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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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wie er sich verhalten sollte.
    »Ich habe nicht vor, Ihnen den Fall wegzunehmen, Commandant Trabelmann«, versicherte ihm Adamsberg gleich zu Beginn.
    »Das sagt sich so, dabei weiß man ja, wie das endet. Die Provinzgendarmerie macht die Drecksarbeit, und sobald es interessant wird, reißen sich’s die großen Bullen von der Kripo unter den Nagel.«
    »Eine schlichte Bestätigung ist alles, was ich brauche.«
    »Ich weiß nicht, was Ihnen im Kopf rumgeht, Kommissar, aber Sie sollten wissen, daß wir unser Bürschchen bereits haben, und zwar gut verwahrt.«
    »Bernard Vétilleux?«
    »Ja, und das ist absolut sicher. Die Waffe wurde fünf Meter neben dem Opfer gefunden, wahr und wahrhaftig im Gras liegengelassen. Stimmt genau mit den Wunden überein. Und mit Vétilleux’ Fingerabdrücken auf dem Griff, wahr und wahrhaftig.«
    Wahr und wahrhaftig. So einfach war das also. Adamsberg fragte sich einen Moment, ob er weitermachen oder aufgeben sollte.
    »Aber Vétilleux leugnet die Fakten?« fuhr er fort.
    »Er war noch voll wie ’ne Haubitze, als meine Leute ihn einkassiert haben. Kaum fähig, sich geradezuhalten. Daß er leugnet, ist keinen Pfifferling wert: Er erinnert sich an nichts, außer daran, wie ein Loch gesoffen zu haben.«
    »Ist er vorbestraft? Andere Überfälle?«
    »Nein. Aber jeder fängt ja mal an.«
    »Im Artikel ist von drei Einstichen die Rede. Handelt es sich um ein Messer?«
    »Um ein Stecheisen.«
    Adamsberg schwieg einen Moment.
    »Eher ungewöhnlich«, bemerkte er.
    »Nicht unbedingt. Diese Obdachlosen schleppen einen regelrechten Trödelladen mit sich herum. So ein Stecheisen läßt sich zum Büchsenöffnen wie zum Schlösserknacken verwenden. Machen Sie sich mal keine Gedanken, Kommissar, ich garantiere Ihnen, wie haben unseren Burschen.«
    »Eine letzte Sache noch, Commandant«, sagte Adamsberg rasch, der Trabelmanns Ungeduld spürte. »Dieses Stecheisen, ist es neu?«
    Es wurde still in der Leitung.
    »Woher wissen Sie das?« fragte Trabelmann mißtrauisch.
    »Es ist neu, oder?«
    »Allerdings. Was ändert das?«
    Adamsberg stützte die Stirn in die Hand und starrte auf das Zeitungsfoto.
    »Seien Sie nett, Trabelmann. Schicken Sie mir Fotos von der Leiche und Großaufnahmen von den Wunden.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich Sie liebenswürdig darum bitte.«
    »Wahrhaftig?«
    »Ich werde Ihnen den Fall nicht wegnehmen«, wiederholte Adamsberg. »Sie haben mein Wort.«
    »Was drückt Sie denn?«
    »Eine Kindheitserinnerung.«
    »Na, wenn das so ist«, sagte Trabelmann plötzlich respektvoll und versöhnlich, als wären Kindheitserinnerungen ein heiliges Motiv und ein Sesam-öffne-dich, das nicht anzuzweifeln war.

7
    Der Monteur, der kommen sollte und nicht kam, war endlich an seinem Bestimmungsort eingetroffen, ebenso vier Fotos von Commandant Trabelmann. Eine der Aufnahmen zeigte deutlich die Wunden des jungen Opfers in der Draufsicht, vollkommen plan.
    Adamsberg kam mit seiner Mailbox inzwischen gut zurecht, wußte aber ohne Danglards Hilfe nicht, wie man Bilder vergrößerte.
    »Was ist das?« murmelte der Capitaine und setzte sich auf Adamsbergs Platz, um das Kommando am Gerät zu übernehmen.
    »Neptun«, antwortete Adamsberg mit einem halben Lächeln, »wie er sein Zeichen in die blaue See drückt.«
    »Aber was ist es?« wiederholte Danglard.
    »Sie stellen mir immer Fragen, und dann mögen Sie nie meine Antworten.«
    »Ich weiß nur ganz gern, woran ich herumpußle«, sagte Danglard ausweichend.
    »Die drei Löcher von Schiltigheim, die drei Einstiche vom Dreizack.«
    »Von Neptun? Ist das eine fixe Idee?«
    »Es ist ein Mord. Ein junges Mädchen, das durch drei Stiche mit einem Eisen getötet wurde.«
    »Hat Trabelmann uns die geschickt? Ist er von dem Fall entbunden?«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Also?«
    »Also, ich weiß nicht. Ich weiß nichts, bevor ich nicht diese Vergrößerung habe.«
    Danglard verzog das Gesicht und begann mit der Bildübertragung. Er haßte dieses »Ich weiß nicht«, einer von Adamsbergs häufigsten Sätzen, der ihn schon unzählige Male auf unbestimmte Fährten, ja manchmal auf regelrechte Schlammpfade geführt hatte. Für Danglard war er das Vorspiel zu den Gedankensümpfen, und er hatte schon oft befürchtet, daß Adamsberg eines Tages mit Haut und Haaren darin versinken könnte.
    »Ich habe gelesen, sie hätten den Typen eingesperrt«, Danglard wurde deutlicher.
    »Ja. Mitsamt der Mordwaffe und den Fingerabdrücken.«
    »Was macht Ihnen

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