Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
Vom Netzwerk:
weggeworfene Zeitungen. Der Spielplatz war Anfang November gründlich gesäubert und seither kaum betreten worden. Etwaige Fußspuren hatten die Feuerwehrleute längst zertrampelt.
    »Bei dem Wetter sitzen die Penner alle im Getränkemarkt«, schaltete sich eine Frau mit einem schwarzen Lackregenmantel ein. Der Spitz, den sie an der Leine hatte, beschnupperte Heides Stiefel. Sie überragte Foth um Haupteslänge. Heide musste den Kopf in den Nacken legen, während sie mit ihr sprach.
    »Nachts liegen die armen Kerle im Obdachlosenheim und träumen vom Christkind«, sagte sie. Ihre Stimme war rauchig. »Von denen ist es sicher keiner gewesen.«
    »Frau … Montrose hat uns verständigt«, erklärte Foth. »Das war um halb fünf.«
    »Madame Mont-rose«, wiederholte sie mit übertrieben französischer Aussprache. »Wenn ich daran denke, wie viel Mühe sich die Leute vom Elternbeirat mit diesem kleinen Bauwerk gegeben haben. Sie haben im Frühjahr damit angefangen. Wussten Sie, dass man die Zweige regelmäßig gießen muss, damit sie austreiben und eine Kuppel bilden?«
    »Haben Sie den Brandstifter gesehen?«, fragte Heide.
    »Tut mir Leid, aber die Nacht war so dunkel wie der Allerwerteste meines ersten Tänzers, wenn sie mir den Vergleich gestatten.«
    »Warum waren Sie um diese Zeit noch wach?«
    »Sie wissen wohl nicht, mit wem Sie reden, meine Liebe?« Die Frau klang beleidigt. »Aber ich verzeihe Ihnen. Auf der Bühne sehe ich, wie soll ich sagen, etwas mondäner aus. Ich bin Revuesängerin. Bei Tageslicht erkennen mich nicht einmal meine treuesten Fans.«
    Das konnte sich Heide lebhaft vorstellen. Madame Montrose, wie sie sich nannte, hatte so viel Schminke im Gesicht, dass nicht genau zu sagen war, wer oder was sich darunter verbarg. »Wären Sie so freundlich, meine Frage zu beantworten?«, beharrte Heide. Der Hund strich um ihre Beine. Sie schob ihn mit dem Stiefel beiseite.
    »Wie? Ach so, warum ich … Na, weil meine Show um zwei zu Ende war. Drei Zugaben, die Menge war außer sich. Sie lagen mir zu Füßen.«
    Mit weit ausholender Geste huldigte sie einem imaginären Publikum. Der Spitz kläffte einmal. Höttges drehte den Kopf in ihre Richtung und nickte Madame Montrose freundlich zu.
    »Danach pflege ich einen Imbiss und ein paar Erfrischungen zu mir zu nehmen«, fuhr sie fort. »Manchmal dauert das bis zum Morgengrauen, aber gestern fühlte ich mich ein wenig matt.«
    Sie ging in die Hocke und ließ den Spitz von der Leine. Der Hund sprang davon und trippelte quer über den Spielplatz. Heide warf Foth einen fragenden Blick zu. Er hatte keine Einwände.
    »Waren Sie betrunken, als Sie nach Hause kamen?« Heide hörte auf, all die Accessoires zu zählen, die Madame Montrose am Leibe trug. Es waren zu viele.
    »Aber natürlich! Meine Truppe lässt mich nüchtern nicht weg. Nicht nach so einer Vorstellung. Es war überwältigend. Wir mussten, wie sagt man …«
    Heide bemerkte die muskulösen Waden der Sängerin. Madame Montrose spielte ihre Rolle ziemlich gut. Doch die Beine, obgleich perfekt epiliert, waren verräterisch. »Drei Zugaben, ich weiß.«
    Außer diesem Transvestiten hatte sich noch kein weiterer Zeuge gemeldet. Heide würde Höttges die Nachbarschaft abklappern lassen, hatte aber wenig Hoffnung.
    »Machen Sie ein paar Fotos«, wies sie ihren Assistenten an. Höttges probierte gerade eine der Schaukeln aus. Was für einen Kindskopf hatte ihr Woytas da bloß vor zwei Wochen zugeteilt?
    Höttges erhob sich linkisch und kramte in seiner Jacke. Er fotografierte gerne und viel. Und er tat es bei weitem lieber, als im Dreck zu wühlen. Dafür war der Streifenpolizist da.
    »Und Sie haben wirklich niemanden bemerkt? Keine Gestalt, die sich vom Ort des Geschehens entfernt hat?«
    »Nein.«
    »Ist Ihnen vielleicht jemand entgegengekommen?«
    »Keine Menschenseele. Ich biege um die Ecke, will nach meinem Hausschlüssel suchen – und sehe dieses Feuer. Darf ich?« Madame Montrose nahm Foth den Helm ab und wog ihn in der Hand. »Den könnte ich in meine Nummer einbauen. Sie haben nicht zufällig einen übrig, den Sie mir leihen können?«
    »Was soll das?« Foth verstand keinen Spaß.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Sicher verstößt das gegen Ihre Vorschriften.« Madame Montrose setzte den Helm auf und warf sich vor dem Feuerwehrauto in Positur. »Lassen Sie mich ihn wenigstens mal anprobieren. Steht er mir?«
    Höttges hob den Fotoapparat und versuchte, sie aufs

Weitere Kostenlose Bücher