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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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beinah so rund waren wie die samtenen Kugeln, die man an den Gesichtern von Stofftieren befestigt.
    »Na«, antwortete Sanscartier, »wenn er immer noch mordet, dann ist er ja wohl noch nicht wirklich tot.«
    »Doch«, beharrte Adamsberg. »Er ist tot, wenn ich’s dir sage.«
    »Na, deshalb leistet er ja auch Widerstand«, erklärte Sanscartier und breitete die Arme aus. »Der schlägt um sich wie der Teufel im Weihwasser.«
    Adamsberg stützte sich auf die Reling. Nach Clémentine endlich wieder eine Hand, die sich unschuldig zu ihm hinstreckte.
    »Du bist ein einfallsreicher Coch, Sanscartier. Du mußt tatsächlich in den Außendienst.«
    »Glaubsta wirklich?«
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Auf jeden Fall«, sagte der Sergent und nickte, »wirst du dir mit deinem Teufel irgendwann die Finger im Zwirner zerhäckseln. Sieh dich vor, wenn ich das sagen darf. Da wird’s genügend Esti von Typen geben, die sagen, daß du mit einemmal verkehrt gespult bist.«
    »Das heißt?«
    »Die sagen werden, daß du in Farbe träumst, daß du Stuß quasselst.«
    »Ach so. Das wurde schon gesagt, Sanscartier.«
    »Also halt deinen Mund und versuch nicht, ihnen was weiszumachen. Aber in meinem ganz persönlichen Buch sage ich mir, daß du Schneid hast und richtig liegst. Such deinen verdammten Dämon, und solange du drauf wartest, ihn endlich am Schlafittchen zu packen, fall nicht auf.«
    Adamsberg blieb über das Geländer gebeugt, empfänglich für die Linderung, die ihm die Worte seines Kollegen mit der klaren Stirn verschafften.
    »Aber warum hältst du mich nicht für verrückt, Sanscartier?«
    »Weil du’s nicht bist, ist doch leicht zu verstehn. Kommsta zum Essen? Ist schon zwölf durch.«
     
    Am nächsten Abend, nachdem sie einen weiteren Tag miteinander am Extraktionsautomaten verbracht hatten, trennte sich Adamsberg nur mit Bedauern von seinem wohltuenden Kollegen.
    »Mit wem bist du morgen im Team?« fragte Sanscartier, während er ihn zum Wagen begleitete.
    »Ginette Saint-Preux.«
    »Die ist ein guter Mädchen-Schumm. Da wirst du dich wohl fühlen.«
    »Aber du wirst mir fehlen«, meinte Adamsberg und drückte ihm die Hand. »Du hast mir einen großen Dienst erwiesen.«
    »Wie iss ’n das möglich?«
    »Es ist eben möglich, und fertig. Und du? Mit wem arbeitest du zusammen?«
    »Mit der Zartverpflegten. Kannsta mir noch mal ihren Namen sagen?«
    »Zartverpflegt?«
    »Dick«, übersetze Sanscartier verlegen.
    »Ach so. Violette Retancourt.«
    »Entschuldige, daß ich noch mal darauf zurückkomme, aber wenn du den verdammten Toten gekascht hast, selbst in zehn Jahren, läßt du’s mich dann wissen?«
    »Interessiert es dich so sehr?«
    »Ja. Und außerdem mag ich dich inzwischen wirklich gern.«
    »Ich werde dir Bescheid sagen. Auch in zehn Jahren noch.«
     
    Im Fahrstuhl stieß Adamsberg auf Danglard. Die zwei Tage mit Sanscartier dem Guten hatten ihn besänftigt, und so schob er seinen Wunsch nach einem Schlagabtausch mit seinem Stellvertreter auf.
    »Gehen Sie heute abend aus, Danglard?« fragte er ihn in neutralem Ton.
    »Bin völlig fertig. Ich esse einen Happen und leg mich schlafen.«
    »Und die Kinder? Alles in Ordnung?«
    »Ja, danke«, antwortete der Capitaine ein wenig überrascht.
    Adamsberg lächelte auf seinem Nachhauseweg. In letzter Zeit war Danglard nicht sonderlich geschickt im Versteckspielen. Am Abend zuvor hatte er gehört, wie der Wagen um achtzehn Uhr dreißig weggefahren und erst gegen zwei Uhr früh wiedergekommen war. Die Zeit, die man brauchte, um nach Montreal zu fahren, dasselbe Konzert zu hören und seine guten Taten zu vollbringen. Kurze Nächte, die seine Augenringe dunkler werden ließen. Wackerer Danglard, war sich seines Inkognitos so sicher und verschloß die Lippen über einem längst aufgeflogenen Geheimnis. An diesem Abend: letzte Vorstellung und erneute Hin- und Rückfahrt für den treuen Capitaine.
    Von seinem Fenster aus beobachtete Adamsberg seinen heimlichen Aufbruch. Gute Fahrt und schönes Konzert, Capitaine. Er sah zu, wie der Wagen davonfuhr, als Mordent ihn anrief.
    »Tut mir leid wegen der Verspätung, Kommissar, aber wir hatten hier das reinste Chaos, ein Typ, der seine Frau umbringen wollte und uns gleichzeitig anrief. Wir mußten das Haus umstellen.«
    »Schäden?«
    »Nein, die erste Kugel hat der Kerl ins Klavier eingepaßt und die zweite in den eigenen Fuß. Ein wahrer Trottel, zum Glück.«
    »Was Neues aus dem Elsaß?«
    »Ich lese Ihnen den Artikel auf

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