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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Leuten, Sie sollen nach Hause laufen, wenn Sie es nicht allzu weit haben.«
    »Wir haben diese Option bereits diskutiert«, sagte der Oberbürgermeister. Er hatte die Diskussion bislang schweigend verfolgt. Caberidis und Himmerich hatten ihn regelmäßig informiert. Er war zwar schon seit einigen Jahren im Amt, aber das Vertrauen in die Kölner Polizei war ihm im Laufe der Ermittlung verloren gegangen. Vor allem Vorderbrügges Enttarnung ließ ihn daran zweifeln, ob die jüngste Reorganisation der Ermittlungsbehörden ihren Zweck erfüllt hatte. »Eine Sperrung der U-Bahn kommt nicht in Frage. Das wäre eine Kapitulation.«
    »Na und?«, fragte Heide. »Wenn wir damit den Anschlag verhindern?«
    »Sie verhindern ihn vielleicht, zeitweise«, sagte Caberidis. »Aber fassen Sie den Täter dadurch auch?«
    »Wenn wir unser wichtigstes ziviles Verkehrs- und Transportsystem freiwillig stilllegen«, hob der Oberbürgermeister an, »wenn wir die Lebensader unserer Gesellschaft kappen, dann laden wir Nachahmungstäter zu weiteren Anschlägen ein. Dann denken diese Leute: So einfach ist das also, diese Stadt lahmzulegen. Wir zündeln ein bisschen, schreiben ein paar beunruhigende Briefe, und schon geht Köln in die Knie.« Er machte eine Kunstpause, wie er es auch bei seinen Ansprachen tat. »Die U-Bahn fährt weiter wie gewohnt. Sonst machen wir uns zum Spielball eines Psychopathen – und vor der ganzen Nation zum Narren.«
    »Die Schutzmaßnahmen reichen aus«, sagte Caberidis. »Wir wissen mit hoher Wahrscheinlichkeit, wann und wo Johan Land zuschlagen wird. Er dagegen weiß nicht, dass wir es wissen. Das sind doch die besten Voraussetzungen.«
    »Wir sollen also alles auf eine Karte setzen?«, fragte Raupach. »18 Uhr 33 am Rudolfplatz?« Im Grunde war er mit Caberidis einer Meinung. Aber er musste sich absichern. Deshalb hatte er eine Sperrung der U-Bahn zur Disposition stellen müssen. Die ganze Aktion würde eine Gratwanderung werden zwischen Gefahrenabwehr und einer Falle.
    Der Oberbürgermeister ergriff noch einmal das Wort: »Machen Sie Ihre Arbeit, Herr Kommissar. Alle, die hier am Tisch sitzen, vertrauen Ihnen und Ihren Leuten. Tun Sie, wofür Sie ausgebildet wurden. Fassen Sie diesen Mann. Überschreiten Sie Ihre Kompetenzen, wenn Sie es als notwendig erachten.«
    »Wie soll ich das verstehen?«, wunderte sich Raupach.
    »Bei dieser dummen Geschichte vor drei Jahren kamen viele ungünstige Umstände zusammen. Ich bin mir sicher, dass dieser Fall mit einem anderen Maß gemessen wird.«
    »Wirklich?«
    »Johan Land ist vermutlich nicht schuldfähig. Und die psychiatrischen Krankenhäuser des Landes sind chronisch überlastet.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Im Zuge einer Festnahme kommt es vielleicht zur Flucht. Ich möchte, dass Sie dann in erster Linie an die Sicherheit der Stadt denken.« Er blickte sich um. »Damit meine ich Sie alle.«
    Es war nicht vorbei, dachte Raupach. Es kam zurück wie ein Bumerang. Sogar seine Rehabilitierung schien einem vorausschauenden Plan entsprungen zu sein, der nicht mehr nur ihn, sondern seine gesamte Gruppe betraf. Und die Zusicherung des Bürgermeisters war so allgemein gehalten, dass sie nicht das Streugut an den Sohlen seiner gefütterten Stiefel wert war.

    Die Zellen im Präsidium waren nur für den gelegentlichen Gebrauch vorgesehen. Sie sahen aus wie die Appartements in einem Studentenwohnheim. Die Mahlzeiten kamen aus der Polizeikantine. Mio hatte nicht darben müssen.
    »Komm mit!«
    Photini wartete, bis sich der Junge erhoben hatte. Er probierte einen harten Blick. Sie nahm ihn am Arm und führte ihn zu den Aufzügen.
    »Nach der nächsten Vernehmung wirst du dem Haftrichter vorgeführt«, sagte sie. »Routineangelegenheit. Er überprüft die Beweise, die gegen dich vorliegen, und ordnet eine Untersuchungshaft an. Dauert zehn Minuten. Dann geht’s in die JVA Ossendorf.«
    »Was?«
    »Dann kommen Gegenüberstellungen zur weiteren Beweisaufnahme. Nur zur Sicherheit, damit uns nichts entgeht, wir haben ja schon das meiste, was wir brauchen, Personenbeschreibungen, Zeugenaussagen, die Scheine in deiner Geldbörse mit jeder Menge Fingerabdrücken. Allerdings dauert das Ermittlungsverfahren ein paar Monate. Diebstahl steht nicht gerade ganz oben auf unserer Hitliste.«
    Der Aufzug hielt mit einem digitalen Klingelton, die Türen öffneten sich. Photini schob Mio hinein. Er protestierte. »Aber Sie können mir nichts beweisen!«
    »Um dich einzubuchten,

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