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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Explosion. Wie beim Straßburger Münster mit seinen zugestopften Fenstern.«
    »Ach ja?« wunderte sich Josette, in ihrer Bewegung kurz innehaltend. »Sie haben das Münster dichtgemacht? Wozu denn das?«
    »Weiß man nicht«, sagte Adamsberg mit einer ausweichenden Handbewegung. »Aber sie haben’s gemacht. Mit Drachen, Lampreten, Hunden, Kröten und einem Drittel Gendarm.«
    »Ah, so«, sagte Josette.
    Sie ließ die Rute auf dem Feuerbock zurück und verschwand in der Küche. Von dort brachte sie zwei Portweingläser, die sie zitternd auf den Kaminsims stellte.
    »Kennen Sie seinen Namen?« fragte sie und schenkte den Wein ein, wobei sie etwas davon neben die Gläser schüttete.
    »Trabelmann. Ein Drittel Trabelmann.«
    »Nein, ich meine das Kind von Camille.«
    »Ach so. Ich habe nicht danach gefragt. Und ich war betrunken.«
    »Hier«, sagte sie und reichte ihm seinen Portwein. »Es ist Ihrs.«
    »Danke«, sagte Adamsberg und nahm sein Glas.
    »Ich meinte nicht das Glas«, stellte Josette klar.
    Sie zeichnete noch ein paar glühende Kreise, trank ihr Glas aus und übergab Adamsberg die Rute.
    »Also«, sagte sie, »ich gehe jetzt. Es war ein kleiner Riegel, aber es kommt trotzdem Luft durch, vielleicht sogar zuviel.«

57
     
    Danglard schrieb schnell mit, während er seinem Kollegen aus Quebec zuhörte.
    »Krieg mir das so schnell wie möglich raus«, antwortete er. »Adamsberg hat die ganze Geschichte des Richters aufgedeckt. Ja, alles wird nun logisch und stichhaltig. Mit Ausnahme des Mordes auf dem Pfad, der immer noch nicht ins Bild paßt. Also, bleib dran an dem Ding … Nein … Dann sieh eben zu … Sartonnas Nachricht wird wertlos sein, das ist reine Rekonstruktion. Die Anklage wird sie platzen lassen. Ja … Sicher … Er kann noch immer davonkommen, streng dich an.«
     
    Danglard wechselte noch ein paar Worte und legte dann auf. Er hatte den abscheulichen Eindruck, daß alles nur noch an einem Faden hing. Daß in dieser Sache nur alles verloren oder alles gewonnen werden konnte. Es blieb ihm nur noch wenig Zeit, und nur ein kleines Stück Faden noch.

58
     
    Adamsberg hatte mit Brézillon ein Treffen in einem unauffälligen Café im 7. Arrondissement vereinbart, zur ruhigen Stunde des Nachmittags. Der Kommissar ging mit gesenktem Kopf unter seiner Polarmütze darauf zu. Am Abend zuvor war er noch lange wachgeblieben, nachdem Josette gegangen war, und hatte brennende Luftkreise in die Nacht gemalt. Seitdem er damals im Büro jene Zeitung durchgeblättert hatte, schien er unablässig von Stürmen heimgesucht worden zu sein, trieb er auf einem Floß, an dem Neptuns Winde rüttelten, seit fünf Wochen und fünf Tagen in hohem Wellengang. Josette, diese erstklassige Hackerin, hatte genau ins Schwarze getroffen, und er wunderte sich, daß er nicht eher daraufgekommen war. Das Kind war in Lissabon gezeugt worden, es war seins. Diese erstaunliche Wahrheit hatte eine Sturmböe besänftigt und zugleich ein Lüftchen der Unruhe ausgelöst, das am nahen Horizont zitterte und bebte.
    Sie sind wirklich ein Idiot, Kommissar. Weil er nichts begriffen hatte. Wie ein trauriges und schweres Gewicht war Danglard auf seinem Geheimnis hocken geblieben. Er und Camille hatten eisern geschwiegen, er war ja so weit geflohen. So weit, wie Raphaël vertrieben worden war.
    Raphaël konnte sich nun setzen, er aber mußte noch immer weiterrennen. Riegel für Riegel, hatte Josette in ihren himmlischen Turnschuhen angeordnet. Der Riegel vorm Pfad blieb unzugänglich. Aber an den von Fulgence kam er heran. Adamsberg drückte die Drehtür des luxuriösen Cafés an der Ecke der Avenue Bosquet auf. Drinnen tranken ein paar Damen Tee, eine einen Pastis. Er entdeckte seinen Divisionnaire, der wie ein graues Denkmal auf einer rotsamtenen Bank saß, ein Glas Bier vor sich auf dem polierten Holztisch.
    »Nehmen Sie diese Mütze ab«, sagte Brézillon sofort.
    »Sie sehen ja aus wie ein Bauer.«
    »So tarne ich mich«, erklärte Adamsberg und legte sie auf einen Stuhl. »Polartechnik, die Augen, Ohren, Wangen und Kinn verbirgt.«
    »Beeilen Sie sich, Adamsberg. Ich erweise Ihnen bereits eine Gunst, indem ich dieses Gespräch akzeptiere.«
    »Ich habe Danglard gebeten, Sie über alles weitere im Zusammenhang mit der Exhumierung zu unterrichten. Fulgences Alter, die Familie Guillaumond, der Muttermord, die Trumpfhand.«
    »Das hat er getan.«
    »Ihre Meinung, Monsieur le Divisionnaire?«
    Brézillon zündete sich eine seiner billigen

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