
    »Eben.« Sheila entfaltete den Stadtplan und legte die Skizzen bereit, die sie angefertigt hatte. Gunters Zuflucht war ein abgeschlossenes Reich, schwer zugänglich und zudem auch noch mobil. Aber es besaß eine Schwachstelle.
    »Bald«, sagte Luzius.
    »Okay. Ruh dich aus.« Sheila bedrängte ihn nicht weiter. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, prüfte, ob die Luft rein war, und verließ die Wohnung.
    Als sie die Treppe hochstieg, fühlte sie sich trotz allem erleichtert. Chris hatte es am wenigsten verdient gehabt. Mit ihm war es nicht so … erniedrigend gewesen, eine einmalige Erfahrung, ein Grenzfall, ähnlich wie bei Ronny, wenn auch völlig anders. Offensichtlich hatte sich das Schicksal andere Wege gesucht. Doch bei Gunter würde sie nicht mehr daneben stehen, egal, was Luzius vorschlug. Sie wollte ihn von ihrer eigenen Hand sterben sehen.
    Er saß am Küchentisch, neben sich ein aufgeschlagenes Buch. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Nachrichten. Nachdem der Brand in der Linie 5 abgehandelt worden war, hatte Sheila das Interesse an der ewigen Wichtigtuerei der Medien verloren.
    »Hallo, Mattes!«, sagte sie.
    »Hallo, Sheila«, sagte Johan.
    Er legte eine Schere beiseite. Offenbar schnitt er wieder Zeitungsartikel aus.
    »Hast du bei Lili zu Abend gegessen?«, fragte Johan.
    »Ja«, log Sheila. »War lecker.« Sie rieb sich den Bauch, als käme sie von einem Kindergeburtstag.
    »Fein.«
    »Und was treibst du so?«
    »Ich

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