Der Vierte Tag
wird. Natürlich versucht man, ihn in ein längeres Gespräch zu verwickeln, aber darauf lässt er sich nicht ein.
"Versuchen Sie nicht, mich für dumm zu verkaufen. Ihre Schwierigkeiten interessieren mich nicht. Ich rate Ihnen nur eines: Schaffen Sie den Hund her!"
Natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Komik, dass jetzt hochgerüstete SEK-Männer nach einem Schäferhund suchen müssen. Aber für uns Geiseln ist die Situation nicht besonders komisch, fuchtelt Fröhlich doch wieder wild mit seiner Pistole herum. In seinen Augen haben wir es irgendwie geschafft, ihn von seinem letzten Verbündeten zu trennen. Es ist Renate, der es gelingt, ihn zum Nachdenken zu bringen, und damit, hoffentlich, etwas zu beruhigen.
"Wissen Sie, was ich denke? Der arme Hund musste einfach mal raus, wenigstens zum Pinkeln. Sicher haben Sie ihn mit viel Liebe stubenrein erzogen. Haben Sie sich mal überlegt, wie oft Sie auf dem Klo waren, seit Sie uns überfallen haben?"
Das scheint mir einleuchtend, und auch Herr Fröhlich schaut nicht mehr ganz so wild in die Gegend. Wahrscheinlich hat er sogar ein schlechtes Gewissen, zwar an Pansen, Labmagen und Haferflocken für seinen Stinki gedacht zu haben, aber nicht an dessen weitere körperlichen Bedürfnisse.
Etwas besänftigt, gibt mir Herr Fröhlich sein Einverständnis, Celine wieder anzurufen. Ich möchte Sie bitten, neben meinen anderen Aufträgen auch bei der EDV unseres Kliniklabors elektronisch vorbeizuschauen.
Sie ist sofort am Telefon.
"Felix, ich verstehe deine Ungeduld, aber ich kann nicht hexen."
Ich erkläre ihr, dass es um einen weiteren Auftrag geht. Und dass ich selbst nicht an die entscheidenden Daten in unserem Kliniklabor herankomme. Aber natürlich frage ich auch, wie weit sie mit Alpha Pharmaceutics und dem Bundesinstitut für Arzneimittel gekommen ist.
"Bei dieser Behörde habe ich es noch gar nicht versucht. Und bei der Firma renne ich im Moment nur gegen verschlossene Türen."
Das macht mir Sorgen.
"Wenn die nun überhaupt nicht online sind mit ihren Daten? Alles hübsch auf einem Rechner ohne Leitungen nach draußen?"
"Wenn das so wäre, hätten wir tatsächlich keine Chance. Glaube ich aber nicht. Schließlich ist das eine internationale Firma, mit Mutterkonzern und Hauptverwaltung in Frankreich. Nur ein Teil der Forschung sitzt hier in Deutschland, sie haben eine Abteilung Stereometrie in der Nähe von Boston und auch noch Labors in Frankreich und Irland."
"Woher weißt du das?"
"Na ja, ein bisschen habe ich schon an der Tür gerüttelt. Aber was ich dir eben gesagt habe, erfährst du fast alles auf ihrer Homepage. Jedenfalls gibt es eine Menge Daten, die sie um die Welt tragen.
"Vielleicht ist es genau das, was sie tun."
"Wie meinst du?"
"Ich meine, wenn sie nun die Daten tatsächlich durch die Welt tragen? Vielleicht reisen die Daten sicher auf einer Diskette oder CD in einer Aktentasche, nicht durch das Internet."
"Das halte ich für unwahrscheinlich, viel zu zeitaufwendig. Und zu teuer. Außerdem zahlen diese Firmen dickes Geld an diese Kinder in dunklen Anzügen und Seidenkrawatten, die ihnen Verschlüsselungsalgorhithmen und andere Sicherheitssysteme verkaufen und versichern, dass die unknackbar sind. Und schon wegen der vielen Euros muss der Vorstand ihnen glauben."
"Dunkle Anzüge und Seidenkrawatten? Ich sehe diese EDV-Kids eher in schlabberigen Pullovern, die fettigen Haare zum Pferdeschwanz gebunden."
"Oh, Felix, ich vergesse immer, dass du mein Urgroßvater sein könntest! Heutzutage kaufen auch Computerfreaks ihre Klamotten bei Joop und bei Armani. Aber egal. Tatsache ist, dass ich für deine Aufträge Hilfe brauche. Siehst du da ein Problem?"
Ich überlege einen Moment, ob die Beteiligung eines Dritten unsere Situation weiter gefährden könnte.
"Nein, ich denke nicht. Wer soll dir helfen?"
"Jemand in Hamburg, der sogar in dein Bild vom Computerfreak mit fettigem Pferdeschwanz und schlabberigem Pullover passt. Aber ich glaube, das macht er nur, weil die Leute, für die er arbeitet, es so erwarten. Die sind in der Regel dein Jahrgang."
Ich schlucke die Spitze unkommentiert, eine andere Bemerkung von Celine bereitet mir mehr Sorgen.
"Der muss erst aus Hamburg kommen? Das kostet uns noch einmal mindestens drei Stunden, eher das doppelte, bis dein Freund sich wirklich auf den Weg nach Berlin gemacht hat."
"Ich sage es ja, Felix, die Zeit ist weitergegangen. Dieser Freund kann in Hamburg sitzen, nach wie vor Mutterstadt des
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