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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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der Hand gehabt. Sheila musste den Mord ebenfalls mitbekommen haben. Sie hatte Aalund davon erzählt, Valerie hatte es von ihm selbst im Sonnenstudio erfahren.
    Raupach schwieg. Es war wichtig, dies alles zu erfahren, aber sie konnten sich nicht lange damit aufhalten, momentan ging es darum, Lands Anschlag zu verhindern. Am meisten missfiel ihm, dass Valerie anscheinend immer noch nichts von den Vergewaltigungen wusste. Sie schien eine Ahnung zu haben, sprach sie aber nicht aus. Wenn er ihr jetzt davon erzählte, würde sie vermutlich zusammenbrechen und wäre ihnen keine Hilfe mehr. War es fair, es ihr deswegen zu verschweigen?
    Raupach unterhielt sich in seinem Büro mit Jakub darüber. Der Psychologe war dagegen, es Valerie jetzt zu sagen. Zu viel stürmte momentan auf die Frau ein. Ein weiterer Schock konnte irreparablen Schaden anrichten. Jakub schlug vor, Valerie ein paar Tage in Ruhe zu lassen und sie dann behutsam aufzuklären. Besser wäre es, wenn Mutter und Tochter allein einen Anfang machten.
    »Sprecht so lange mit ihr, wie du es verantworten kannst«, sagte Raupach. Er kam sich schlecht dabei vor, musste jetzt aber Prioritäten setzen. »Noch hat sie Redebedarf. Vielleicht erfahren wir mehr über Johan Land.«
    Er machte Fotokopien von Valeries Tagebuch. Dann ließ er die Frau mit Heide und Jakub allein.

    Die Zwischenebene am Rudolfplatz wirkte wie ausgestorben. In der Einsatzzentrale überwachten Woytas und drei Kollegen die Monitore. Von außen sah der Raum nach wie vor wie eine alte Verkaufsstelle aus. Ständig kamen Meldungen der verschiedenen Sicherheitsteams herein. Man konnte leicht den Eindruck gewinnen, dass die Polizei das gesamte Liniennetz unter Kontrolle hatte. Doch Raupach wusste, dass dem nicht so war.
    »Hier ist alles ruhig«, sagte Woytas.
    »Das sehe ich.« Es gab viele Lücken. Am Rudolfplatz war wenig los, die Bevölkerung war wegen angeblicher Gleisarbeiten vor Verzögerungen an dieser Station gewarnt worden. Deshalb hatte sich der Verkehr auf eine andere Ader verlagert, auf die blauen Linien, 16 bis 19. Mit Ausnahme der 16 kamen sie von Mülheim über den Rhein, führten unter der Altstadt am Dom vorbei und verzweigten sich erst am Ring wieder in verschiedene Richtungen. Gerade kam eine Meldung vom Appellhofplatz herein. Ein Verdächtiger mit einer Aktentasche hatte im Laufschritt noch eine Bahn erwischen wollen. Der Mann wurde festgehalten und gründlich durchsucht, falscher Alarm.
    »Unverständlich, warum die Leute heute U-Bahn fahren.« Woytas schüttelte den Kopf.
    »Viele sind darauf angewiesen«, sagte Raupach, nahm den Knopf aus dem Ohr und legte ein unauffälliges Headset an, dessen Mikro er im Kragen seiner Jacke versteckte. »Die U-Bahn ist nun mal die schnellste und direkteste Verbindung in Köln. Am Tag vor Weihnachten hat es jeder eilig.«
    »Sind die Leute denn blind? Unsere Aufrufe hängen überall.«
    »Wer liest schon Aufrufe? Ich bin mir sicher, dass eine Menge Kölner gar nicht wissen, was heute hier läuft.«
    »Oder sie ignorieren es.«
    »Nicht aus Dummheit«, sagte Raupach. »Vielleicht aus Stolz. Oder in der Annahme, mit einem Verrückten schon irgendwie fertig zu werden.«
    »Es werden jedenfalls immer mehr.« Woytas rief die stündlichen Berichte ab. Jetzt war es schon 17 Uhr. Trotz der Warnungen drängten die Menschen plötzlich wieder in die U-Bahnen. Die Straßen waren hoffnungslos verstopft, viele Leute ließen ihr Auto stehen. Vergessen waren die guten Vorsätze, wenn ein wichtiger Termin anstand. Der 23. Dezember war der letzte volle Geschäftstag, er fiel auf einen Dienstag.
    »Ich gehe zum Bahnsteig runter und sehe mich um«, sagte Raupach. Er tippte an das Headset und verließ die Einsatzzentrale.
    Auf dem Bahnsteig standen drei Personen. Zwei junge Frauen in Businesskostümen und engen modischen Mänteln und ein Rentner mit einer Schiffermütze und einem Stock. Raupach wartete, bis die nächste Bahn einfuhr. Es war die Linie 6. Eine Hand voll Passagiere stieg aus, fünf Leute insgesamt, normalerweise wären es mindestens dreißig gewesen. Sie strebten sofort zur Treppe.
    Raupach gab Woytas Bescheid und stieg ein. Er fuhr drei Stationen zum Hansaring. Dann wechselte er den Bahnsteig und kehrte mit der 12 zurück.
    Die meisten Leute waren auf der Hut. Sie warfen sich gegenseitig Blicke zu, wie man es in der U-Bahn sonst immer vermied. Alle bewegten sich schneller als sonst.
    Die Sicherheitskräfte, die am Rudolfplatz Dienst taten, waren

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